Frühjahrs-Feenkrebse wiederentdeckt

Ein seltener Fund bei Limlingerode

Mittwoch
28.02.2024, 15:23 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Im Februar machten Mitarbeiter der Natura 2000 Station bei Limlingerode eine aufregende Entdeckung: erstmals seit vielen Jahren wurden wieder Exemplare des sogenannten "Frühjahrs-Feenkrebses" entdeckt. Die urtümlichen Tierchen sind in Thüringen vom Aussterben bedroht...

Umfangreiche Pflegemaßnahmen an zwei Kleingewässern im Landkreis Nordhausen während des Winterhalbjahrs 2022/23 waren Hoffnungsträger für die in Thüringen vom Aussterben bedrohten Urzeitkrebse.

Diese sogenannten „lebenden Fossilien“ haben sich seit Hunderten von Millionen Jahren kaum verändert. Zu ihren besonderen Eigenschaften zählt, dass sie als Ei im Dauerstadium einige Jahre im Boden trocken gefallener Gewässer überdauern und bei erneuter Wasserführung innerhalb weniger Wochen schlüpfen und sich fortpflanzen können.

Ein lebendes Fossil das in Thüringen vom Aussterben bedroht ist: der "Frühjahrs-Feenkrebs" (Foto: Tobias Ehrhardt) Ein lebendes Fossil das in Thüringen vom Aussterben bedroht ist: der "Frühjahrs-Feenkrebs" (Foto: Tobias Ehrhardt)


Nachdem im Jahr 2006 erstmals Feenkrebse, auch Frühjahrskiemenfuß oder Grubes Kiemenfuß genannt, in einem Tümpel bei Limlingerode entdeckt wurden, war das Gewässer in den vergangenen zehn Jahren die meiste Zeit ausgetrocknet. Durch aufwachsende Weidengebüsche wurde das Wasser aus der Senke gezogen. Auf Anraten des Artenkenners und Entdeckers des Feenkrebs-Vorkommens bei Limlingerode Lothar Buttstedt setzte die Natura 2000-Station im Winterhalbjahr 2022/23 ein Projekt zur Wiederherstellung des Habitats um.

Wasserziehende Gehölze wurden entfernt, die Tümpel wurden von Totholz und Unrat befreit. Anschließend wurde das Profil der Teichsohle mit einer ausreichend tiefen Senke neu modelliert. Im Frühjahr 2023 führte das Feenkrebs-Habitat leider aufgrund der zurückliegenden trockenen Jahre noch kein Wasser. Dank der vielen Regenfälle der vergangenen Monate hat sich die Senke nun ausreichend mit Wasser gefüllt. In einem der beiden gepflegten Tümpel bei Limlingerode wurden im Februar 2024, ein Jahr nach Abschluss der Arbeiten, erstmalig wieder einzelne Exemplare des Frühjahrs-Feenkrebses entdeckt.

Stationsleiterin Astrid Koschorreck war erstaunt: „Zunächst war ich skeptisch, ob dieses seit vielen Jahren trockengefallene Gewässer tatsächlich noch Frühjahrs-Feenkrebse beherbergt. Aber die Arbeit des vergangenen Jahres hat sich gelohnt. Der Fund dieser seltenen Urzeitkrebse ist ein großer Erfolg.“ Auch die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Nordhausen und Feenkrebs-Experte Lothar Buttstedt sind vom Erfolg der Maßnahmen und dem Fund der seltenen Tiere begeistert.

In größeren oder dauerhaft wasserführenden Gewässern haben die nur bis zu 3 cm großen Tiere zu viele Fressfeinde, sodass sie auf kleine, kurzfristig im Frühjahr wasserführende Tümpel angewiesen sind. Erste Larven sind kommen bereits nach der Schneeschmelze vor. Die ausgewachsenen Tiere sind zwischen Februar und Mai zu finden. Geeignete Gewässer finden sich in unserer intensiv genutzten Landschaft kaum noch. Das hat dazu geführt, dass die Frühjahrs-Feenkrebse in der Roten Liste Deutschlands als stark gefährdet eingestuft werden, in Thüringen sind sie sogar vom Aussterben bedroht.

Die Natura 2000-Station „Südharz / Kyffhäuser“ in Trägerschaft des gleichnamigen Landschaftspflegeverbandes ist eine von zwölf vom Land Thüringen finanzierte Stationen. Der Arbeitsbereich sind die Landkreise Nordhausen und der Kyffhäuserkreis. Die Aufgaben liegen in der Pflege und dem Erhalt von Natura 2000-Gebieten, Schutzgebieten für europaweit geschützte Arten und deren Lebensräume.