Ernstfall wurde geprobt

Großeinsatz bei Schachtbau

Dienstag
31.05.2022, 18:00 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Am Nachmittag kurz nach halb vier nähern sich Blaulicht und Sirenengeheul dem Schachtbaugelände. Das Lagebild: eine Verpuffung im Keller und mehrere Verletzte, also ein Großeinsatz für die Rettungskräfte…

Auf dem Schachtbaugelände fand heute eine Großübung von Feuerwehr und Rettungskräften statt (Foto: agl) Auf dem Schachtbaugelände fand heute eine Großübung von Feuerwehr und Rettungskräften statt (Foto: agl)

Heute war das zum Glück nur ein Szenario zur Probe. Bis in den 7. Stock des großen blau-gelben Schachtbaugebäudes schraubt sich die Drehleiter nur wenige Minuten später. Die Rettungstrage hat man gleich mit in die Höhe genommen, denn drinnen liegt eine verletzte Person, nicht mehr fähig, sich selbst in Sicherheit zu bringen. Das Unglück hat allerdings im Keller seinen Lauf genommen, hier hat es eine Verpuffung gegeben, bei der zwei Personen zu Schaden gekommen sind. In voller Montur müssen die Feuerwehrleute in den Gefahrenbereich vordringen und die Versehrten bergen.

Draußen warten, wie schon beim Drehleitereinsatz, die Rettungskräfte des Deutschen Roten Kreuzes. Heute sind das Stefanie Müller und Fabian Helbing, beide Sanitäter im zweiten Ausbildungsjahr. Die Katastrophe ist an diesem Dienstagnachmittag nur eine Übung und an den letzten, echten Großeinsatz bei Schachtbau kann sich vor Ort niemand mehr erinnern. Doch es lohnt sich vorbereitet zu sein, sagt Ronald Nolte, Wachabteilungsleiter bei der Berufsfeuerwehr. Wie wichtig schnelles, koordiniertes Handeln aller Beteiligten sein kann, habe man erst letzte Woche beim Großbrand der Bäckerei Panem in Bleicherode gesehen. Und es ist lange her, dass man ordentlich üben konnte - der heutige Einsatz war der erste seiner Art seit Ausbruch der Corona-Pandemie, üblich sind derlei „Überraschungen“ unter normalen Umständen zwei mal im Jahr.

Die beiden Rettungssanitäter in Ausbildung müssen noch öfter ran, insgesamt 152 Stunden „Praxisanleitung“ in Form von Übungen, Einzelmaßnahmen und Fallbeispielen gilt es pro Ausbildungsjahr zu absolvieren. „Wir wollen hier die Übergabe durch die Feuerwehr und unsere Notfall-Algorithmen einüben“,, erklärt Anleiterin Kerstin Marten, besonderes Augenmerk legt sie dabei auf antizipierendes und strukturiertes Verhalten ihrer Auszubildenden.

Üben für den Ernstfall - Stefanie Müller und Sebastian Müller, beide Rettungssanitäter in Ausbildung (Foto: agl) Üben für den Ernstfall - Stefanie Müller und Sebastian Müller, beide Rettungssanitäter in Ausbildung (Foto: agl)


Im Ernstfall müssten die Sanitäter, je nach Lagebild, mit der Drehleiter hinauf bis auf das Dach. Doch heute steht als erstes eine Fensterrettung an, das Gebäude ist „Gefahrenbereich“ und da hat allein die Feuerwehr zu walten und zu schalten. Der Patient am Übergabepunkt ist denn auch nur ein Dummy. Die wirkliche Probe auf die Sache erwartet die angehenden Sanitäter auf der anderen Seite des Gebäudes. Zwei Verletzte galt es hier zu bergen und adäquat zu versorgen. Die „Opfer“ Sebastian Müller und Pascal Reichelt, ebenfalls aus den Reihen des DRK, gaben sich alle Mühe, die Sache echt aussehen zu lassen, samt Fraktur, Desorientierung, Keuchhusten und rußverschmiertem Äußeren.

Hatten ein wachsames Auge auf das Geschehen - Kerstin Merten und Ronald Nolte (Foto: agl) Hatten ein wachsames Auge auf das Geschehen - Kerstin Merten und Ronald Nolte (Foto: agl)


Am Ende sind sowohl die Beobachter sowohl auf Seiten der Feuerwehr wie auch auf der Seite des Rettungsdienstes zufrieden. „Für das zweite Lehrjahr war das sehr, sehr gut. Sie haben vorausschauend gehandelt, ein Inhalationstrauma erkannt, die richtige Zielklinik gewählt und sehr schön strukturiert gehandelt“, lobt Praxisanleiterin Mertens. Auch Wachabteilungsleiter Nolte hat ein genaues Auge auf die Abläufe geworfen und bis kurz vor Ende lief alles wie geplant. Exakt 43 Minuten nach Alarmierung waren alle Verletzten lokalisiert, geborgen und versorgt.
Angelo Glashagel