nnz-Forum

Wahlkampf auf Wanderschaft: eine Replik

Sonntag
07.07.2024, 10:36 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Bodo Schwarzberg hat sich den Wanderbericht von Rüdiger Neitzke aus der gestrigen nnz durchgelesen und mit den folgenden Zeilen reagiert...

Ich wandere auch gern und weit und schreibe hernach auch darüber in der nnz. Das ist bekannt. Bei der hier geschilderten Wanderung des Herrn Neitzke fehlen mir aber Informationen über das, was ihm die Leute, mit denen er unterwegs spricht, sagen, welche Probleme sie in Bezug auf die aktuelle Politik gerade der Grünen beschäftigen, und wie Herr Neitzke auf diese Meinungen reagiert. Schließlich, ja, DAS schreibt er, will er ja in den Thüringer Landtag einziehen.

Angesichts der Tatsache, dass die in Regierungsverantwortung stehenden Grünen, entsprechend aktuellen Umfragen, gerade einen recht schweren Stand in der Wählerschaft haben, empfinde ich den Wanderbericht des Herrn Neitzke als etwas zu locker-flockig-am eigentlichen Thema Politik vorbei - und für einen wandernden Politiker zu sehr auf seine schmerzenden Füße, statt auf echte Probleme bezogen.

Wenn ich ihm beim Wandern begegnen würde, würde ich ihn als Botaniker und aktiver Artenschützer auf die Widersprüche in der Politik seiner Partei ansprechen, gleichzeitig Friedenspartei und entgegen ihrer eigenen Geschichte heute auch Lobbypartei der Rüstungsindustrie sein zu wollen. Auf die Problematik des von den Grünen mit getragenen Green deal, der weltweit zu forcierter Umweltzerstörung durch u.a. Lithiumabbau, Schiefergasproduktion für Habecks LNG-Terminals u.a. auf Rügen und zum Beispiel zum Tod zehntausender Fledermäuse durch Windenergieanlagen führt.

Und ich würde ihn fragen, warum seine Partei eine so wichtige und von einer Bevölkerungsmehrheit anerkannte Problematik wie die Umweltzerstörung so dermaßen schlecht kommuniziert, dass immer mehr ihrer einstigen Wähler das Weite suchen und doch lieber Diesel, als E-Auto fahren wollen.

Ich würde ihn auch mit Fragen nach seiner Außenministerin konfrontieren, die als deutsche Chefdiplomatin das Wort Diplomatie, ganz im Gegensatz zu ihren Amtsvorgängern im kalten Krieg, offensichtlich noch nie gehört hat, wenn es etwa um den Umgang mit nicht unserer Ideologie anhängenden, aber für den Frieden bedeutenden Staatslenkern geht.

Und zwar auch wenn sie, übrigens ebenso wie der Westen in zahlreichen von ihm verursachten Kriegen, Verbrechen begehen. Schließlich ist diese unsere Welt nunmal unteilbar. Und die Grünen müssten als Ökopartei eigentlich als Erste wissen, dass die großen globalen Probleme nur staaten- und systemgrenzen überwindend gelöst werden können. Eben, weil vom Menschen gezogene Grenzen nicht ein globales Problem auch nur eine Sekunde lang aufhalten.

Mich würde auch noch interessieren, was Herr Neitzke gegen unser katastrophales Bildungssystem zu tun gedenkt, in dem mangels Lehrern, mangels Autorität und angesichts eines all zu mächtigen Förderalismus Gewalt, Frust und Mobbing immer mehr um sich greifen und der Lehrer vom aktiven, anerkannten und verantwortlichen Bilder junger Menschen zum Erdulder allermöglicher Fehlentwicklungen degradiert wurde.

Und vielleicht könnte mir Herr Neitzke die Frage beantworten, warum ich als Grüner diese Grünen nicht wählen kann.
Bodo Schwarzberg