Sondershäuser WB 4 verlässt die Volkssolidarität

Fassungslosigkeit, Zorn und Wut

Mittwoch
20.11.2024, 18:07 Uhr
Autor
red
veröffentlicht unter:
Thomas Leipold mit dem CDU-Landtagsabgeordneten Stefan Schard (Foto: T.Leipold) Thomas Leipold mit dem CDU-Landtagsabgeordneten Stefan Schard (Foto: T.Leipold)
Die Mitglieder des Wohnbezirkes IV (WB 4) der Volkssolidarität in Sondershausen trafen sich am Dienstag wieder im Handwerkerstübchen zu ihrem regulären Treffen. Doch dieses Mal war es alles andere als ein harmonischer Kaffeeklatsch mit Gästen, Programmen, Vorträgen und mehr...

Als Gast hatten wir wieder Frau Gudrun Oesterheld eingeladen mit ihren Bastel- und Geschenk-Ideen. Das fand wieder sehr regen Zuspruch bei uns.
Ganz besonders freuten wir uns auch, dass das Mitglied des Thüringer Landtages der CDU Fraktion, Herr Stefan Schard, heute überraschender Weise auch unserer Einladung folgen konnte, trotz vollem Terminkalender und mitten zwischen den Gesprächen einer Koalitionsbildung zur Bildung einer neuen Regierung in Thüringen.

Er berichtete in der Gruppe über die momentane Situation in Thüringen und im Thüringer Landtag zur Bildung einer neuen Regierung. Einige Probleme im Land müssten neu bewertet, dabei auch frühere Entscheidungen überdacht und geändert werden. Einige wichtige Schwerpunkte sind dabei die Wieder-Ankurbelung der Wirtschaft und der wirtschaftliche Aufschwung in Thüringen, die Energie-Politik, Familie, Schule, Bildung und Lernen. Auch aus unserer Gruppe heraus gab es Fragen an ihn und Anregungen.
Herr Schard sprach an die Gruppe vom WB 4 eine Einladung zu einem gemeinsamen Besuch des Thüringer Landtages aus. Das möchten wir gerne im kommenden Jahr auch aufnehmen und realisieren und in unsere Planung der Treffen fest verankern. Die WB 4 Gruppenvorsitzende Christa Groß bedankte sich bei Herrn Schard in unser aller Namen für den Besuch in unserer Gruppe und für seine Ausführungen und Gedanken zur aktuellen Situation im Thüringer Landtag. Im Anschluss gab es die gemeinsame Kaffeerunde mit herzhaften Gerichten und auch einer von Herrn Haubner wieder selbst gebackenen Kuchenkreation – extra für unsere Mitglieder gebacken.

Nun musste zwingend ein aktuelles Thema und Geschehen besprochen werden.

Dazu machte Thomas Leipold, stellvertretender Ortsgruppenvorsitzender vom WB 4, einige Ausführungen. Derzeit hat die Ortsgruppe WB 4 der Volkssolidarität in Sondershausen 48 Mitglieder, viele davon schon langjährig. Heute waren 25 Mitglieder zum Treffen anwesend. Fassungslos ist man über die Berichte in den Medien und die Vorwürfe gegen den Kreisverband Saale-Kyffhäuser e. V. der Volkssolidarität, dem auch der WB 4 angehört. Es steht der Verdacht der Veruntreuung von mehreren Millionen Euro im Raum. Das erinnert viele auch an ähnliche Vorgänge bei der AWO in Hessen vor nicht allzu langer Zeit.
Die wichtigsten Dokumente für die Arbeit und das Handeln in der Volkssolidarität werden durch deren Bundesverband vorgegeben. Das sind das selbst gegebene Leitbild, eine Satzung, die die Arbeit in der Wohlfahrt für die Allgemeinheit, Uneigennützigkeit regelt, sowie auch die Arbeit der Organisation und Vorstände regeln. Der seit der Gründung der Volkssolidarität 1945 in der ehemaligen sowjetischen Besatzungszone ausgegebene Leitspruch „Füreinander – Miteinander“ sollte Grundlage des Handelns darstellen. Ein weiteres wichtiges Dokument ist der Ehrencodex der Volkssolidarität Bundesverband und seiner Gliederungen im originalen englischen Titel „Corporate Governance Kodex“ bezeichnet mit Beschluss vom 4. April 2014 des Bundesverbandes mit dem Tenor: Grundsätze guter und transparenter Führung!

Was hat nun die Mitglieder vom WB 4 der Volkssolidarität in Sondershausen so aufgebracht, wütend und fassungslos gemacht? Dazu ein kurzer geschichtlicher Abriss.
Am 28. April 2015 musste der damalige Kreisverband Sondershausen der Volkssolidarität, bei dem auch der WB 4 organisiert war, Insolvenz anmelden. Damit waren auch alle Mitgliedsbeiträge bis dahin (auch der 50 Prozent Anteil, der sonst in der Ortsgruppe zur Gruppenarbeit verbleibt) in voller Höhe sofort auf dem Konto gesperrt. Auch hatten wir bereits Mittel und Rücklagen gebildet für eine besondere Jubiläumsfeier in der Ortsgruppe im fast 4-stelligen Bereich. Auch dieses Geld war nun sofort und komplett verloren. Das war damals der erste herbe Schlag und ein tiefer Einschnitt in unserem Gruppenleben im WB 4 und im Verständnis zu Volkssolidarität. Leider sollten weitere folgen!
Im Jahr 2024 standen wieder Kommunalwahlen an, auch für die Stadt Sondershausen. Bereits seit 2009 gibt es in Sondershausen eine eigene Stadtratsfraktion der Volkssolidarität. Die gewählten Stadträte sind alle Gruppenmitglieder aus unserer Ortsgruppe vom WB 4. Sie wurden also aus unseren eigenen Reihen für eine Kandidatur vorgeschlagen und gewählt. Für die Verwendung des Namens „Volkssolidarität“ und der Rechte dazu gibt es schriftliche Genehmigungen, auch des seit 2015 dann vom zuständigen Landesverbandes Sachsen-Anhalt.

Warum Sachsen-Anhalt?
Mit der VS-Insolvenz des Kreisverbandes in Sondershausen 2015 musste sich auch der WB 4 einer neuen Organisationsstruktur anschließen. Von der Seite des Thüringer Landesverbandes gab es dafür keine Unterstützung und offenbar auch kein Interesse, obwohl der Landesverband ja auch Kenntnis hatte als übergeordnetes Organ von der Insolvenz hier. Wo war hier das „Füreinander – Miteinander“? Das gab es da offenbar nicht mehr.

Der Kreisverband Merseburg-Querfurt, heute mit Namen Kreisverband Saale-Kyffhäuser unterbreitete uns daraufhin das Angebot in dieser Organisationsstruktur und dem Landesverband Sachsen-Anhalt angeschlossen und organisiert zu sein. Hier glaubten wir wieder an das „Füreinander – Miteinander“.

Nun standen 2024 in Sondershausen wieder Wahlen zu den Stadträten statt. Da fanden es politische Mitwettbewerber in Sondershausen im Vorfeld nicht so toll, dass unsere Fraktion der Volkssolidarität im Stadtparlament die derzeitigen sieben Sitze im Stadtrat wieder verteidigen könnte, oder weitere Sitze hinzugewinnen könnte, während man bei den etablierten Parteien, auch auf Grund der Unzufriedenheit mit der Landes- und Bundespolitik mit Verlust an Mandaten rechnen musste/konnte. Auch dieses Mal wurden alle Kandidaten aus unseren eigenen Reihen im WB 4 aufgestellt und als Kandidaten in einer Mitgliederversammlung bestätigt.

Also wurden durch politische Mitwettbewerber Wege gesucht und leider auch gefunden um der VS-Stadtratsfraktion mit Abschluss der Wahl das Tragen des Namens „Volkssolidarität“ für die Fraktion, die Verwendung des Symbols und auch der Farben aus dem Symbol zu verbieten. Das geschah auch aus dem Bundesverband der Volkssolidarität und mit Wissen und der Zustimmung der Bundesvorsitzenden. Wo war hier das „Füreinander – Miteinander“? Das gab es hier offenbar auch nicht mehr.
Das zerstörte unser Vertrauen in die Volkssolidarität weiter ganz erheblich und insbesondere unser Verständnis zum Füreinander – Miteinander.
Was die Volkssolidarität aber nicht verbieten konnte war die Verwendung der Buchstaben „V“ und „S“. Aus diesen beiden Anfangsbuchstaben entstand nun der neue Name Volksvertretung Sondershausen für die von uns gewählten Stadträte.

Vor etwas über einer Woche mussten wir nun wieder von einem ungeheuerlichen Vorgang erfahren, der nach Medienberichten unseren Kreisverband Saale-Kyffhäuser in Querfurt betrifft. Es steht der ungeheuerliche Vorwurf der Veruntreuung in Millionenhöhe dort im Raum, es gab Razzien an verschiedenen Standorten und Räumen. Wo war da das uneigennützige ehrenamtliche Handeln nach Ehrenkodex, Satzung, Leitbild - auch im Vereinsvorstand?

Aufregung, Wut, Fassungslosigkeit bei unseren Mitgliedern im WB 4.
Das hat nun in unserer Ortsgruppe das Fass quasi zum Überlaufen gebracht. Der Glaube und das Vertrauen in die Volkssolidarität sind nun unüberwindbar zerstört. Man will nichts mehr mit der Volkssolidarität zu tun haben, auch wenn da das Ansehen aller von wenigen leider wieder einmal in den Schmutz gezogen wurde. Von den insgesamt 48 Mitgliedern von Ortsgruppe WB 4 waren am gestrigen Tag 25 Mitglieder anwesend. Alle Anwesenden, auch wir fünf Vorstandsmitglieder, haben nun schriftlich und sehr zeitnah unseren Austritt aus der Volkssolidarität erklärt. Alle weiteren Mitglieder vom WB 4, die gestern nicht anwesend sein konnten, werden von uns über die Geschehnisse und den Ablauf des Gruppentreffens gestern informiert.
Auch diesen stellen wir das Formular für einen Austritt aus der VS zur Verfügung. Wer weiterhin im Verband der Volkssolidarität verbleiben will, muss sich dann allerdings selbst eine Organisationsstruktur der VS suchen, der man dann angehören will. Den WB 4 als eigenständige Ortsgruppe der Organisation „Volkssolidarität“ gibt es dann nicht mehr.
Wo können wir Senioren denn dann weiterhin hingehen, uns austauschen, informieren, Interessantes erfahren, erleben und gemeinsam zusammen sein – das war sofort die große Frage aus der Gruppe heraus. Wie kann oder wird es weitergehen mit einem WB 4 als Gruppe?
Wir möchten selbstverständlich den WB 4 als Ort und Treffpunkt für solidarisches Handeln, Inklusion der älteren Generation im gemeinschaftlichen Zusammenleben, getreu auch dem alten und bisherigen Motto „Miteinander – Füreinander“ weiterführen. Auch dafür haben wir gestern bereits einen Vorschlag entwickelt. Auch hier gilt unser eigener Leitsatz: Nicht nur meckern – sondern machen. Dieses Motto ist immer Ansporn für uns, also „machen“ wir, so wie auch für die von uns in der Gruppe aufgestellten und gewählten „Volksvertreter“ im Stadtparlament.
Deshalb wollen wir sehr zeitnah einen eigenen lokalen Verein ohne andere weitere übergeordnete Organisationsstrukturen ins Leben rufen. Reges Interesse und Zuspruch von unseren 25 anwesenden Mitgliedern gab es gestern bereits spontan dafür. Alle unsere bisherigen Mitglieder vom WB 4 werden dazu von mir schriftlich eine Einladung zu einer Gründungsversammlung bekommen. Auf dieser Versammlung wird es umfassende Informationen und sicher auch Beschlussfassungen geben.

Werden Sie gerne Teil in diesem neuen, unseren Verein. Sicher wird auch die Bezeichnung WB 4 weiter als Teil im Vereinsnamen erhalten bleiben, sind wir darüber über die Jahrzehnte (über 55 Jahre) damit doch nicht nur in Sondershausen bekannt geworden und haben immer wieder Zulauf von neuen Mitgliedern gehabt. Vorstellungen und Vorschläge dazu gab es gestern auch bereits.
Thomas Leipold