ZWEI „KÖNIGSKINDER“, DIE EINANDER NICHT FINDEN

Tragikkomödie auf Rathausbühne

Sonnabend
30.03.2024, 09:12 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Komponist und Textdichter sind unbekannt, die Melodie einer uralten Ballade von den zwei Königskindern aber ist unsterblich...

Es waren zwei Königskinder,
die hatten einander so lieb. Sie
konnten zusammen nicht kommen,
das Wasser war viel zu tief.
„Auch Liebster, könntest du schwimmen,
so schwimme doch herüber zu mir.
Drei Kerzen will ich dir anzünden,
die sollen leuchten zu dir“.


Nordhausen. Die Namen der Königskinder sind mir unbekannt. Hingegen fallen mir zwei Namen weithin bekannter Leute ein, die zueinander partout nicht finden wollen, obwohl es für das Allgemeinwohl angebracht wäre. Eine Tragikkomödie, ein Dauerbrenner auf der Rathausbühne. Ihre Hauptdarsteller: Kai Buchmann und Alexandra Rieger. Oberbürgermeister der eine, Bürgermeisterin die andere.

Ob die zueinander noch finden, steht in den Sternen. Das Wasser dazwischen ist derzeit zu tief. Im Gegensatz zu den Königskindern scheint keiner der Beiden bemüht zu sein, sich finden zu wollen. Geschweige symbolisch eine Kerze anzuzünden, die einen Weg weisen könnte. Die Protagonisten in dieser Tragödie sollen sich keines Blickes würdigen. Sie könnten sich nicht riechen, gingen grußlos einander vorbei.

Aber Wunder soll es bekanntlich immer wieder mal geben. Wer soll sie auf den Weg bringen? SPD-Fraktionschef Hans-Georg Müller oder Landrat Matthias Jendricke? Ihrer Kollegin zu raten, ihrem uneinsichtigen Chef den Rücken zu kehren, das Rathaus zu verlassen, um Ärger und Stress zu entgehen? Das werden sie nicht tun. Und wer wäre willens und bereit, den OB für ein Miteinander mit seiner Bürgermeisterin an die Hand zunehmen?

Die SPD hätte ihre Parteigenossin Rieger gern an der Rathausspitze gesehen und sich auch Chancen gegen den ungeliebten Buchmann mit seinen Querelen ausgerechnet.

Wäre sie in die Stichwahl gekommen, hätte sie es wohl auch mit der Kraft des Bündnisses „Nordhausen zusammen“ gegen den AfD-Kandidaten Jörg Prophet geschafft.

Jüngst brodelte der Streit erneut. Diese Zeitung und andere Medien berichteten: Alexandra Rieger wollte zunächst schrittweise eine friedliche Wiedereingliederung nach längerer Krankheit. Der OB sah das anders. Er mag sie einfach nicht an seiner Seite, ist kein Geheimnis mehr. Das Hin und Her aber immer wieder auf die Tagesordnung mit Schuldzuweisungen setzen zu wollen, bringt den Frieden an der Rathausspitze nicht näher.

So tragisch enden wie in der Ballade die Königskinder werden Oberbürgermeister und Bürgermeisterin nicht. Setzt sich das Trauerspiel aber unvermindert fort, könnte es für Beide und letztlich für die Stadt unangenehme Folgen haben. Persönlich auch gesundheitliche. Für Alexandra Rieger physisch vielleicht mehr als für Kai Buchmann. Muss ein Machtwort her? Oder besteht die Zuversicht, die Beiden werden selbst wieder zueinander finden? Vielleicht helfen da die besinnlichen Ostertage? Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Kurt Frank