ThüringenForst

Wie geht es Thüringens Wäldern?

Dienstag
08.10.2024, 12:53 Uhr
Autor
emw
veröffentlicht unter:
Die vierte Bundeswaldinventur zeigt, wo der Wald in Bezug auf die Ziele der Waldpolitik in Thüringen steht. Trotz großer Herausforderungen zeigen sich auch positive Entwicklungen des Waldes im Freistaat. Seine Klimatauglichkeit nimmt erfreulich zu...

Die Bundeswaldinventur 4 (BWI 4) ist eine Großrauminventur, die Land und Bund Kenntnisse über Zustand, Struktur, Dynamik sowie Leistungsfähigkeit der Wälder liefert. Alle zehn Jahre bundesweit einheitlich durchgeführt, bilden die Ergebnisse das Fundament für forst-, handels-, wirtschafts- und umweltpolitische Weichenstellungen.

Die Thüringer Ergebnisse ermöglichen eine Bewertung der bisherig umgesetzten Waldpolitik sowie die Entwicklung langfristiger Waldstrategien. „Die aktuellen Ergebnisse der Bundeswaldinventur 4 bestätigen, dass die bisherige Waldpolitik im Freistaat Wirkung zeigt und dass die Thüringer Wälder sich in die beabsichtigte Richtung entwickeln“, fasst Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand, zusammen.

Wälder entwickeln sich in die beabsichtigte Richtung
Besondere Schwerpunkte setzt Gebhardt anlässlich der Vorstellung der Inventurergebnisse im Forstamt Erfurt-Willrode dabei auf die Bereiche Waldökologie, Klimawandel, Waldverjüngung und Holznutzung. So hat sich in den letzten zehn Jahren das Verhältnis von Nadel- zu Laubholz im Freistaat zugunsten von klimaresilienten Eichen, Buchen und Ahornen verändert.

Gleichzeitig musste die klimasensible Fichte hohe Flächenverluste insbesondere in den unteren Waldlagen hinnehmen. Aber nicht nur ein Wechsel von Reinbeständen hin zu laubholzreichen Mischbeständen wurde im Rahmen der BWI 4 festgestellt, sondern auch eine Zunahme der Naturnähe der Waldbestockungen.

So sind inzwischen zwei Drittel des aufwachsenden Waldes als sehr naturnah bzw. als naturnah erfasst worden. Auch der Totholzvorrat im Grünen Herz Deutschlands hat sich vergrößert. Von 20 auf aktuell 28 Kubikmeter pro Hektar – was insbesondere dem Artenschutz im Wald zu Gute kommt.

Holzvorrat hat sich, trotz Borkenkäferschäden, nur wenig verringert
Der Holzvorrat in den heimischen Wäldern hat sich mit 327 Vorratsfestmeter pro Hektar (2012: 338) in den letzten zehn Jahren nur gering abgesenkt. Dies ist deshalb erfreulich, weil die Wald- und Ressourcenpolitik der Landesregierungen die Nutzung und Verwendung des nachhaltig produzierten, einheimischen Roh-, Bau- und Werkstoffes sowie Energieträgers Holz erhöhen und dieses Potenzial besser ausschöpfen will.

Denn Wald und Holz können einen wesentlich größeren Beitrag zur Klima- und Energiepolitik des Freistaats leisten als heute. Ebenfalls erfreulich: Der Vorratsabbau wurde maßgeblich durch die Fichte verursacht, gleichzeitig stieg der Vorratsaufbau bei der klimastabilen Tanne und Douglasie.

Hohe Zuwachsverluste bei Buche und Eiche
Auf die Dürrejahre 2018 bis 2020 reagierten vor allem die Laubhölzer Buche und Eiche mit bis zu einem Drittel Zuwachsverlust. Über alle Baumarten hinweg ist der jährliche Zuwachs in Thüringen um mehr als zwei Kubikmeter pro Hektar zurückgegangen. Hier zeigen sich die Auswirkungen des Klimawandels deutlich. Dabei gilt es zu beachten, dass sich die Ergebnisse der BWI 4 auf den Stichtag 1.Oktober 2022 beziehen. Nach diesem Zeitpunkt schritten die klimawandelbedingten Waldschadensereignisse weiter voran. Somit wird ein bedeutender Teil der Kalamität von den Ergebnissen der BWI 4 nicht abgedeckt.

Gebhardt rief die 180.000 Waldbesitzenden in Thüringen auf, ihre Wälder weiterhin zu pflegen, Holz zu nutzen und die Biodiversität zu fördern. Dies umso mehr, da die Ergebnisse der BWI 4 zeigen, dass bei der Anpassung an den Klimawandel die Entwicklung der Wälder in Thüringen in die richtige Richtung geht. Angesichts des Klimawandels stehen der Wald und die Forstwirtschaft vor großen Herausforderungen. Eine wichtige Grundlage für richtungsweisende Entscheidungen liefert uns die BWI.