Thüringer HC

Für den Pokalsieg alles geben

Freitag
08.03.2024, 08:25 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Mit dem Haushahn Final4 um den DHB-Pokal hat die Saison 2023/24 ihren ersten großen Höhepunkt mit einem Titel. Für das Finalwochenende in der Stuttgarter Porsche Arena haben sich neben dem Thüringer HC auch die SG BBM Bietigheim sowie der TuS Metzingen und der VfL Oldenburg qualifiziert, die das erste Halbfinale bestreiten...

Der Thüringer HC spielt um 17:30 Uhr gegen die SG BBM Bietigheim. Der THC geht als Außenseiter in das Halbfinale, möchte dabei unbedingt an die Leistung von vor zwei Wochen im Punktspiel gegen die Schwaben anknüpfen, um mit einem überraschenden Sieg ins Pokalfinale einzuziehen. Damit hätte die Mannschaft die Chance, nach 2011, 2013 und 2019 zum vierten Mal den DHB-Pokal zu gewinnen. Nach Herbert Müller “will man dann auch den Titel gewinnen, wenn man schon mal so weit gekommen ist, eine andere Sache ist es, ob es gelingt.”

Rückblick:
Vor zwei Wochen trafen die beiden Halbfinalisten Thüringer HC und SG BBM Bietigheim am 18. Spieltag der HBF aufeinander und trennten sich in einem atemberaubend spannenden Handballmatch, das man zu den besten Spielen rechnen kann, die in der HBF in dieser Saison gespielt wurden, nach zwei grundverschiedenen Halbzeiten 27:27 unentschieden. Der Thüringer HC war in der 35. Minute der zweiten Halbzeit beim Spielstand von 10:20 hoffnungslos unterlegen und eigentlich schon besiegt. Herbert Müller appellierte in der Kabine leidenschaftlich an seine Schützlinge, noch mal zu kämpfen, Charakter zu zeigen, um mit dem Gewinn der zweiten Halbzeit ein Zeichen zu setzen. Es glich einem Handballwunder, wie die THC-Frauen das Spiel an sich rissen. Das Unentschieden war ein Riesenerfolg, auch wenn in der Schlussphase die Chance vergeben wurde, den Gegner nach 92 ungeschlagenen Spielen in Folge in nationalen Wettbewerben zu besiegen.

Erst 15 Sekunden vor Schluss gelang dem Favoriten durch einen verwandelten Strafwurf der Ausgleichstreffer. Der THC besiegte auf dem Weg ins Final4 im Viertelfinale die HSG Bensheim/Auerbach, gegen die man beide Punktspiele verlor, mit viel Glück erst kurz vor Spielschluss mit 35:33.
In der Liga trennen beide Mannschaften Welten, Bietigheim ist auf dem Weg zum vierten Deutschen Meistertitel in Folge, hat nur zwei Punkte bisher abgegeben. Der THC und der Tabellenzweite Bensheim/Auerbach liegen fünf bzw. vier Punkte hinter dem Spitzenreiter, der für Herbert Müller immer noch “das Nonplusultra des deutschen Frauenhandballs ist”. Die Mannschaft steht erstmals in den Playoffs der EHF Champions League und trifft in der Qualifikation für das Viertelfinale auf Ikast Handbold (DEN), den vorjährigen Gewinner der EHF European League. In diesem Wettbewerb steht der THC gegen den norwegischen Tabellenzweiten Storhamar Elite Handball im Viertelfinale.

Zum Spiel:
Dass nunmehr beide Spitzenmannschaften erneut in einem wichtigen Spiel um alles oder Nichts aufeinandertreffen, verleiht diesem Halbfinale einen ganz besonderen Reiz. Cheftrainer Herbert Müller sieht bei aller Favoritenstellung des Champions League-Teilnehmers und vierfachen Deutschen Meisters SG BBM Bietigheim für den THC eine Chance, weil “der Pokal einen eigenen Charakter hat, K.-O.-Spiele auch durch Tagesform entschieden werden und wenn der THC die Zweikämpfe gewinnen kann, sollte eine Überraschung möglich sein”.

Sicher hat der Trainer einen Matchplan, aber “es braucht auch einen besonderen Tag.” Dazu ist eine ähnlich engagierte spielerische und kämpferische Leistung gefragt wie im letzten Punktspiel. Bietigheim hat den Pokal in den letzten drei Jahren gewonnen. Alle anderen HBF-Mannschaften waren nahezu chancenlos. Zuletzt gewann der Thüringer HC 2019 den DHB-Pokal in einem sensationellen Finale gegen eben diese SG BBM Bietigheim. Die zwei anderen Pokalhalbfinalisten TuS Metzingen und VfL Oldenburg sind typische Pokalmannschaften. Oldenburg gewann den Pokal viermal, zuletzt 2018 gegen die SG BBM Bietigheim. TuS Metzingen ist Dauergast im Final4, war aber noch nie Pokalsieger. Sie standen bereits dreimal im Finale, zuletzt 2016/17. Der VfL Oldenburg hat 2021/22 das Finale gegen Bietigheim verloren. Alle vier Mannschaften hoffen auf den besonderen Tag. Der THC weiß um seine Chance. Das Halbfinale ist mit Sicherheit das schwerere Spiel. Doch das Los kann man sich nicht aussuchen. Sollte man das Finale erreichen, wird die Mannschaft sicher nach dem Motto: “Ein Finale spielt man nicht - ein Finale gewinnt man!”, alles geben, so wie 2019 an gleicher Stelle. Schön, dass etwa 200 Fans die Mannschaft nach Stuttgart begleiten, um für die nötige Stimmung zu sorgen. Die "Rote Wand" wird sich bestimmt etwas Besonderes einfallen, so wie immer schon zuvor.

Zum Kader:
In der Nationalmannschaftswoche war die halbe THC-Mannschaft in unterschiedlicher Mission unterwegs. Dinah Eckerle und Johanna Stockschläder waren zum Nationalmannschaftslehrgang wie auch Annika Lott, die im Aufgebot für die beiden Spiele gegen die Slowakei stand und im zweiten Spiel nach einer Handverletzung geschont wurde. Für Schweden B spielten Villma Matthijs Holmberg und Ida Gullberg. Nathalie Hendrikse war zum ersten Mal im Kader der niederländischen Handballfrauen und bei beiden EM-Qualifikationsspielen gegen Tschechien dabei. Die drei Österreicherinnen Fine Hanfland, Johanna Reichert und Sonja Frey spielten im sogenannten Europa Cup gegen Norwegen und Kerstin Kündig im selben Wettbewerb für die Schweiz. Damit musste Herbert Müller im Training improvisieren und diese Woche steht deshalb ganz im Zeichen der Vorbereitung des FINAL4. Alle 16 Spielerinnen werden am Freitagmorgen die Reise nach Stuttgart antreten.
HaJo Steinbach