Kommunaler Vermieter will Innenstadtbündnis

SWG Nordhausen etabliert Gewerbetalk

Sonnabend
25.05.2024, 16:28 Uhr
Autor:
red
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SWG-Chefin Inge Klaan hatte am Donnerstag zum 1. SWG-Gewerbetalk ins Studio Johanna geladen, um mit den Gewerbemietern wieder mehr ins Gespräch zu kommen. (Foto: SWG Nordhausen/S.Schedwill) SWG-Chefin Inge Klaan hatte am Donnerstag zum 1. SWG-Gewerbetalk ins Studio Johanna geladen, um mit den Gewerbemietern wieder mehr ins Gespräch zu kommen. (Foto: SWG Nordhausen/S.Schedwill)
Die Städtische Wohnungsbaugesellschaft (SWG) Nordhausen will ihre Gewerbemieter mehr unterstützen und etabliert ein neues Gesprächsformat, den SWG-Gewerbetalk...

Die erste Veranstaltung am Donnerstagabend im Studio Johanna" in der Altstadt stand unter dem Motto: Wie bleibt die Nordhäuser Innenstadt trotz Onlinehandel und verändertem Kundenverhalten lebendig?

Gesicht der Innenstadt ändert sich
Mit 150 Gewerbeeinheiten zählt das kommunale Wohnungsunternehmen neben den beiden großen Einkaufszentren zu den größten gewerblichen Vermietern in der Rolandstadt. „Die Zeiten sind für uns als Vermieter und für unsere Gewerbetreibenden nicht einfach. Auch in Nordhausen verändert sich das Bild der Innenstadt: Wir haben aktuell wenig bis keine Nachfrage nach Flächen für klassischen Einzelhandel“, erklärt SWG-Geschäftsführerin Inge Klaan. Gefragt seien vor allem Büro- und Praxisflächen.

Dieses Segment macht mit 47 Prozent bereits den größten Teil der 155 Gewerbeeinheiten aus. Klassischer Einzelhandel findet sich in 16 Prozent der SWG-Läden, 12 Prozent sind Büroflächen und 10 Prozent Gastronomie. Der Leerstand ist derzeit mit 7 ungenutzten Gewerbeobjekten im gesamten Stadtgebiet noch überschaubar und liegt bei 6 Prozent. Das Wohnungsunternehmen überlegt, für ausgewählte Leerstände einen Gründerwettbewerb auszuschreiben. Es erhofft sich dadurch, Neuvermietungen gezielter platzieren zu können.

Anfang ist gemacht
„Wir müssen die Kräfte unserer Einzelhändler, Dienstleister und Gastronomen in der Fläche bündeln, um gemeinsam die Innenstadt für Bewohner und Besucher attraktiv zu halten. Nur als Innenstadtbündnis können wir uns Gehör verschaffen und gemeinsam etwas bewegen. Der Anfang ist heute Abend gemacht“, so Klaan. Der SWG-Gewerbetalk soll keine Konkurrenz zum Citymanagement werden, sondern dieses ergänzen.

Dass Veränderungswünsche und -bereitschaft vorhanden sind, wurde am ersten Abend deutlich, zu dem 25 Gewerbemieter aus der Innenstadt gekommen waren. Die Rautenstraße sei zum Flanieren unattraktiv - so die Argumente vieler Gewerbetreibender. Es fehle an Stadtgrün, der Blasiikirchplatz friste ein tristes Dasein. Auch für die Jugendlichen, die abends vor den Geschäften herumlungern, müsse endlich eine Lösung gefunden werden, so die Meinung der Anwesenden.

Einzelhandel muss sich spezialisieren
Denkanstöße hierfür lieferte der Innenstadtexperte Jens Nußbaum von der Agentur Stadt + Handel. Nußbaum stellte „Strategien für die Innenstadt von morgen“ vor. Er plädierte dafür, Orte wie den Blasiikirchplatz temporär beispielsweise als Spielplatz zu nutzen – dafür gebe es mittlerweile Anbieter. Das schaffe nicht nur neue Angebote, man könne damit auch testen, ob diese überhaupt angenommen würden. Die Stadt müsse die Aufenthaltsqualität für alle Generationen in der Innenstadt generell erhöhen, damit die Menschen gerne in der Innenstadt verweilen.

Nordhausen habe dafür beste Voraussetzungen, so Nußbaum. Er plädierte dafür, die Innenstadt zu stärken. Der stationäre Einzelhandel müsse beginnen, sich auf Zielgruppen zu spezialisieren, Mischformen anzubieten und digitaler zu werden. Und: In Zukunft werde der Handel in der Innenstadt an Bedeutung verlieren - neue Nutzungsformen müssten diese Lücke füllen. Ein gutes Beispiel für neue Begegnungsräume sei das „Studio Johanna“, in das die SWG eingeladen hatte. Inhaberin Johanna Lautenbach hat einen gemütlichen Ort für Workshops, Familienfeiern und Geschäftstreffen geschaffen und damit nicht nur eine Nische besetzt, sondern auch einen Treffpunkt mitten in der Stadt geschaffen.

Ende Juli wird der SWG-Gewerbetalk zum zweiten Mal stattfinden. Thema sollen dann die Öffnungszeiten in der Adventszeit sein.