Inklusives Musikprojekt gestartet

Töne die verbinden

Montag
26.02.2024, 17:07 Uhr
Autor
red
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Musik bringt Menschen zueinander - mit diesem Gedanken wurde am Wochenende am Förderzentrum St. Martin ein besonderes Projekt gestartet. Zusammen mit dem Gitarrenensemble „Con Fermezza“ und der Kreismusikschule will man gemeinsam frische Töne unter freiem Himmel erklingen lassen…

Rund 50 junge Musiker bringt das inklusive Konzert zusammen, darunter die Gitarristen von "Con Fermezza" sowie die Schülerinnen und Schüler der Kreismusikschule und des Förderzentrums St. Martin (Foto: agl) Rund 50 junge Musiker bringt das inklusive Konzert zusammen, darunter die Gitarristen von "Con Fermezza" sowie die Schülerinnen und Schüler der Kreismusikschule und des Förderzentrums St. Martin (Foto: agl)


Mit dem Förderzentrum St. Martin verhält es sich ein wenig so, wie es die Gesellschaft lange Zeit mit eingeschränkten Menschen gehalten hat - versteckt, im Alltag selten wahrnehmbar, aus den Augen aus dem Sinn, aber doch mitten drin. Verborgen hinter hohen Hausfassaden liegt die Schule auf einem Hinterhof am August-Bebel-Platz, in der allgemeinen Nordhäuser Wahrnehmung taucht man eher selten auf.

Das Behinderungen Menschen von der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ausschließen ist auch heute leider immer noch Teil der Wahrheit, aber es hat in den letzten Jahren und Jahrzehnten Bemühungen gegeben, uralte Stigmata und Vorurteile abzubauen. „Inklusion“ heißt das Schlagwort heute, insbesondere im Bildungsbereich, gemeinsam leben und lernen ist das Ziel.

Mit diesem Grundgedanken hat sich das Gitarrenensemble „Con Fermezza“ für ein Projekt beim „Amateurmusikfonds des Bundesmusikverbandes Chor & Orchester“ beworben. Allein war man nicht, über 840 Bewerbungen aus ganz Deutschland sind hier eingegangen, 260 wurden ausgewählt, darunter auch die Nordhäuser Gitarristen. Mit der Unterstützung will man nun in Zusammenarbeit mit der Kreismusikschule und dem Förderzentrum St. Martin eine kleine Konzertreihe auf den Weg bringen, bei der alle gemeinsam Musik schaffen und erleben können.

Mit im Boot ist auch Komponist Ulli Götte aus Kassel. Hier hat der Musiker vor sieben Jahren damit begonnen, ein Zentrum für Interkulturelle Musik aufzubauen. „Musik ist keine universelle Sprache, die jeder versteht. Sie besteht aus vielen verschiedenen Sprachen, die lohnen gehört und ausprobiert zu werden.“, sagt Götte. Die Instrumente, Klänge und Töne anderer Kulturkreise sollte man dabei nicht nur hören, sondern möglichst auch selber ausprobieren.

Komponist Ulli Götte an einem "Slenthem" aus Indonesien, mit dem Gamelan Musik traditionell gespielt wird (Foto: agl) Komponist Ulli Götte an einem "Slenthem" aus Indonesien, mit dem Gamelan Musik traditionell gespielt wird (Foto: agl)


Für das Nordhäuser Projekt hat Götte eigens ein Stück geschrieben, das unter anderem mit indonesischen „Gamelan“ Instrumenten gespielt wird. Die vor allem auf der Insel Java verbreitete Stilrichtung ähnele in ihren Grundzügen europäischer Orchestermusik und eigne sich gut, für die Idee der Südharzer Musiker. Die ist auch für Götte neu - die musikalisch versierten „Con Fermezzianer“, die Schüler der Musikschule und die Kinder des Förderzentrums - sie alle sollen unter einen Hut gebracht werden und gemeinsam Musik spielen und erleben. Konkret heißt das für Götte: die Komposition muss unterschiedlichen Leistungsstufen gerecht werden, vom hohem Niveau der Gitarristen bis zu Melodien, die auch Einsteiger spielen können und sie muss beide Ansätze so zusammenführen, dass am Ende ein harmonisches Ganzes entsteht.

Gitarristin Daniela Heise freut sich auch nach 28 Jahren "Con Fermezza" noch auf neue Herausforderungen (Foto: agl) Gitarristin Daniela Heise freut sich auch nach 28 Jahren "Con Fermezza" noch auf neue Herausforderungen (Foto: agl)


„Entstanden ist die Projektidee im letzten Herbst, während des Wahlkampfes in Nordhausen“, berichtet Daniela Heise vom Ensemble „Con Fermezza“, „was sich da anbahnte hat uns überhaupt nicht gefallen und bei dem Fest auf dem Rathausplatz kam dann der Gedanke auf, dass wir das Zusammenleben, das wir uns wünschen, nicht nur eingefordert sondern auch gelebt werden sollte.“ Für die Musiker heißt das: gemeinsam proben und gemeinsam spielen, alle miteinander, tatsächlich „inklusiv“. Und wenn möglich sollte das nicht nur hinter verschlossenen Türen sondern im öffentlichen Raum stattfinden.

Nach dem Auftakt vom Samstag plant man bis in den Herbst hinein drei öffentliche Auftritte bzw. Proben. Am 27. April wird man von 10 bis 12 Uhr in der Musikschule gastieren, am 15.06. ist man zur gleichen Uhrzeit und bei hoffentlich bestem Wetter in der Traditionsbrennerei unter freiem Himmel zu Gange und am 07. September will man die Nordhäuser Innenstadt bespielen. Details zu Zeit und Ort für den Septemberauftritt konnte man noch nicht angeben, da Oberbürgermeister Kai Buchmann aber als Schirmherr auftritt, sollte sich bis zum Herbst noch ein passender Ort finden lassen.
Angelo Glashagel