Amtsgericht verurteilt Todesfahrer von Bad Langensalza

Vier Jahre Haft für sieben Tote

Freitag
16.02.2024, 17:34 Uhr
Autor:
emw
veröffentlicht unter:
Knapp ein Jahr nach dem furchtbaren Unfall bei Bad Langensalza, in dessen Folge sieben Menschen ums Leben kamen, stand heute der 35-jährige Verursacher für seine unter Alkoholeinfluss herbeigeführte Todesfahrt vor Gericht …

Gerichtsverhandlung am Amtsgericht Mühlhausen  (Foto: S. Dietzel) Gerichtsverhandlung am Amtsgericht Mühlhausen (Foto: S. Dietzel)


Für vier Jahre muss der geständige Täter nach dem heutigen Urteil des Mühlhäuser Amtsgerichts wegen fahrlässiger Tötung in sieben Fällen, fahrlässiger Körperverletzung in zwei Fällen, vorsätzlichen Fahrens ohne Fahrerlaubnis und Straßenverkehrsgefährdung ins Gefängnis. Damit ging der Richter über das von der Staatsanwaltschaft geforderte Maß von drei Jahren und elf Monaten hinaus und betonte, dass vier Jahre die Höchststrafe darstelle, die das Amtsgericht verhängen könne. Zwei weitere Nebenkläger kritisierten, dass ein so bedeutsamer Prozess am Landgericht hätte verhandelt werden müssen.

Betroffene Eltern mit den Bildern ihrer verunglückten Kinder bei der Verhandlung am Amtsgericht Mühlhausen (Foto: S. Dietzel) Betroffene Eltern mit den Bildern ihrer verunglückten Kinder bei der Verhandlung am Amtsgericht Mühlhausen (Foto: S. Dietzel)


Laut dem zuständigen Staatsanwalt Lothar Murk sei der Fahrer ohne Fahrerlaubnis und mit mindestens 1,34 Promille Alkohol im Blut unterwegs gewesen, was den Angeklagten absolut fahruntüchtig gemacht hätte. Sein Geständnis könne deshalb nur als Teilgeständnis gewertet werden, denn zum Unfallhergang habe er sich nicht geäußert.

Die Frage des Vorsatzes hätte stärker geprüft werden müssen, meinte auch der Anwalt Thomas Fliegner, der die Eltern der Verstorbenen als Nebenkläger vertrat. Zum Prozessauftakt am Mittwoch hatten die Eltern Bilder ihrer Kinder mitgebracht. „Wir haben lebenslänglich“, sagte die Mutter eines der fünf 19-jährigen Opfer der Horrorfahrt am 1. April 2023. „Die Familien und die Ersthelfer müssen für immer mit den Folgen des Unfalls klar kommen".

Bei dem Unfall waren drei Männer und zwei Frauen im Alter von 19 Jahren, sowie ein 60-jähriger und ein 44-jähriger Mann ums Leben gekommen. Eine zum Unfallzeitpunkt 73-Jährige und ein damals 45-Jähriger wurden schwer verletzt. Den Unfallhergang beschrieb die Staatsanwaltschaft so: In einer leichten Linkskurve verlor der Angeklagte die Kontrolle über sein Fahrzeug, als er mit 130 km/h die Straße befuhr. Auf der Gegenfahrbahn geriet er an die Leitplanken und stieß anschließend gegen das Auto der fünf 19-Jährigen. Beide Autos wurden daraufhin angehoben und drehten sich. Ein weiteres Fahrzeug geriet daraufhin unter das Auto der Jugendlichen und zerstörte den Benzintank. Ein Feuerball sei die Folge gewesen. Die Fahrer der anderen Autos waren chancenlos, den Unfall zu verhindern.

Der angeklagte Unfallverursacher hatte seine Schuld am Mittwoch zu Prozessbeginn eingeräumt. Zum Ende des Prozesses entschuldigte er sich heute bei den Angehörigen der Todesopfer und sagte, es tue ihm leid.
Eva Maria Wiegand