Die Fußballpropheten hatten es voraus gesagt - es wurde der erwartete Pokalfight beim Kurstadt-Derby zwischen Bad Tennstedt und Bad Langensalza. Die Gastgeber führten als Underdog verdient mit 2:0, ehe Preußen die Partie innerhalb von acht Minuten zum Sieg umbog...
Lange sah es nicht so aus, als könnten die Preußen am Ende jubeln (Foto: FSV Preußen)
Vor knapp 500 Zuschauern schenkten sich beide Kontrahenten von Beginn an nichts, dreimal zückte Schiedsrichter Marko Wartmann in der ersten halben Stunde die gelbe Karte, wobei der eine oder andere Akteur Glück hatte, nicht ebenfalls verwarnt zu werden.
Bad Tennstedt spielte mutig nach vorn und hatte zwei Abschlüsse durch Rahn. Für die schwarz-weißen Farben war es Rösener mit der ersten Gelegenheit nach zwei harmlosen Freistößen, doch Preußens 15er zielte zu hoch. Kurz danach zog Noak für den FSVP ab, dessen Schuss jedoch geblockt wurde.
Die Hausherren suchten ihr Glück in gefährlichen Vorstößen über die Außen, während die Steilpässe der Mannen aus der Rosenstadt immer wieder auf den Flügeln abgefangen wurden und die Flanken in die Mitte nichts einbrachten, weil Tennstedts Torwart-Routinier Zier alles aus der Luft bzw. vom Boden fischte, was in den Strafraum kam.
So kam es, wie es fast schon kommen musste. Ein weiter Freistoß von der Mittellinie wurde immer länger und am zweiten Pfosten lauerte Hofmann, welcher nicht entscheidend gestört wurde und den Ball aus der Luft im Winkel versenken konnte. Dies spielte dem Gastgeber entsprechend in die Karten und es kam noch schlimmer für die Truppe aus der Thüringenliga.
Das Leder rutschte auf dem nassen Geläuf durch die Abwehr der Gäste durch und Harant zirkelte den Ball zielsicher flach ins Eck zum 2:0. Ganz Bad Tennstedt war aus dem Häuschen und vor der Pause drang Hofmann nochmals in den Strafraum ein, doch vor dem Tor verließen ihn die Kräfte. Zuvor prüfte Seidel den Keeper der Gastgeber, doch Zier hielt den straffen Schuss mit starker Parade.
Genau so hatte es sich die Mannschaft von Thomas Wirth nicht vorgestellt und wechselte zur Halbzeit gleich dreifach. So wirklich fand das Team aus Bad Langensalza aber zunächst nicht ins Spiel und beschäftigte sich mehr mit den Schiedsrichterentscheidungen oder der Reklamation über das zunehmende Zeitspiel der Hausherren.
Bei Preußen machte sich mehr und mehr Verzweiflung breit. Schack und Noak zielten drüber und bei Seidels Treffer ging die Abseitsfahne hoch. Auf der anderen Seite tauchte Rahn doppelt vor Patzer auf und nur durch das schnelle Reaktionsvermögen des FSV-Schlussmannes blieb die Vorentscheidung aus.
So langsam musste sich die Formation der Gäste sputen, um nicht die Häme der heimischen Zuschauer abzubekommen. Und tatsächlich fiel fast schon aus dem Nichts der Anschlusstreffer. Noak zog flach vom 16er ab und Zier zeigte ungewohnte Schwächen. Den Abpraller bugsierte Fernschild gerade so unter dem liegenden Torwart hindurch und mit der letzten Umdrehung rollte die Kugel über die Linie.
Fast wäre die Euphorie der Gäste aber nach hinten losgegangen, denn Harant zog aus 20 Metern ab und der Schuss hätte genau in den Winkel gepasst. Mit einer Wahnsinnsparade holte Patzer das Ding aus der Luft und leitete gleich den Konter ein. Dabei drang Reinhold in den Strafraum ein und nahm den Kontakt dankend an. Beim fälligen Strafstoß schickte Schack den Keeper in die andere Ecke und nun wollten die Preußen das Oberwasser nach dem Ausgleich nutzen, um es noch vor der Verlängerung klar zu machen.
Wie schon in Saalfeld avancierte Schack zum Matchwinner und setzte einen scharfen Schuss von der Seite des Strafraums an. Das Geschoss zischte über Zier, welcher in der Schlussphase seine Sicherheit eingebüßt hatte. Er ging in der Nachspielzeit zwar mit vor in den Strafraum, doch die schwarz-weiße Abwehr hielt dem Druck stand. Jedoch wurde kein Konter entschlossen zu Ende gespielt und so zitterten alle Preußen in den letzten Minuten noch einige Male.
Dann purzelten einige Steine von den Gäste-Herzen, denn die Peinlichkeit wurde gerade so abgewendet. Unser Trainerteam wird das Spiel entsprechend auswerten, denn ein Großteil der Partie verlief komplett unter dem eigenen Anspruch und fernab von Entschlossenheit und Willen. Am Ende ging es gerade so nochmal gut – wir pusten erstmal durch und schauen gespannt auf die Auslosung am kommenden Freitag. Den Blau-Weißen gebührt ein großer Respekt für die Spielleistung und die Organisation der Veranstaltung, fasste es der FSV Preußen selbstkritisch und realistisch zusammen.
Ein Weiterkommen wäre für den TSV nicht unverdient gewesen, aber die Gäste holten doch noch das Kämpferherz raus und hatten auch einigermaßen Glück. Das wollen wir durchaus anerkennen. Gegen Arnstadt und Fahner Höhe sollte auf jeden Fall mehr Einsatzbereitschaft und Zielstrebigkeit vorhanden sein, um gegen die Ex-Oberligisten zu bestehen. Danach ist bereits die nächste Pokalrunde anberaumt. Mal schauen, wo es hingeht oder vielleicht kommt ja sogar ein Regionalligist zu uns, blicken die Preußen einigermaßen erleichtert nach vorne.
Tore: 1:0 Hofmann (31.), 2:0 Harant (40.), 2:1 Fernschild (78.), 2:2 Schack (81./Foulelfmeter), 2:3 Schack (85.)
Zuschauer: 467
Bad Tennstedt: Zier, Lange, Runze, Balsing, Kerst (65. Schlesier), Biedermann (82. Schulz), Rahn, Harant, Thomas, Hofmann (74. Löchner), O. Zitschke (87. Kammlott)
Preußen: Patzer, Harbauer (69. Touray), Meißner, Dolzer (72. Fernschild), Engel (46. Yoro), Pawlak, Schack, Noak, Gulov (46. Linz), Seidel, Rösener (46. Reinhold)
Markus Fromm