Die ulkigsten und gefährlichsten Silvesterbräuche

Irrsinn rund um die Welt

Sonnabend
31.12.2022, 07:00 Uhr
Autor:
osch
veröffentlicht unter:
Das neue Jahr soll traditionell Glück, Gesundheit und Frieden, nach Möglichkeit aber auch unermesslichen Reichtum und weniger langes Anstehen an der Supermarktkasse oder eine bessere Zahnprothese unten links drei bringen. Je nachdem. Um diesen Wünschen Nachdruck zu verleihen haben sich die Erdbewohner rings um den Planeten die ulkigsten Bräuche ausgedacht …

Wir wünschen eine schöne Party heute Abend. Vielleicht mal mit einem neuen Silvesterbrauch? (Foto: Mohamed Hassan) Wir wünschen eine schöne Party heute Abend. Vielleicht mal mit einem neuen Silvesterbrauch? (Foto: Mohamed Hassan)

Viele Deutsche greifen zu Hilfsmitteln wie Bleigießen, dem hemmungslosen Verzehr von Marzipanschweinchen oder dem Erwerb von Glücksklee, der vorzugsweise an einem papiernen Schornsteinfeger befestigt ist, der wiederum dann meist im Verlaufe der Silvesterfeier Feuer fängt und mit einem beherzt ausgeschütteten Schluck Sekt gelöscht wird.

Andere Länder haben andere Gebräuche, die mitunter nicht weniger gefährlich sind als eine Magenverstimmung durch zu viel Marzipan in Kombination mit windelweich gekochtem Karpfen und literweise Schaumwein.

Spanien
Die Iberer nehmen zu Neujahr um Mitternacht wortwörtlich den Mund voll: und zwar mit zwölf Trauben. Diese sollen einzeln verzehrt beim jeweiligen Glockenschlag die kommenden Monate des Jahres symbolisieren und für jeden einzelnen Lottogewinne, unverhoffte Erbschaften und sonstiges nicht pekuniäres Glück garantieren. Empfehlenswert ist, die Prozedur vorher ein paar Mal zu üben, denn wer nach dem letzten Glockenschlag noch Trauben im Mund hat, den erwartet eine üble Steuernachzahlung oder sonstiges schlimmes Pech im neuen Jahr. Der spanische Einzelhandel hält inzwischen abgezählte Weintrauben in Plastiktüten oder Konservendosen bereit, damit sich die Landsleute nicht verzählen. Funktionieren kann die Wunscherfüllung übrigens nur, wenn die Spanier rote Unterwäsche dazu tragen.

Italien
Auch auf der Halbinsel wird an Silvester unter der Festtagskleidung rot getragen und das Neujahrsglück auch hier durchs Essen erwirkt. Cotechino und Lenticchie (Würstchen und Linsen) verdrängen am letzten Tag des Jahres kurzzeitig Spaghetti und Pasta. Dieses Gericht soll im neuen Jahr nicht nur für viel Glück, sondern - Sie ahnen es sicherlich schon - vor allem auch für großen Reichtum sorgen. Die Italiener glauben in ihrer roten Unterwäsche irgendwie daran, dass die Linsen wie Geld aussähen.

Dänemark
Unsere nördlichen Nachbarn gehen das neue Jahr relativ sportlich an. Um Punkt Mitternacht springt man hier von einem Stuhl oder auch vom Tisch oder (wenn man nicht mehr so gut zu Fuß oder gerade beeinträchtigt ist) alternativ auch von der Teppichkante ins neue Jahr. Welche Unterwäschefarbe dabei verwendet wird ist nicht bekannt.

Brasilien
Im Land der Copacabana und der sehr ansehnlichen Karnevalsumzüge ist es an Silvester weiß. Also nicht nur die Farbe der Unterwäsche, sondern auch was die Brasilianer darüber tragen. So gewandet geht es ans Meer, wo um Mitternacht all jene sieben Wünsche äußern können, die sieben kleine Wellen am Strand überspringen. Wer sein Fitnessprogramm schon absolviert hat, kann alternativ Blumen ins Meer werfen, während er sich etwas wünscht.

Russland:
Erstaunlicherweise wird in Russland für die Neujahrswünsche nicht so großer Wert auf Essen oder Sport gelegt und auch die Farbe ihrer Unterwäsche ist den Russen egal. Aber ein bestimmtes Getränk muss es sein! Kurz vor Mitternacht formulieren die Menschen ihren größten Wunsch für das neue Jahr schriftlich auf einem Zettel. Der wird hernach verbrannt. Die Asche daraus wird allerdings nicht achtlos in einer Wodkalache liegen gelassen, sondern fein säuberlich in einem Glas Schampanskoje verrührt, mit dem dann um Mitternacht angestoßen wird.

Schottland
Spannend geht es in den High- und Lowlands der britischen Insel zu. Um Mitternacht wendet sich der Blick der Feiernden besorgt der Haustür zu. Entscheidend ist, wer als Erster dort eintritt. Schreitet ein Familienmitglied oder auch eine befreundete Person mit Geschenken hindurch, so bringt dies Glück. Ist es aber der besoffene Sean von nebenan, der nur noch einen Drink schnorren will, so ist das ein fatales Omen für das nächste Jahr und die Betroffenen sollten sich zügig mit Schafsmägen und Whisky eindecken.

Da viele Schotten ein solches Szenario zu fürchten scheinen, flüchten sie nach Stonehaven bei Aberdeen, wo in der Silvesternacht einem vorchristlichen Brauch gefrönt wird, bei dem große Feuerbälle an langen Metallstangen kreisförmig geschwungen werden. Die bis zu zehn Kilogramm schweren Feuerbälle symbolisieren die Sonne, die in der dunklen Winternacht das Böse besiegt. Vermutlich wird bei so heidnischem Zauber gar keine Unterwäsche getragen.

Kolumbien
Die Kolumbianer scheinen einen Pakt mit der internationalen Tourismus-Industrie geschlossen zu haben. Jedenfalls laufen sie an Neujahr um Mitternacht mit einem leeren Koffer einmal um den Block. Dies bringt nicht nur Glück, sondern soll auch garantieren, dass es im neuen Jahr auf viele Reisen geht.

Philippinen
Auf den Philippinen dreht sich an Neujahr alles um runde Dinge. So sollte der Tisch, an dem gegessen wird unbedingt rund und mit vielen runden Früchten dekoriert sein. Die Philippinos schenken sich gegenseitig Münzen und tragen dabei gepunktete Kleidung (und Unterwäsche). Außerdem schalten sie alle künstlichen Lichter aus und öffnen Türen und Fenster sperrangelweit. Das lüftet nicht nur ordentlich durch nach der Party, sondern die negative Energie des alten Jahres verlässt so das Haus und positive Energie für das neue Jahr kommt hinein.

Österreich
In der Alpenrepublik setzen die Menschen auf etwas Schwung zur Neujahrsnacht. So ist es überraschenderweise in Wien Tradition bei Wiener Walzern tanzenderweise das neue Jahr zu begrüßen. Dies soll nicht nur viel Glück bringen, sondern auch noch Fröhlichkeit für zwölf Monate.

Griechenland
Bei den Hellenen wird zu Silvester der Vasilopita-Kuchen (Neujahrskuchen) gebacken, der dem Heiligen Vassilios gewidmet ist. In diesen Kuchen wird eine Goldmünze eingebacken - wer sie in seinem Kuchenstück findet, wird im neuen Jahr viel Glück haben oder zunächst den Dentisten seiner Wahl aufsuchen müssen. Der Heilige Vassilius hat seinen Gedenktag genau am 1. Januar und ist für griechische Kinder das, was Coca-Cola-Mann und Christkind in Deutschland sind. Er verteilt die Weihnachtsgeschenke.

Peru
Im Andenstaat Peru steht die Kartoffel im Zentrum eines ungewöhnlichen Silvesterbrauchs: Unter einen Sessel oder eine Couch legen die Peruaner drei Kartoffeln: Eine ganz geschälte, eine halb geschält und eine ungeschälte. Um Mitternacht wird ohne hinzusehen nach den Knollen gegrapscht und sie hervorgeholt. Wer die ungeschälte Kartoffel erwischt, dem soll ein gutes Jahr mit Geldsegen ins Haus stehen. Für den mit der halbgeschälten Kartoffel wird das neue Jahr wenigstens nicht schlimmer als das alte. Aber der arme Mensch mit der geschälten Kartoffel! Der kann das Gemüse gleich behalten, denn im kommenden Jahr steckt er so in Geldsorgen, dass er die Kartoffel in schlechten Zeiten aufessen wird.

Puerto Rico
Im karibischen Inselstaat sollten Silvester auf den Straßen Flanierende gleich Badehosen oder Bikinis tragen, denn der Einheimische pflegt einen Eimer Wasser aus dem Fenster zu schütten, um so böse Geister aus dem Haus zu spülen. Andere werfen sich um Mitternacht rücklings in die Wellen des Meeres (wozu auch Badesachen als Unterwäsche empfohlen werden).

Türkei
In der Silvesternacht wird Passanten das Tragen eines Helmes empfohlen, denn die Straßen sind ein gefährliches Pflaster, auf dem immer wieder Granatäpfel aufprallen und zerschellen. Die Früchte werfen die Türken freiwillig von ihren Balkonen, denn sie glauben, je stärker der Granatapfel aufplatzt und seine Kerne verteilt, umso erfolgreicher und glücklicher wird das neue Jahr.

El Salvador
Eine etwas von unserer variierende Form des Bleigießens gibt es im mittelamerikanischen El Salvador zu Silvester: Um Mitternacht wird ein rohes Ei in eine kleine Schlüssel gegossen, die über Nacht auf der Fensterbank bleibt. Die Form, die das Ei am folgenden Morgen angenommen hat, gibt den Interessierten Hinweise darauf, was das neue Jahr bringen wird.

Deutschland
Im deutschen Fernsehen läuft ein Sketch aus den sechziger Jahren des letzten Jahrtausends gefühlt zweihundert Mal binnen fünf Stunden auf den vielen öffentlich-rechtlichen Kanälen hoch und runter. Also: „The same procedure as every year.“ Und weil wir in einem freien Rechtsstaat leben, können wir dazu die Unterwäsche tragen, die uns am besten gefällt.

Egal, für welchen Brauch Sie sich heute Abend entscheiden: unsere Redaktion wünscht Ihnen, dass er gelingen möge und Ihnen ein gutes, gesundes, glückliches und vor allem friedvolles neues Jahr beschert. PROST NEUJAHR!