Zeitzeugen gesucht

Es war einmal ein Möbelwerk

Sonntag
03.09.2023, 18:46 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Die Geschichte der Möbelindustrie der DDR ist eine Geschichte des Aufbaus mit viel Elan und Zielstrebigkeit. Sie ist gleichzeitig eine Geschichte der Demontage und Deindustrialisierung des Ostens, schreibt Heinz Möller, der sich mit dem Möbelwerk in Bad Frankenhausen befasst hat…

Die Demontage ist die Basis für die heutigen wirtschaftlichen Probleme. Es ist eine spannende Geschichte von Menschen, die in der DDR gelebt und gearbeitete haben und glücklich waren. Die Mitarbeiter haben ihren Betrieb aufgebaut und später demontiert.

Das Möbelwerk in Bad Frankenhausen (Foto: Heinz Möller) Das Möbelwerk in Bad Frankenhausen (Foto: Heinz Möller)


Grundlage für den VEB Möbelwerk Bad Frankenhausen ist eine 1935 errichtete Ingenieurschule, ausgebildet wurden Fachkräfte für den Flugzeugbau. Gebaut wurden Segelflugzeuge für die Ausbildung in der Ingenieurschule. Eine Firma der Metallverarbeitung für den Flugzeugbau entstand in der Folgezeit.
Vor dem Krieg befanden sich die Firma Brennhorst und die Firma Baumann auf dem Gelände. Nach dem Krieg noch 1945 erfolgte ein Umzug in die Lindenstraße. Gleichzeitig wurde der Metallverarbeitungsbetrieb demontiert, die Maschinen in die Sowjetunion als Reparation gesendet. Mit noch vorhandenen Holzbearbeitungsmaschinen konnte ein kleiner Betrieb zur Fertigung von Spielzeug und Möbeln gegründet werden.

Das Modell Weimar wurde viele Jahre hergestellt, ein genauer Zeitraum ist nicht bekannt. (Foto: Heinz Möller) Das Modell Weimar wurde viele Jahre hergestellt, ein genauer Zeitraum ist nicht bekannt. (Foto: Heinz Möller)


Ab 1946 wurden Kommunale Wirtschaftsunternehmen (KWU) gegründet, um den dringendsten Bedarf an Gütern der Bevölkerung zu decken und die Wirtschaft in Gang zu setzen. Die KWU Frankenhausen wurde 1949 gebildet, dieses KWU bestand aus 5 Betrieben unterschiedlicher Eigentumsformen. Als Name wurde kurz nach Gründung die Bezeichnung KWU- Möbelwerk gewählt. Hergestellt wurden Handwagen und Treppenleitern, die Tischlerei produzierte Betten aus Eiche. Die Schlosserei stellte Kreissägen und Kartoffelquetschen her und eine Spielwarenabteilung Spielzeug in der Schachtel – Dorf und Stadt – her.

Der Betriebsteil Bad Frankenhausen (Foto: Heinz Möller) Der Betriebsteil Bad Frankenhausen (Foto: Heinz Möller)


Aus dem KWU entstand später der VEB Holz und Elektro. Das Sortiment wandelte sich mehr zur Möbelproduktion. Produziert wurden Wohnzimmer mit dem Gütezeichen 1. Am 01.01.1963 wurde der Betrieb VEB Möbelwerke Südharz Eisleben gebildet. Zum neuen Betrieb gehörten folgende Werke:

  • VEB Holzindustrie Sangerhausen – Werk I
  • VEB Baubetrieb Helbra – Werk II
  • VEB Holzindustrie Eisleben – Werk III
  • VEB Holzindustrie Gernrode – Werk IV
  • VEB Holzindustrie Bad Frankenhausen – Werk V.


Geleitet wurde der Betrieb viele Jahre von Dieter Siewert, der den Betrieb in der Folgezeit zu einer leistungsstarken Einheit entwickelt.

Eine Betriebschronik über die Geschichte des VEB Möbelwerke Südharz Eisleben ist im Entstehen. Der Autor Heinz Möller aus Berlin, lange Jahre Mitarbeiter im VEB Möbelkombinat Dessau bzw. VEB Möbelkombinat Berlin will eine Chronik erarbeiten. Zum Betrieb Bad Frankenhausen sind wenig Einzelheiten bekannt.

Gesucht werden Zeitzeugen, die ihr Wissen weitergeben möchten. Vor allem wird aber eine vorhandene Chronik gesucht, die derzeitig verschollen ist. Sie lagert sicher in einem Wohnzimmerschrank, vergessen und unentdeckt. Es wäre sehr schade, wenn sie für immer verschwindet. Alle weiteren Belege wie Bilder oder Dokumente sind ebenfalls willkommen. Eine interessante Quelle sind auch Brigadetagebücher.

Die Chronik wird keine nostalgische Ausarbeitung, sie soll jungen Menschen das Wissen über Geschichte vermitteln. Geschichte ist Identität zeigt die Vergangenheit als Leitfaden für die Zukunft.
Alle Leser werden aufgerufen, ihr Wissen und Belege weiterzugeben. Der Autor ist unter Moeller.berlin@kabelmail.de erreichbar.
Vielleicht finden sich auch einige Zeitzeugen, die ein Treffen und Einbeziehung des Autors organisieren können.
Heinz Möller