Nordthüringer Unternehmerverband

Ein wunderschönes Handwerk

Dienstag
04.02.2025, 13:49 Uhr
Autor
red
veröffentlicht unter:
Was macht ein junger Mann, der in einer Bäcker-Familie aufgewachsen ist und zu DDR-Zeiten Medizin oder Jura nicht studieren durfte? Na klar, das Bäckerhandwerk erlernen. Und Jörg Meyer hat es bis heute nicht bereut...

Der 58jährige wurde in Bleicherode geboren. Opa und Vater waren Bäcker, zunächst gingen beide ihrem Handwerk in Neustadt nach. Die dortige Bäckerei wurde zu klein, ein neues Domizil tat sich 1965 in Bleicherode auf. Hier erlernte Meyer das Handwerk eines Bäckers, wurde Geselle, später hielt er den Meisterbrief in seinen Händen. “Es ist ein wunderschönes Handwerk, man stellt ein Nahrungsmittel her, das Menschen satt macht und das schmecken muss”, sagt Jörg Meyer.

Damals, zu DDR-Zeiten, war das Bäckerhandwerk mit einer Arbeitszeit zwischen 3 Uhr und 18 Uhr verbunden und heute? Heute ist die Arbeitszeit in Summe konstant, nur die Zeiten haben sich verschoben. Mitunter ist gegen 22 Uhr in der Backstube noch Betrieb, gegen 4 Uhr werden schon wieder die ersten Lieferwagen auf die Reise in die Filialen geschickt.

v.l.: Jeremy Ehrhold, Cindy Wachs, Jörg Meyer, Jennifer Jackson, Ramona Svatos in der Filiale in der Nordhäuser Bahnhofsstraße (Foto: Nordthüringer Unternehmerverband) v.l.: Jeremy Ehrhold, Cindy Wachs, Jörg Meyer, Jennifer Jackson, Ramona Svatos in der Filiale in der Nordhäuser Bahnhofsstraße (Foto: Nordthüringer Unternehmerverband)


Neun Filialen werden vom Stammsitz in Bleicherode-Ost aus beliefert. Darunter auch eine Art Novum. Ein Dorfladen im Eichsfelder Jützenbach hat es den Meyers besonders angetan. Drei Tage zu je zwei Stunden werden hier Backwaren aus Bleicherode verkauft. Ist das überhaupt wirtschaftlich? Jörg Meyer schmunzelt: "Der kleine Laden hat eher eine soziale Komponente, zu der wir stehen.”

Familie Meyer beschäftigt aktuell 68 Frauen und Männer, darunter derzeit fünf Azubis. Einer der Auszubildenden, momentan im dritten Lehrjahr, hat gegenüber dem Meister den Wunsch geäußert, irgendwann einmal den Betrieb zu übernehmen, eine Gesellin absolviert derzeit die Meisterschule.
Also alles Paletti in Bleicherode? Nicht ganz, alltägliche Probleme wie die immer stärker werdende Bürokratie, die immer neuen Vorschriften, machen auch Bäckermeister Meyer das Arbeitsleben nicht einfacher.

Der Nordthüringer Unternehmerverband, in dem Jörg Meyer nun Mitglied ist, kann diese Probleme auch nicht lösen. Der NUV kann aber auf die Politik in der Kommune oder auch auf Landesebene einwirken und den symbolischen Finger immer wieder in die Wunde legen. Jörg Meyer sieht darüber hinaus einen weiteren Aspekt der Mitgliedschaft. “Ich gehe davon aus, dass viele Unternehmen ähnlich gelagerte Probleme haben. Im gegenseitigen Austausch von Erfahrungen kann durchaus der eine oder andere Lösungsansatz für die eigene Firma zu finden sein.”

Dem pflichtet NUV-Vorstandsvorsitzender Niels Neu bei und verweist in diesem Zusammenhang auf das Wirtschaftsforum im Sondershäuser Klubhaus STOCKSEN am 11. Februar um 16:30 Uhr, bei dem unter der Moderation von Boris Lochthofen alle wirtschaftspolitischen Sprecher der Landtagsfraktionen schnelle Maßnahmen für die Thüringer Wirtschaft diskutieren. Nach einem kurzen Statement vom neuen zuständigen Wirtschaftsstaatssekretär Mario Suckert werden sich auch die zur Wahl stehenden Bundestagskandidaten kurz vorstellen.