Artenschutzeinatz auf wichtigem Grundstück

Dem Sumpf-Herzblatt eine Chance

Sonnabend
17.08.2024, 15:22 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
26 mal waren wir Artenschützer seit 2011 auf einem Halbtrockenrasen bei Appenrode im Einsatz. Bisher mit sichtbaren Erfolgen. Aber Bodo Schwarzberg hat auch Wermutstropfen zu verlieren...

Auf der Fläche im neuen Naturschutzgebiet Bromberg siedeln mindestens sieben laut deutscher oder Thüringer Roter Liste gefährdete bzw. gesetzlich geschützte Gefäßpflanzenarten.

Zu ihnen zählen mehrere Orchideenarten, wie ein großer Bestand der Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera), das in Thüringen vom Aussterben bedrohte Gewöhnliche Katzenpfötchen(Antennaria dioica) und auch das auf nährstoffarme, gern feuchte Standorte angewiesene, in Thüringen mittlerweile stark gefährdete Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris).

Von letzterem konnten wir jüngst mit ca. 150 blühenden Stängeln an verschiedenen Stellen der Fläche einen neuen Blührekord feststellen.

Eine Blüte des stark gefährdeten Sumpf-Herzblatts (Parnassia palustris). Die Art ist eine Fliegentäuschblume: Die gelben Nektarblätter sind Attrappen ohne Nektar und lassen die Bestäuber hungrig zurück. Täuschung hat also eine viel längere Tradition, als in der Politik. Außerdem ist die Blüte streng vormännlich. Zunächst sind die männlichen Staubbeutel reif. Erst nach deren Abwerfen (hier erfolgt) öffnet sich die Narbe (hier noch nicht). So wird Selbstbestäubung ausgeschlossen. (Foto: Bodo Schwarzberg) Eine Blüte des stark gefährdeten Sumpf-Herzblatts (Parnassia palustris). Die Art ist eine Fliegentäuschblume: Die gelben Nektarblätter sind Attrappen ohne Nektar und lassen die Bestäuber hungrig zurück. Täuschung hat also eine viel längere Tradition, als in der Politik. Außerdem ist die Blüte streng vormännlich. Zunächst sind die männlichen Staubbeutel reif. Erst nach deren Abwerfen (hier erfolgt) öffnet sich die Narbe (hier noch nicht). So wird Selbstbestäubung ausgeschlossen. (Foto: Bodo Schwarzberg)


Im zeitigen Frühjahr tauchen Tausende Exemplare des Rauhaarigen Veilchens (Viola hirta) die Wiese in ein zartes Blau und wenig später bildet die Wiesen-Schlüsselblume (Primula veris) einen fast sprichwörtlichen gelben Blütenteppich.

Dass diese Artenvielfalt und die hohe Konzentration bemerkenswerter Arten nicht selbstverständlich ist, darauf mögen die oben erwähnten 26 landschaftspflegerischen Einsätze bereits hindeuten: Sie beinhalten eine schonende Handmahd jährlich, wobei anfänglich, also vor ca. 13 Jahren, auch zahlreiche Gehölze entfernt werden mussten, um den ursprünglichen Wiesencharakter wieder herzustellen.

Derartige Flächen stellen heute seltene Refugien dar, ja sie können als Museum der auf Versorgung und nicht auf Profit ausgerichteten Landbewirtschaftung und einer einst verbreitet größeren Artenvielfalt gelten. Ein Museum, in dem wir Relikte in Form von Pflanzen- und auch Insektenarten für die Nachwelt erhalten.

Die einst massenhaft vorkommende Wiesen-Schlüsselblume (Primula veris) steht wegen massiver Rückgänge mittlerweile in der Vorwarnliste der deutschen Roten Liste. Gefördert durch einschürige Handmahd, tauchen, entgegen dem Trend, tausende Exemplare den von uns seit vielen Jahren gepflegten Halbtrockenrasen alljährlich im Frühjahr in ein sattes Gelb. (Foto: Bodo Schwarzberg) Die einst massenhaft vorkommende Wiesen-Schlüsselblume (Primula veris) steht wegen massiver Rückgänge mittlerweile in der Vorwarnliste der deutschen Roten Liste. Gefördert durch einschürige Handmahd, tauchen, entgegen dem Trend, tausende Exemplare den von uns seit vielen Jahren gepflegten Halbtrockenrasen alljährlich im Frühjahr in ein sattes Gelb. (Foto: Bodo Schwarzberg)


Am vergangenen Wochenende übernahmen zwei Enthusiasten, beide BUND-Mitglieder, die diesjährige Mahd, in einem insgesamt elf Stunden andauernden die Kondition fordernden und fördernden Einsatz.

Zwei Enthusiasten, Sie haben richtig gelesen. Und wer sich von Ihnen erinnern kann, dem werden zahlreiche personell bedeutend reichere Artenschutzeinsätze unter dem Namen BUND einfallen. Besagtes Grundstück ist BUND-Eigentum und es hat zudem eine wichtige Funktion als Sperrfläche gegen ein Fortschreiten des Gipsabbaus.

Die Erhaltung des einst von uns 2011 zur Erhaltung übernommenen Inventars bemerkenswerter Pflanzen- und wohl auch Insektenarten ist uns bisher gelungen. Kontinuität und Idealismus sind unsere Markenzeichen, da wir Ehrenamtler sind und mit derartigen Maßnahmen nicht gezwungenermaßen Geld verdienen müssen, wie Landschaftspflegeverbände oder Landwirte. Das sichert die notwendige Kontinuität.

Ohne Enthusiasmus können wir die Biodiversität nicht erhalten.  (Foto: Bodo Schwarzberg) Ohne Enthusiasmus können wir die Biodiversität nicht erhalten. (Foto: Bodo Schwarzberg)


Allerdings können wir solch wertvolle Trocken- und Halbtrockenrasen oder auch Bergwiesenabschnitte nur erhalten, wenn wir auch weiterhin über eine ausreichende personelle Kraft verfügen. Diese sollte in erster Linie natürlich auch weiterhin vom Umweltverband BUND als Verfechter des Landschaftserhalts kommen, so wie in den vielen Jahren zuvor. Und das vor allem aus Gründen seiner Glaubwürdigkeit. - Gerade bezüglich dieses Grundstücks.

Darüberhinaus freuen wir uns jederzeit über Menschen, die uns bei den Artenschutzeinsätzen unterstützen. Ohne Menschen außerhalb des BUND-Kreisverbands Nordhausen wären heutzutage viele der Einsätze kaum mehr denkbar.

Unsere Einsätze sind körperliche, soziale und ökologische Auszeiten, bei denen das eigene Naturwissen vertieft, vor allem aber ein Beitrag zum Schutz unserer einzigartigen heimatlichen Natur geleistet werden kann.

Wer Interesse hat, uns dabei zu unterstützen, der kann sich jederzeit gern bei mir melden. (bodo_schwarzberg@yahoo.de oder über Facebook.
Bodo Schwarzberg