Nachgefragt:

Gemeinsam für die Gemeinschaft

Mittwoch
20.03.2024, 20:00 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Die Wahlberechtigten der Einheitsgemeinde Hohenstein wählen in diesem Frühjahr einen neuen Gemeinderat. Auf der Liste der zu wählenden Parteien oder Gruppen wird ein neuer Name zu finden sein. nnz hat mit den Initiatoren gesprochen…

Christian Kowal (links), Andreas Gerbothe am Infopavillon bei Obersachswerfen (Foto: nnz) Christian Kowal (links), Andreas Gerbothe am Infopavillon bei Obersachswerfen (Foto: nnz)
Sie sind mehr als unzufrieden mit dem Ist-Zustand des Gemeinwesens, das sich “Einheitsgemeinde” nennt. “Wir haben in den zurückliegenden Tagen eine Wählergemeinschaft gegründet.” Wir, das sind Christian Kowal und Andreas Gerbothe. Die beiden Männer, so verschieden die politischen Ausrichtungen im Großen und Ganzen auch sein mögen, so überschneiden sich doch ihre Vorstellungen von einer kommunalen Politik, die vereinen und nicht spalten soll.

Genau diesen Spaltungsprozess zwischen den zehn Ortsteilen nehmen sie seit dem Amtsantritt des jetzigen Bürgermeisters wahr. Was die Menschen zunehmend spüren würden, ist: “Trebra first”, bringt es Andreas Gerbothe auf den Punkt. Viele Investitionen fließen in den Ortsteil, in dem Bürgermeister Sauer wohnt, andere Ortsteile seien vergessen. “Es ist eine politische Tradition verloren gegangen, die einst Martin Höche eingeführt hatte. Zum Beispiel bei der Sanierung von Straßen. Da gab es einen Plan und jedes Jahr war ein anderer Ortsteil dran. Die Einwohner konnten sich darauf verlassen.”

Christian Kowal nennt als Beispiel der verlorengegangenen Gemeinschaft den Zustand des Freibades in Klettenberg. Das ist immer noch geschlossen und Gelder für eine Sanierung seien nicht in Sicht. Die Mitglieder des Fördervereins seien frustriert. Auch herrsche keine Klarheit zur Zukunft des Schulstandortes sowie zum Fortgang der Arbeiten an der Turnhalle. “Wir müssen unsere Heimat gerade im Bildungsbereich attraktiv machen, damit junge Menschen sich niederlassen und hier Familien gründen. Unsere Natur ist ein einmaliger Schatz, der ist uns gegeben, um ihn zu nutzen”, sagt Kowal.

Und so haben Gerbothe und Kowal die Wählergemeinschaft “Gemeinsam für Hohenstein - Zehn Orte - Ein Weg” gegründet. 56 Unterstützerunterschriften müssen sie zusammenbringen. An ihrer Seite ist zum Beispiel Marlies Biernath, die einstige Kämmerin der Gemeinde. “Ich habe den schwierigen Prozess des Zusammenschlusses von zehn Orten seit Beginn nach der Wende aktiv mitgestaltet. Das Erfolgsrezept unserer Arbeit lag immer in der Zielstellung, dass sich alle Ortsteile als Teil einer Gemeinschaft fühlen und sich in der politischen sowie in der Verwaltungsarbeit wiederfinden. Dieses Ziel wollen wir mit einer überparteilichen Wählergemeinschaft noch einmal dokumentieren und manifestieren. Uns geht es in erster Linie um die Menschen in ihren Orten und nicht um Parteipolitik”, erzählt Frau Biernath.

Über 14 Sitze wird auch der nächste Gemeinderat verfügen. Aller Voraussicht nach wird keine Partei in der Lage sein, eine eigene Fraktion zu etablieren. Dafür gibt es vermutlich mehrere Wählergemeinschaften. Ein Trend, der auch in anderen Kommunen im Landkreis Nordhausen zu finden ist. Bestes Beispiel dafür ist die neue Wählergemeinschaft: Andreas Gerbothe ist Mitglied der CDU-Fraktion im Kreistag und Christian Kowal sitzt ohne Parteibuch in der Fraktion der LINKE. Und doch eint beide ihr Herz für ihre Heimatregion.
Peter-Stefan Greiner