Landestierschutzverband Thüringen protestiert vor der Staatskanzlei

Tierheime am Limit

Sonnabend
01.06.2024, 09:24 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Um auf die dramatische Lage der Tierheime aufmerksam zu machen, hat der Landestierschutzverband Thüringen zusammen mit örtlichen Tierschutzvereinen in Erfurt vor der Staatskanzlei protestiert...

Protest vor dem Sitz der Landesregierung (Foto: K.Schmidt) Protest vor dem Sitz der Landesregierung (Foto: K.Schmidt)

Mit übergroßen Aufstellern aus Pappe unter anderem von Hunden und Katzen sowie Bannern, Schildern und zahlreichen Tier-Transportboxen, haben die Tierschützer unter dem Motto „Rettet unsere Tierheime! Wer rettet sonst uns?“ die prekäre Situation in den Mittelpunkt ge- stellt. So führen ungenügende rechtliche Rahmenbedingungen, steigende Tierzahlen durch unbedachte Anschaffungen sowie die explodierten Futter-, Energie- und Tierarztkosten zu einer kaum zu bewältigenden Belastung. Ziel der Protestaktion ist es, mehr Bewusstsein in der Öffentlichkeit zu schaffen und zu verdeutlichen, dass die Tierheime im Land an ihre Grenzen kommen. Die Politik müsse die Tierheime entlasten, so die Forderung.

„Wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Die steigende Zahl der Tiere, die täglich – nicht nur in Thüringen, sondern deutschlandweit – abgegeben werden, reißt nicht ab. Auch, wenn wir gern weiter allen Tieren in Not helfen würden, müssen wir immer wieder Aufnahmestopps verhängen. Auch bleiben immer mehr Tiere mit hohem Betreuungsbedarf, etwa im Verhalten problematische Hunde, länger in den Tierheimen, obwohl diese nicht als dau- erhafte „Verwahrstationen“ konzipiert sind. Das verpflichtende Staatsziel Tierschutz verkommt damit zur Farce! Bund, Länder sowie Kommunen und Landkreise müssen sich end- lich ihrer Verantwortung stellen, anstatt diese auf den jeweils anderen abzuwälzen“, so Kevin Schmidt vom Deutschen Tierschutzbund – Landestierschutzverband Thüringen.

Zwei von drei Tierheimen in Deutschland sind bereits jetzt schon überfüllt, schätzt der Deutsche Tierschutzbund, der Dachverband der Tierheime. Neben der Corona-Pandemie, die viele Menschen dazu verleitet hat, unüberlegt Tiere anzuschaffen, die wegen Überforderung oder Zeitmangel im Tierheim landen, sind auch die allgemeine Inflation und erhöhte Tierarztkosten ursächlich für vermehrt abgegebene oder ausgesetzte Tiere. Die Tierheime selbst haben währenddessen genauso mit gestiegenen Kosten für Tierfutter, tierärztliche Behandlungen und durch den erhöhten Mindestlohn zu kämpfen.

Zu den notwendigen Maßnahmen, um die Tierheime zu entlasten, gehört nach Auffassung des Deutschen Tierschutzbundes – Landestierschutzverband Thüringen eine Heimtierschutzverordnung, die unter anderem einen Sachkundenachweis für Tierhalter vor der Anschaffung eines Haustieres und die Kastration von Freigängerkatzen vorschreibt. Ebenso müsste eine Positivliste klarstellen, welche Tierarten überhaupt in privater Hand gehalten werden dürfen. Der Handel mit Tieren über das Internet müsse unterbunden wer- den. Die im Koalitionsvertrag versprochene Verbrauchsstiftung für Tierheime müsse großzügig ausgestattet und unverzüglich auf den Weg gebracht werden, um dringende Sanie- rungen und Ausbauten, etwa von Kranken- und Quarantänestationen, umsetzen zu können. Zudem fordert der Deutschen Tierschutzbund – Landestierschutzverband Thüringen, dass die Kosten für die von Tierheimen übernommenen Aufgaben für die öffentliche Hand – etwa für die Betreuung von Fundtieren oder beschlagnahmten Tieren – von den Kommunen vollumfänglich erstattet werden. Auch müsse Schluss damit sein, unterschiedliche Hunderassen pauschal als gefährlich zu vorverurteilen, da dies deren Vermittlung im Tierheim erschwere oder unmöglich mache. „Statt an der Rasse muss die Gefährlichkeit am individuellen Tier festgemacht werden“, so Kevin Schmidt.