Lehrergewerkschaft zum Schulanfang

Das neue Schuljahr beginnt, aber es wird nicht besser

Dienstag
30.07.2024, 09:17 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Mit großer Sorge schaut die GEW Thüringen auf den Beginn des neuen Schuljahres. Es steht zu befürchten, dass auch in diesem Schuljahr die Lernbedingungen für die Schülerinnen und Schüler schlechter und die Belastungen für die Lehrkräfte steigen werden...

Am Montag vor dem Start sind in der Thüringer Stellenbörse noch 910 offene Stellen für Lehrkräfte, Sonderpädagogische Fachkräfte und Fachleiter zu finden. Trotz laufender Einstellungen stellt das die Planungen der Schulleiter vor große, manchmal sogar unlösbare Herausforderungen.

In manchen Regionen ist der Lehrkräftemangel so groß, dass schon jetzt individuelle Lernzeiten (also ohne Lehrkraft) regulären Unterricht ersetzen werden und Klassen im Wechsel beschult werden müssen.

Trotz aller Maßnahmen des Thüringer Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport ist die Mammutaufgabe, den Lehrkräftemangel zu beheben, immer noch nicht bewältigt. Die Devise, den Mangel gleichmäßig zu verteilen, ist aus Sicht der GEW Thüringen aber ein Irrweg. Es ist nicht nachvollziehbar, wie in Zeiten, in der hauptsächlich attraktive Arbeitsbedingungen für Interessenten über die Annahme von Stellenangeboten entscheiden, offene Stellen teils nur befristet besetzt werden. Der Ausbau der pädagogischen Assistenzen für die Schulen ist begrüßenswert und ein richtiger Schritt hin zur Entlastung. Diese Stellen müssen aber zusätzliche Stellen sein, für sie sind nicht die unbesetzten Lehrerstellen zu nutzen.

Wer auch immer in der Landesregierung hier ausbremst: Es ist ein Sparen an der falschen Stelle. Dadurch entsteht unnötigerweise und selbstverschuldet nur noch mehr Frust, bei Schülern, bei Eltern und auch bei den Beschäftigten in den Schulen.

Dazu Kathrin Vitzthum, Landesvorsitzende der GEW Thüringen: „Wir erwarten von der Thüringer Landesregierung, dass sie Bildungspolitik zur Chefsache erklärt. Denn trotz der Investitionen, Verbeamtung, Höhergruppierung in A13 für alle Lehrkräfte und Schaffung zusätzlicher Stellen konnte das Bildungsministerium nicht alles Notwendige umsetzen, um Schulen mit alldem auszustatten, was sie für guten Unterricht und gute Arbeitsbedingungen brauchen.“

Leider ist aktuell wieder zu beobachten, dass Bildung – also die auskömmliche Ausstattung der Bildungseinrichtungen mit personellen, finanziellen und sächlichen Mitteln im Sinne der Ermöglichung von Bildungsgerechtigkeit – zwar zum Wahlkampfthema taugt, aber erfahrungsgemäß nachhaltige Effekte davon nicht zu erwarten sind. Das gilt nicht nur für Rot-Rot-Grün, sondern ausdrücklich auch für die Politik der CDU, deren unangenehme Nachwirkungen einer völlig verfehlten Personalpolitik im Schulbereich immer noch von allen Betroffenen ausgehalten werden müssen.