Beiratssitzung für ein mögliches Wirtschaftswunder in Nordthüringen

7,5 Millionen Euro Investment für eine Vision

Mittwoch
28.08.2024, 16:06 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Am 20. August fand die 1. Beiratssitzung des hike (Hochschulinkubator für Entrepreneurship) an der Hochschule Nordhausen statt. Das Projekt hat seit Mitte 2020 ein StartupLab an der Hochschule aufgebaut und die Innovations- und Gründungskultur nachweislich gestärkt...

Bildbeschreibung Gruppenbild: vor dem Hike Lab von links nach rechts: Prof. Dr. Jörg Wagner (HS NDH), Jonas Mielke (hike), Sharon Keegan (hike), Prof. Dr. Lutz Göcke (hike), Christian Zoll (hike), Jana Zöller (EVN), Wolf Goertz (Future Forest Initiative), Franziska Baum (MdL, FDP), Karl-Heinz Land (Neuland AI AG), Burkhard Zinner, Johanna Vargas (hike), Dr. Ralf Kuschnereit (Jenoptik AG), Dr. Kareen Schlangen (HS NDH), Thomas Herwig (HS NDH), Prof. Dr. Andreas Seidel (inklukids; HS NDH), Landrat Matthias Jendricke (LK Nordhausen); nicht auf dem Bild: Jakob Janssen (Readay; HS NDH), Thomas Fülder (Dori; HS NDH). (Foto: Foto: HSN | Fotomontage Landrat Jendricke © Marco Kneise) Bildbeschreibung Gruppenbild: vor dem Hike Lab von links nach rechts: Prof. Dr. Jörg Wagner (HS NDH), Jonas Mielke (hike), Sharon Keegan (hike), Prof. Dr. Lutz Göcke (hike), Christian Zoll (hike), Jana Zöller (EVN), Wolf Goertz (Future Forest Initiative), Franziska Baum (MdL, FDP), Karl-Heinz Land (Neuland AI AG), Burkhard Zinner, Johanna Vargas (hike), Dr. Ralf Kuschnereit (Jenoptik AG), Dr. Kareen Schlangen (HS NDH), Thomas Herwig (HS NDH), Prof. Dr. Andreas Seidel (inklukids; HS NDH), Landrat Matthias Jendricke (LK Nordhausen); nicht auf dem Bild: Jakob Janssen (Readay; HS NDH), Thomas Fülder (Dori; HS NDH). (Foto: Foto: HSN | Fotomontage Landrat Jendricke © Marco Kneise)

Konkret nahmen über 1.000 Menschen an den hike Veranstaltungen teil, mehr als 25 Gründungsprojekte wurden begleitet und 5 Gründungen sind aus den Aktivitäten entstanden. Die Vision des hike ist es, für die 2030er Jahre ein kleines Wirtschaftswunder im Thüringer Norden zu initiieren.

“Laut dem Institut für Mittelstandsforschung Bonn liegt Thüringen im Ländervergleich auf dem letzten Platz, wenn es um die Anzahl an Existenzgründungen pro 10.000 Einwohner in 2022 geht. Mehr als vier von fünf Gründerinnen und Gründern haben einen akademischen Abschluss, was Hochschulen zu Keimzellen für Gründungen macht”, so Prof. Dr. Lutz Göcke - Gründer des hike - in seiner Analyse zum Einstieg in die Beiratssitzung.

“Mit Platz 396 von 400 attestiert der Prognos Zukunftsatlas 2022 dem Landkreis Nordhausen schlechte Zukunftschancen und wenig wirtschaftliche Dynamik", führt er fort. Damit sollte die Legitimation eines Vorhabens wie hike, außer Frage stehen. Jedoch endet die Förderung vom Bund Ende 2025, weshalb der Beirat für die strategische Ausrichtung einberufen wurde, welcher sich aus Expertinnen und Experten von nah und fern zusammensetzt. So sind Landrat Matthias Jendricke, Präsident der HS Nordhausen Prof. Dr. Jörg Wagner und Jana Zöller als Geschäftsführerin der EVN im hike Beirat. Komplettiert wird dieser durch Dr. Ralf Kuschnereit (Vorstand, Jenoptik AG), Karl-Heinz Land aus Köln (Gründer neuland.ai AG, Autor und Investor), Burkard Zinner (Referatsleiter des TMWWDG), Franziska Baum (MdL der FDP) und dem Unternehmer Wolf Görtz (Netrox & Future Forest Initiative).

Eine Region formt ihre Zukunft: Visionen und konkrete Schritte
Im Mittelpunkt des Beiratstreffens stand die Potenzialanalyse im Zusammenspiel von Hochschule, Wirtschaft und Politik. Die Anwesenden waren sich einig: “Die Chance, Nordthüringen durch technologische Innovationen zu positionieren, ist greifbar”, wie Prof. Dr. Jörg Wagner resümierte. „Ein wirkliches Wirtschaftswunder ist möglich, wenn man will und macht,“ sagte Karl-Heinz Land, der den Vertrieb von Oracle in Europa aufbaute, als das Unternehmen in Deutschland nur gut 10 Mitarbeitende umfasste.
In intensiven Arbeitsgruppen entstanden konkrete Ideen und Roadmaps, die die Herausforderungen des Inkubators adressieren und gleichzeitig die Region perspektivisch stärken sollen. Die Ideen reichten von der Spezialisierung auf generative KI und soziale Innovationen über die Schaffung eines Innovations-Hubs bis hin zur Einführung agiler Strukturen in der Verwaltung, die eine engere Verzahnung mit der Wirtschaft und dessen Förderung ermöglichen.

7,5 Millionen Euro – Investition in die besten Ideen
Ein besonderes Highlight der Sitzung war die Bewertung der entwickelten Zielbilder. In einem spielerischen, aber symbolträchtigen Akt vergaben die Beiratsmitglieder insgesamt 7,5 Millionen Euro – in Monopoly-Geld – an drei konkrete Szenarien zur Weiterentwicklung. Zwar war dies eine spielerische Investition, die jedoch half, die Potenziale für entwicklungswürdige Ideen zu identifizieren, an denen das hike nun weiterarbeiten wird. “Nordthüringen braucht kreative, mutige Ansätze, um sich als Innovationsregion resilient und zukunftsfähig aufzustellen”, berichtet Dr. Ralf Kuschnereit.

Die Zukunft ist nicht nur für die Ballungsräume Jena und Erfurt bestimmt
Der Tag wurde am Abend mit einer lebhaften Podiumsdiskussion zum Thema „Wirtschaftswunder Nordthüringen“ im Restaurant Charlie’s abgerundet, bei der auch die Mentalität-Barrieren der Region thematisiert wurden. Es wurde deutlich, dass es Menschen in Nordthüringen gibt, die bereit sind, die Zukunft aktiv zu gestalten – doch sie stoßen oft auf festgefahrene Strukturen und Befindlichkeiten, die nicht der Sache und damit auch nicht der Region dienlich sind.

Karl-Heinz Land brachte es auf den Punkt: „Technologischer Fortschritt und Innovation ist eine der Säulen, auf der sich Wohlstand begründet – und das gilt heute nicht nur für Ballungsgebiete, sondern auch für den ländlichen Raum.“ Diese Aussage unterstreicht die Ambitionen der Hochschule mit dem hike und dem Transferwerk, Nordthüringen in Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Politik zu einem Wirtschaftswunder zu führen.

Ein starkes Signal aus Nordthüringen
“Wir brauchen die Zusammenarbeit aller Akteure in der Region, um der erforderlichen Transformation unserer Heimat eine Chance zu geben”, wie Axel Heck in der Podiumsdiskussion ausführte. Mit einem klaren Fokus auf die Chancen und einem starken Netzwerk aus Wirtschaft, Hochschule und Politik bzw. Gesellschaft hat Nordthüringen das Potenzial, ein neues Kapitel in seiner wirtschaftlichen Geschichte zu schreiben. Erste Akteure (wie Sebastian Gerecke (ATURIS), Holger Richter (Jugendsozialwerk), Jörg Wagner (Hochschule Nordhausen), Matthias Jendricke (Landrat LK Nordhausen), Jana Zöller (EVN), Matthias Kurras (Maximator-Hydrogen) oder auch Franziska Baum (MdL FDP) haben sich mit der Unterschrift einer freiwilligen Selbstverpflichtung bereits erklärt, aktiv am Wirtschaftswunder Nordthüringen zu arbeiten.