30 Jahre NBI

Drum prüfe, was sich ewig "binden" soll

Dienstag
21.05.2024, 11:54 Uhr
Autor:
psg
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Der deutschen Wirtschaft ging es gefühlt und tatsächlich schon mal besser. Die wichtigsten Daten der “Volkswirtschaft made in Germany” sind nicht sonderlich beschaulich. Und doch gibt es Unternehmen, die bislang alle Krisen gemeistert haben. Auch in Nordhausen. Wir haben ein solches besucht…

Bohrkerne aus verschiedenen Materialien (Foto: nnz) Bohrkerne aus verschiedenen Materialien (Foto: nnz)
Ich bin ehrlich - mit dem Kürzel NBI verband ich bis vor einigen Wochen lediglich den “Stern” der DDR. Die Neue Berliner Illustrierte. Doch in diesem Fall steht NBI für das Nordhäuser Bauprüfinstitut. Und das feiert in diesen Tagen seinen 30. Geburtstag.

Eigentlich, so erzählt Geschäftsführer Uwe Macholdt, begann die Geschichte schon vor der Wende. Die Wurzeln sind im Baustoffforschungs- und Prüflabor von Schachtbau Nordhausen zu finden. 1989 sollte es umziehen - vom Johannishof auf das Gelände von Schachtbau. Der Umzug verlief reibungslos, die Geschichte von Schachtbau war hingegen Wendebelastet. Für den Außenstehenden stand nach dem Firmennamen ein “GmbH” und ersetzte das “VEB”.

Für das Baustoffforschungslabor dauerte es noch rund fünf Jahre, ehe es zum NBI mutierte. Der Grund ist verständlich: Der Status eines akkreditierten Prüfinstituts musste erarbeitet werden und wer in der aktuellen Wirtschaft mit Zertifizierungen zu tun hat, der kann in dieses Lied mit einstimmen. Und die Prüfer konnten zum Beispiel nicht mehr bei Schachtbau prüfen. Also verselbständigten sich die damals acht Prüfingenieure und technischen Mitarbeiter und am 1. April 1994 erblickte das NBI das Licht der wirtschaftlichen Welt. Bis zum Jahr 2002 leitete Jürgen Stubbe das Unternehmen und übergab dann den symbolischen Staffelstab an Uwe Macholdt.

Nun arbeiten am Industrieweg 2a in Nordhausen 13 Frauen und Männer sowie eine studentische “Hilfskraft”, die allerdings im Team so gut wie eine gesicherte berufliche Zukunft hat. Apropos personelle Zukunft: Um die muss sich der 62jährige Macholdt kaum Gedanken machen. “Wir sind ein relativ junges Team, unser Prokurist Chris Ostmann zum Beispiel ist gerade mal 36 Jahre jung. Da ist es mir aus dieser Sicht nicht bange”, sagt der Geschäftsführer.

Was dem Autor dieser Zeilen beim Besuch am Industrieweg auffiel, ist die Tatsache, dass an vielen Türen der Büros neben dem Namen der Titel ”Dipl. Ing.” zu lesen ist. Und in den Gesprächen merkt man, dass die Leute darauf besonders stolz sind. Stolz sind sie auf das, was sie können, und das ist - für den Laien - mitunter nicht so leicht verständlich. Da ist die Rede zum Beispiel von der klassischen Prüfung von Fest- und Frischbetonen. Das sind aber auch Bauzustandsanalysen, oder die Spezialleistungen wie Ankerprüfungen oder Betonprüfungen im untertägigen Bereich. Nicht vergessen werden darf bei der Aufzählung die Sachverständigen-Tätigkeit im Bereich der Schachtfördertechnik für Behörden, die mittel- und unmittelbar mit Bau oder Bergbau zu tun haben. Das sind unter anderem Straßenbauämter, Bergämter, Schifffahrtsämter oder die Deutsche Bahn. Im Bereich der Schachtfördertechnik werden Seilprüfungen, Fördermaschinenprüfungen, Schachtprüfungen und zerstörungsfreie Werkstoffprüfungen an allen Bauteilen dieser Anlagen angeboten.

Natürlich agieren Macholdt und seine Mannschaft nicht im luftleeren Wirtschaftsraum. Sie haben gegenüber den anderen “Marktteilnehmern” jedoch einen nicht zu vernachlässigenden Vorteil: Sie bieten die prüferischen Dienstleistungen aus einer Hand an, deutschlandweit. Aber es gibt auch im engen Kreis um Nordhausen herum zufriedene Geschäftspartner, zum Beispiel das Bauunternehmen Waresa und natürlich Schachtbau selbst.

In zwei Tagen wird sich auf dem Betriebsgelände am Industrieweg einiges ändern: Dann wird dort ein Festzelt stehen und das NBI-Team trifft auf viele ehemalige Kolleginnen und Kollegen, auf Geschäftspartner und einfach auf Freunde und Wegbegleiter. Fast 150 Anmeldungen soll es geben und wer Menschen kennt, die sich mit “Glück Auf” grüßen, der kann ahnen, dass an diesem Tag ausgelassen gefeiert und ausnahmsweise mal nicht geprüft wird.
Peter-Stefan Greiner