Es gab nichts, was früher nicht mit dem Zug transportiert wurde – selbst lebende Fische. Das haben die Besucher eines Eisenbahn-Abends im Straßenbahndepot in Nordhausen erfahren...
So zeigt ein Expressgut-Schein aus dem Jahr 1908, dass ein Nordhäuser Fischgeschäft 20 Kilo lebende Fische per Expressgut in einer Kiste nach Großneuhausen bei Sömmerda verschickt hat – zur dortigen Gaststätte. Züge transportierten früher aber auch Kohle und Kühe, Getreide und Gepäck, Kartoffeln und Kies. Diese und viele andere Geschichten rund um die Eisenbahn früher und heute erzählte der Journalist Markus Wetterauer.
Organisiert hatte den Abend der Förderverein Straßenbahnfreunde Nordhausen Die Vereinsmitglieder hatten das Depot passend hergerichtet. Neben einer Bilderschau mit Fotos aus der fast 125-jährigen Geschichte der Nordhäuser Straßenbahn gab es auch eine perfekte Verpflegung. Der Geschäftsführer der Nordhäuser Verkehrsbetriebe GmbH und stellvertretende Vereinsvorsitzende, Thorsten Schwarz, freute sich, dass beim zweiten Abend wieder etwa 30 Besucher*innen dabei waren.
Sie erfuhren von Markus Wetterauer, wie Fahrpläne gemacht wurden, wie Lokführer regelmäßig in Fahrsimulatoren ihre Kenntnisse testen müssen und was die Redewendung Dasselbe in Grün! mit der Eisenbahn zu tun hat. Fahrkarten hatten nämlich im 19. Jahrhundert zum Teil verschiedene Farben, zum Beispiel gelb für die 1. Klasse und grün für die 2. Klasse. Wollte ein Fahrgast für dieselbe Strecke noch eine Fahrkarte 2. Klasse, so sagte er am Schalter einfach: Dasselbe in Grün!. Diese und andere Schienengeschichten sind auch auf Wetterauers Hörbuchreihe ZUGhören zu finden.
Zum Abschluss der Veranstaltung führte Stefan Länger, Schriftführer des Vereins und Betriebsleiter Straßenbahn bei der Verkehrsbetriebe Nordhausen GmbH, noch durchs Depot. Er informierte die Teilnehmer*innen, wie die Dienstpläne entstehen, und dass – anders als bei anderen Verkehrsbetrieben – in Nordhausen so gut wie keine Fahrten ausfallen. Diskutiert wurde auch über Themen wie die Zukunft der bundesweit einmaligen Nordhäuser Straßenbahnen, die sowohl mit Strom als auch mit einem Dieselaggregat angetrieben werden können.