Premiere im Park Hohenrode

Die Silberdisteln sind zurück

Freitag
10.05.2024, 15:13 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Nach zwei Jahren Pause sind die Silberdisteln mit einem neuen Stück zurück auf der Bühne. Die bietet für die Premiere am Sonntag der Park Hohenrode, wenn es heißt „Sein oder nicht Sein“…

Wer braucht Aufregung wenn man Vorfreude hat? - Die Silberdisteln feiern am Sonntag im Park Hohenrode Premiere ihres neuen Stücks (Foto: agl) Wer braucht Aufregung wenn man Vorfreude hat? - Die Silberdisteln feiern am Sonntag im Park Hohenrode Premiere ihres neuen Stücks (Foto: agl)


Trotz des Titels geht es im neuen Silberdistel Stück nicht um den Hamlet, obwohl die Laienschauspieler nach 15 Jahren Bühnenerfahrung und 13 Stücken auch den ohne weiteres spielen könnten. Nein, nicht der Dänenprinz soll es sein sondern die „Goldähren“, eine professionelle Schauspieltruppe aus Kornhausen die von einem Tag auf den anderen vor dem Nichts steht und nun zu sehen muss, wie es weiter geht mit der Schauspielerei.

Wer Parallelen sieht darf sicher sein, dass diese voll und ganz intendiert sind. Als man anfing das Stück zu schreiben, war aber noch gar nicht klar, wie nah man den eigenen Umständen kommen würde, erzählt Anja Eisner, einst Chefdramaturgin am Nordhäuser Theater, heute Oberdistel und mit 67 Jahren immer noch jüngstes Mitglied im Ensemble. „Als wir die Ideen zu dem Stück zusammengetragen haben, war noch nicht klar, dass wir mit dem Umbau des Theaters auch unsere Heimat und viel Unterstützung verlieren würden. Insofern spielen wir auch ein Stück unsere eigene Geschichte“, sagt Eisner. In den Anfängen sollte daraus eine Art Melange werden, die liebsten Teile aus den vorangegangenen Werken sollten sich die Disteln für sich herauspicken und in die Geschichte der „Goldähren“ einarbeiten. „Damit haben wir angefangen aber bei herausgekommen ist dann aber doch etwas ganz anderes, weil jeder neue Ideen hatte und ausprobieren wollte“.

Regisseurin, Oberdistel und jüngstes Mitglied im Ensemble: Dramaturgin Anja Eisner (Foto: agl) Regisseurin, Oberdistel und jüngstes Mitglied im Ensemble: Dramaturgin Anja Eisner (Foto: agl) Der Fundus der eigenen Erfahrungen aus dem man dabei schöpfen konnte umfasst ein Dutzend Stücke, vom Faust bis zum Sturm oder den Besuch der Alten Dame. Dabei hat man sich immer eher als Bürgertheater denn als Seniorentheater verstanden. „Wir spielen keine „Alte Leute“ Themen oder für die Enkelkinder, die Silberdisteln haben als spielfreudige Truppe von Theaterfreunden angefangen und das sind wir bis heute, wir wollen Theater für alle machen“, sagt Eisner.

Nur war man damit nach dem Wegfall des Theaters auf sich allein gestellt. Kein Probenort, keine Hilfe aus der Maske, kein Fundus, kein Verein im Hintergrund, der bei der Organisation helfen könnte. Bei Anja Eisner im Haus fand man erst einmal Unterschlupf auf dem Dachboden, erzählt die Dramaturgin, doch das konnte nur eine Notlösung sein. Schließlich fand man Unterstützung bei einem langjährigen Partner, dem Radio ENNO. Mit dem Bürgerradio waren die Disteln ohnehin eng verbunden, nun kann man die Räume des Senders am August-Bebel-Platz für die nötigen Treffen nutzen. Ein Jahr lang hat man am neuen Stück geschrieben und sich den neuen Gegebenheiten angepasst. Da man aus dem Probenalltag erzählt, braucht es nicht viel Raum oder Requisite, die Kostüme finden sich im eigenen Kleiderschrank und das mit der Maske können die Disteln auch unter sich aus machen. Ohne ausreichend Platz wird aus dem besten Stück aber nichts, für die szenischen Proben brauchte man mehr, als die Redaktionsräume des kleinen Radios. Auch hier fanden die Disteln schließlich Hilfe und kamen bei Christiane Marx von den „EX-In Möglichkeitsräumen“ in der Barfüßerstraße unter. Dankbar ist man auch für die Unterstützung von Künstler Axel Schuhmann, der den Disteln ihr erstes Logo gegeben hat sowie für die Hilfe von Filmemacher Erik Grun, der bei der Technik aushelfen konnte. Beim überwinden der Durststrecke halfen zudem die Nordhäuser Rotarier und der Lions Club.

Am Sonntag will man nun im Park Hohenrode um 14.30 Uhr Premiere feiern. „Die Aufregung ist gar nicht so groß, wir sehen dem alle recht gelassen entgegen. Aber nach zwei Jahren Pause ist die Vorfreude dafür umso größer.“ Gezeigt wird „Sein oder nicht Sein“ nach dem jetzigen Stand nur ein einziges mal, denn außer der Villa im Park hat man noch keinen anderen Spielort gefunden. Dabei brauche man an sich nicht viel, nur einem Raum mit Licht, genügend Platz für mindestens 45 Sitzplätze, ein Tisch und 17 Stühle. Am Eintritt habe man kein Interesse, den könnten die Gastgeber gerne behalten, man spielt zur Freude, nicht des Geldes wegen.

Anders ist das bei den „Goldähren“, für die es am Sonntag um die Existenz geht. Kleines Detail am Rande für Theaterkenner - viele Rollen sind zumindest dem Namen nach an Größen der Nordhäuser Theatergeschichte angelehnt, denn auch wenn die Silberdisteln nicht auf der Baustelle spielen können, bleiben sie ihrem Theater doch verbunden. Und wenn der Bau einmal fertig ist, verspricht Eisner, wird man ins „TuD“ zurückkehren, gerne auch mit dem Fahrstuhl.
Angelo Glashagel