Betroffene von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt

Thüringer Initiative gegründet

Montag
03.07.2023, 15:10 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
In Thüringen werden jedes Jahr sieben Frauen von ihren Partnern oder Ex-Partnern getötet. Alle drei Minuten wird in Deutschland ein Notruf wegen häuslicher Gewalt abgesetzt. Betroffen sind häufig auch Kinder, die in diesen Situationen anwesend sind. Mehr als 59.000 Fälle von Kindeswohlgefährdung werden jährlich dokumentiert...

Das europäische Abkommen zur Verhütung von Gewalt an Frauen und häuslicher Gewalt (kurz Istanbulkonvention) ist 2018 in Deutschland rechtskräftig geworden. Die Umsetzung geht jedoch kaum voran. Noch immer werden Betroffene gesellschaftlich stigmatisiert. Noch immer versagen institutionelle Hilfesysteme oder diese bestehen noch gar nicht, wie die Diskussion um die Notwendigkeit von Schutzplätzen zeigt. Noch immer schämen sich Kinder, wenn in ihren Familien ein Partner schlägt. Noch immer wird Sexismus und Frauenfeindlichkeit an Stammtischen gefeiert. Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt ist keine Privatsache, sondern ein gesellschaftliches Problem. Wir sagen es reicht!

Am 28. Juni hat sich die „Thüringer Initiative der Betroffenen von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt“ gegründet. „Viele Frauen fühlen sich alleine, finden kein Gehör oder sind sprachlos, da sie keine Kraft mehr haben. Das wollen wir mit unserer Initiative ändern“ sagt das Gründungsmitglied Stephanie Kespohl. Die Initiative wird die politische Umsetzung der Istanbulkonvention auf allen Ebenen einfordern und konstruktive Maßnahmen zur Umsetzung dieser gestalten. Dies betrifft nicht nur Schutzräume für Frauen, sondern vor allem die politischen Bereiche Bildung, Justiz, Innenpolitik, Soziales usw.

„Wir werden in den nächsten Monaten alle Anstrengungen darauflegen, Betroffene aus ganz Thüringen zu erreichen und Strategien zu entwickeln, um dieses Phänomen zu enttabuisieren und politisch einzufordern“, sagte Diana Hennig, ebenfalls Gründungsmitglied der Initiative.