Streik im Nahverkehr

Von Fünf bis Fünf

Freitag
02.02.2024, 10:51 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
An vielen Orten in Thüringen geht heute nichts mehr, zumindest nicht, wenn man mit Bus oder Bahn fahren will. Seit den frühen Morgenstunden wird auch bei den Nordhäuser Verkehrsbetrieben gestreikt…

Streik bei den Verkehrsbetrieben Nordhausen (Foto: agl) Streik bei den Verkehrsbetrieben Nordhausen (Foto: agl)


Im Zentrum der Forderungen der Dienstleistungsgewerkschaft verdi stehen neben einer besseren finanziellen Entlohnung vor allem die Arbeitsbedingungen im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).

Seit kurz nach drei Uhr in der Frühe wird dafür auch vor dem Werkstor der Nordhäuser Verkehrsbetriebe gestreikt. Dass sich die Kollegen zu so früher Stunde aufgemacht haben sei nicht weiter besonders, berichtet Daniel Görisch, der heute für die Mitarbeiter spricht. „Gerade die Fahrer haben lange Tage. Wenn zwischen vier und fünf Dienstbeginn ist, steht man in der Regel schon um drei auf. Dann wird bis etwa acht, neun Uhr gefahren, danach ist die erste Stoßzeit vorbei und häufig hat man dann Pause bis es gegen Mittag wieder losgeht. Gefahren wird danach noch einmal drei bis vier Stunden in den Nachmittag hinein.“

v.r.: Daniel Görisch und Kollege Garry Patze aus dem Werkstattbereich (Foto: agl) v.r.: Daniel Görisch und Kollege Garry Patze aus dem Werkstattbereich (Foto: agl) Die lange Pause zwischendrin - sie ist im ÖPNV häufig unbezahlt, aber Anwesenheit wird verlangt. Gepaart mit Schwankungen im Dienstplan, zerrissenen Tagen und kurzen Nächten macht das den Nahverkehr in der Berufswahl nicht gerade zu einem Renner. Etwas muss sich ändern, fordert die Gewerkschaft, neben Inflationsanpassungen im Tarifvertrag würde man sich zum Beispiel ein „Lückengeld“ für die Pausenzeit wünschen. „Im Idealfall gäbe es natürlich gar keine Lücken, das ließe sich aber nur mit mehr Personal abdecken und mehr Personal bedeutet mehr Kosten. Die Aufgabenträger haben dafür die Mittel nicht, das sehen wir auch. Es ist deswegen dringend geboten, dass auf Bundesebene nachgesteuert und der ÖPNV wieder ordentlich finanziert wird.“, sagt Görisch.

Bei den Verkehrsbetrieben arbeitet er in der Verwaltung und ist damit einer von rund 130 Mitarbeitern im kommunalen Betrieb. In den letzten 20 Jahren habe sich auch technisch viel verändert, ohne das es auf der personellen Ebene entsprechende Anpassungen gegeben hätte, das bedeute Arbeitsverdichtung für alle. Die Nachwuchsprobleme halten sich in der Region zwar noch in Grenzen, doch man blickt schon jetzt mit Sorge auf den anstehenden Generationenwechsel. Wenn der Beruf nicht attraktiver gemacht wird, werde man es in ein paar Jahren enorm schwer haben, erklärt Görisch.

Der Streik in Nordhausen soll auf den heutigen Tag begrenzt bleiben, ab morgen verkehren Bus und Bahn wieder wie gewohnt.
Angelo Glashagel