Wie Amphibien durch den Sommer kommen

Ein Wunderwerk der Natur

Sonnabend
09.07.2022, 17:02 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Besonders Amphibien leiden unter starker Hitze. Denn ihre dünne Haut ist zwar ein Wunderwerk der Natur, aber überaus empfindlich und kann schnell austrocknen. Wie Frösche, Molche und Salamander durch den Sommer kommen und was es mit ihrer Zauberhaut auf sich hat, erklärt WetterOnline in Kooperation mit dem Aquazoo Löbbecke Museum in Düsseldorf...

Bitte einmal tief einatmen – durch die Haut!
Frosch- und Schwanzlurche haben eine sehr dünne Haut mit zahlreichen einzigartigen Eigenschaften: So können Amphibien neben der Lungenatmung auch Sauerstoff aus der Umgebung direkt über die Hautoberfläche aufnehmen. Unter der Hautoberfläche verläuft ein feines Netz aus Blutgefäßen, das den Sauerstoff, der durch die Haut eindringt, aufnimmt und weitertransportiert. Dadurch werden die Organe der Amphibien genauso mit Sauerstoff versorgt, als würde das Tier mit der Lunge atmen.

Das funktioniert dann, wenn die Haut sehr feucht ist oder sich das Tier im Wasser befindet. Doch der natürliche Lebensraum der Amphibien ist akut bedroht. Denn kleinere Tümpel und Seen führen während heißen Sommern oft kaum noch Wasser. Björn Goldhausen, Pressesprecher und Meteorologe von WetterOnline, erklärt: „Die zunehmende Erwärmung von Erdoberfläche und Atmosphäre führt zu andauernden Hitze- und Trockenperioden. Der von Menschen gemachte Klimawandel ist real und gefährdet auch unsere heimischen Amphibien.“

Frösche und Kröten können über die Haut atmen. Aber nur, wenn die Haut sehr feucht ist oder sich das Tier im Wasser befindet (Foto: Aquazoo Löbbeke Museum Düsseldorf) Frösche und Kröten können über die Haut atmen. Aber nur, wenn die Haut sehr feucht ist oder sich das Tier im Wasser befindet (Foto: Aquazoo Löbbeke Museum Düsseldorf)


Amphibienhaut: Genial und sensibel
Die amphibische Haut kann jedoch nicht nur atmen, sie ist auch mit vielen Drüsen ausgestattet, die sowohl Schleim als auch andere Substanzen wie Hautgifte abgeben. Der Schleim überzieht schützend die Oberfläche des Tieres und bietet einen zusätzlichen Austrocknungsschutz. Zudem schützen Hautgifte ganz unterschiedlicher Toxizität die Tiere vor Fressfeinden, aber auch vor Parasiten und Krankheitserregern wie Bakterien und Pilzen.

Sandra Honigs, stellvertretende Direktorin und Kuratorin für den Landbereich im Aquazoo Löbbecke Museum Düsseldorf: „Normalerweise funktioniert der Spezial-Hautschutz relativ zuverlässig. Doch leider sind auch Amphibien gegen auftretende Veränderungen ihres Lebensraumes, die unter anderem dem Klimawandel geschuldet sind, und gegen neue Krankheitserreger nicht gewappnet.“ Nachteile der sehr dünnen Haut sind zudem, dass sie sehr empfindlich gegen mechanische Einflüsse ist und schnell austrocknen kann, wenn sie nicht stets feucht gehalten wird. „Daher ist es für Frösche, Molche und Salamander besonders wichtig, ein schattiges und feuchtes Plätzchen als Unterschlupf zu finden, da sie sonst Gefahr laufen auszutrocknen oder zu ersticken“, so Honigs.

Ohne Wasser keine Nachkommen
Alle heimischen Amphibien benötigen zudem Feuchtigkeit, um sich fortpflanzen zu können. Damit sich ihre gallertigen Eier entwickeln können, müssen sie in einer feuchten Umgebung in der Regel mindestens in einem Kleinstgewässer abgelegt werden. Sandra Honigs: „Auf Amphibien warten viele Gefahren. Zahlreiche Gewässer werden bereits von hungrigen Fischen bewohnt, die nur darauf warten, sich über die munteren Amphibienlarven her zu machen. Und hat ein Frosch ein schmuckes temporäres Gewässer gefunden und besetzt, trocknet dieses möglicherweise bei der nächsten Hitzewelle gleich wieder aus. Da können wir Menschen nur mit Gießkanne und Gartenschlauch Entwicklungshilfe leisten.“

Hilfe für Frosch & Co.
Hitzewellen und Trockenperioden machen insbesondere den Amphibien extrem zu schaffen, die in Städten und stark bebauten Gegenden leben. Grünflächen, Feuchtbiotope und amphibienfreundliche Plätze sind hier rar und jede feuchte Ecke kann in langen trockenen Sommern ihr Überleben sichern. „Daher ist es besonders wichtig, im Garten, in öffentlichen Parkanlagen und in Grünflächen Laub, Gehölz und Totholz liegen zu lassen und heimischen Tieren wie Amphibien, Insekten und auch Igeln so ein kühles, feuchtes und dunkles Versteck zu bieten“, so Honigs. „Ein amphibienfreundlicher Teich im eigenen Garten kann zudem die Fortpflanzung gefährdeter Arten unterstützen.“