Interessante Informationen aus der Leitstelle

Lebensrettung wird gefördert

Mittwoch
21.08.2024, 07:08 Uhr
Autor
osch
veröffentlicht unter:
Zu einer Presseinformation hatten Landrat Matthias Jendricke, sein Kreisbrandinspektor Daniel Kunze und der Fachgebietsleiter Rettungsdienst, Brand- und Katastrophenschutz, Tobias Mielke, geladen, um Einblicke in die Arbeit der Feuerwehrkameraden und Ausblicke in die demnächst anstehenden Themen im Rettungswesen zu gewähren …

Tobias Mielke, Daniel Kunze und Matthias Jendricke mit einem AED in der Leitstelle der Kreise Nordhausen und Kyffhäuser  (Foto: oas) Tobias Mielke, Daniel Kunze und Matthias Jendricke mit einem AED in der Leitstelle der Kreise Nordhausen und Kyffhäuser (Foto: oas)

Erfreulich war gleich die erste Meldung: seit 2017 steigt die Anzahl der Kameraden und Kameradinnen in den Freiwilligen Feuerwehren des Landkreises Nordhausen kontinuierlich an. Zweite positive Nachricht: im vergangenen Jahr musste zu weniger Brandeinsätzen ausgerückt werden. Demgegenüber steht allerdings eine Steigerung der Hilfeleistungseinsätze und der Rettungsdiensteinsätze. Treibender Faktor waren hier Einsätze bei Unwetterlagen, vom Keller auspumpen bis zu Großeinsätzen wie Weihnachten in der Goldenen Aue. Aber auch Bergrettungseinsätze wurden durchgeführt, oder Beseitigungen von Tierkadavern, Türöffnungen oder auch nur die Ermittlung von Jagdpächtern bei Wildunfällen. Die genauen Zahlen und Statistiken entnehmen Sie bitte der am Ende angefügten. pdf-Datei.

Die Leitstelle der Landkreise Nordhausen und Kyffhäuser erhielt im vergangenen Jahr täglich 263 Anrufe mit eingehenden Hilfsersuchen. Betreut werden annähernd 150.000 Menschen in den beiden Kreisen und Tobias Mielke schätzt ein, dass sich die Anzahl der Einsätze im Rettungswesen in den nächsten Jahren noch erhöhen wird.

Die besondersten Einsätze des abgelaufenen Jahres waren die mehrfache Betankung eines kleinen Löschflugzeuges aus dem Nachbarlandkreis Harz auf dem Flugplatz Bielen und der tagelange Einsatz beim Weihnachtshochwasser in Windehausen und in der Goldenen Aue.

Die Experten schilderten noch einmal die bedrohliche Lage, die durch einen Deichbruch und das aus dem Boden nach oben drückende Wasser entstanden war und erläuterten, warum die Situation nicht als Katastrophenlage eingeschätzt werden konnte. Ein stehendes Hochwasser ist eben nicht als Katastrophe gelistet, was auch Schwierigkeiten bei Schadensersatzansprüchen bereitete, denn der Katastrophenschutzfond des Landes greift in einem solchen Falle dann auch nicht. Darunter litten die Gemeinden, aber auch private Haushalte, die betroffen waren.
Die personellen und materiellen Hilfen aus anderen Landkreisen bzw. deutschen Gebieten kamen an, allerdings nicht so schnell wie erwünscht. Was mit einer Vorlaufzeit für die Hilfsteams begründet wurde, die offiziell angefordert wurden und sich erst sammeln mussten. Landrat Jendricke fordert die Thüringer Landesregierung auf, dringend den Hochwasserschutz an der Zorge zu verbessern und die Deichbauten dort zu erhöhen.

Fahrzeugbeschaffungen
In Punkto Fahrzeugbeschaffungen für die Wehren wurde die Ausschreibung eines Tanklöschfahrzeug TLF 3000 für die Feuerwehr in Wolkramshausen und die Ausschreibung Gerätewagen Messtechnik GW-Mess für die Berufsfeuerwehr Nordhausen beantragt. Hier sind nicht nur die Kosten in den letzten Jahren explodiert (ein Tanklöschfahrzeug von 270.000 auf 500.000 Euro), sondern auch die Lieferzeiten haben sich so extrem verlängert, dass es schwierig wird, eine Förderung von Land oder Bund zeitlich einzutakten. Der Landrat zeigte sich froh darüber, dass in den letzten Jahren zwanzig neuen Fahrzeuge für Wehren im Kreis angeschafft worden seien, die heute gut das Doppelte kosten würden und die doppelte Lieferzeit benötigten (bis zu zwei Jahre muss nun auf ein Spezialfahrzeug gewartet werden, ehe es vom Hersteller fertig aufgebaut geliefert wird).

Bundesweiter Warntag
Zum bundesweiten Warntag werden in diesem Jahr schon einige Sirenen mehr ertönen als noch im letzten Jahr, da nur vier von 43 funktionierten. Seitdem ist viel geschehen und die Systeme wurden nachgerüstet, so dass am 12. September um 11 Uhr insgesamt 44 Warnmeldeanlagen im Kreisgebiet losheulen werden. Bis Ende des nächsten Jahres soll dann vollständig auf Digitalbetrieb bei der Alarmierung der Bevölkerung umgestellt worden sein. Am längsten dauert der Um- bzw. Neubau im Stadtgebiet Nordhausen, wo unter Einberechnung der Ortsteile ganze 33 Sirenen neu entstehen werden. Die sind dann durch bessere Speicherkapazitäten länger stromunabhängig betreibbar als vorhergehende Modelle. Es gibt auch nur noch einen Warnton aus sechs Tönen von je fünf Sekunden Dauer mit jeweils einer fünfsekündigen Unterbrechung dazwischen. Entwarnung wird durch einen einminütigen Heulton bekannt gegeben. Als aus der Zeit gefallen galten die Sirenenanlagen vielerorts als die Feuerwehrleute mit Piper ausgerüstet wurden und nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Systems niemand mehr mit einer militärischen Bedrohung oder größeren Naturkatastrophen rechnete. Das ist nun wieder anders.

Wärmstens empfohlen wurden von den drei Experten jedoch Warn-Apps, die es in größerer Zahl gäbe und sich jeder auf sein Handy laden kann. Dort werde man schnell und authentisch über Gefahrenlagen informiert. Cell Broadcast ist ein solcher Mobilfunkdienst, mit dem Warnnachrichten direkt auf das Smartphone geschickt werden können.
Die Warn-App des Bundes heißt schlicht NINA (Notfall-Informations- und Nachrichten-App) und lässt sich einfach installieren. Ihre Nutzung stellt laut Landrat sicher, offizielle Nachrichten zur Bedrohungslagen zu erhalten, die den vielen Vermutungen und Falschaussagen in den sozialen Netzwerken vorzuziehen seien.

Automatische Externe Defibrilatoren
Zum Abschluss der Informationsveranstaltung verwies Kreisbrandinspektor Daniel Kunze auf die Möglichkeit für Kommunen oder Einrichtungen jetzt mit 80 Prozent des Einkaufspreises gefördert Automatische Externe Defibrilatoren (AED) anschaffen zu können. Der Anschaffungspreis der wieder verwendbaren Geräte beträgt derzeit um die 2.000 Euro.

Diese selbsterklärenden Defibrilatoren bieten eine effektive Behandlung bei Herzkammerflimmern, dem häufigsten Initialrhythmus beim plötzlichen Herztod. Per Sprachsteuerung wird jeder Ersthelfer durch die Bedienung des Geräts navigiert, so dass schnell geholfen werden kann. Die Überlebensrate bei Herzkammerflimmern sinkt pro Minute um bis zu zehn Prozent, weshalb nicht auf den Rettungsdienst gewartet werden sollte, wenn ein AED verfügbar ist.
In einigen öffentlichen Gebäuden snd sie bereits vorhanden, auch in fünf des Landratsamtes sind sie schon installiert.

Wichtig sei es, die AEDs öffentlich zugänglich zu machen, beispielsweise in Feuerwehr-Gerätehäusern der Dörfer. Der Einsatz dieser kleinen medizinischen Wunderwerke kann jeden Tag effektiv Leben retten und ist daher eine wirklich sinnvolle Anschaffung, über die es schnell nachzudenken lohnt.
Olaf Schulze