Größte Genossenschaftsbank im Freistaat

VR Bank in Thüringen?

Donnerstag
01.02.2024, 07:00 Uhr
Autor:
psg
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Fragt man Peter Herbst, den Vorstand der Nordthüringer Volksbank nach seiner Einschätzung zum zurückliegenden Jahr, dann pendelt die Gemütslage zwischen Zufriedenheit und Skepsis. Im Gespräch mit den Nordthüringer Online-Zeitungen wird das mehr als deutlich…

Vorstand Peter Herbst (Foto: privat) Vorstand Peter Herbst (Foto: privat)
Das Jahr 2023 war im Rückblick sehr differenziert zu betrachten, sagt Herbst. “Das spiegelte sich vor allem mit Blick auf das Kreditgeschäft wieder. Konnten wir im privaten Wohnungsbau einen Zuwachs verzeichnen, so mussten wir im gewerblichen Geschäft einen leichten Rückgang gegenüber 2022 konstatieren. Vor allem die landwirtschaftlichen Unternehmen als unsere stärkste Branche waren und sind sehr verunsichert und das zeigte sich in erster Linie an fehlenden Investitionen.”

Waren die hohe Inflation und die steigenden Zinsen seitens der EZB keine gute Basis für das gewerbliche Kreditgeschäft, so ging auf der Einlagenseite natürlich die Post ab. Sichere Wertpapiere wurden zu Beginn des vergangenen Jahres bereits mit bis zu drei Prozent verzinst. Und das, bevor die eigentlichen Zinsanhebungen in den Markt kamen. “Unser Bestand bei Wertpapierdepots belief sich durchschnittlich bei 1.700. Allein im ersten Halbjahr 2023 kamen dann 350 neue Depots hinzu. Nach und nach gingen dann wieder Produkte in den Markt, die zur Geldeinlage seitens unserer Kunden motivierten”, berichtet der Vorstand.

Durchaus amüsant am Rande: Junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihren Berufsweg nach 2008 in der Volksbank begannen, die kannten Spareinlagen und deren Verzinsung zwar von der Theorie, aber in der beruflichen Praxis hatten sie durch die Niedrigzinspolitik der Zentralbank kaum oder gar keinen Kontakt. Mit Ausblick auf das gerade begonnen Jahr hält sich Peter Herbst leicht bedeckt, “ich rechne bei den Zinsen mit einer volatilen Seitwärtsbewegung des derzeitigen Status Quo.”

Seit dem abgelaufenen Jahr prägten die Fusionsabsichten mit “dem Weimarer Land” einen großen Teil der Vorstandsarbeit. Am Ende ohne Ergebnis, die Verhandlungen wurden abgebrochen und beendet. “Wir als Vorstände hatten letztlich doch zu unterschiedliche Ansichten über die strategische Ausrichtung der dann fusionierten Bank”, beschreibt Herbst das Ende der Bemühungen.

Doch die Notwendigkeit eines Wachsens blieb im Raum, denn in einer größeren Einheit könne der immer weiter steigende Verwaltungswust effektiver bewältigt werden. Nun sind die Fusionsgespräche und -verhandlungen auf der Zielgerade, wir hatten darüber bereits berichtet. Mit der VR Bank Westthüringen entsteht nicht nur die größte Genossenschaftsbank in Thüringen mit einem Bilanzvolumen von rund zwei Milliarden Euro, sondern auch mit einem Netz von 22 Filialen, das von Niedersachswerfen bis nach Ohrdruf und Berka/Werra reichen wird. 230 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden dann 91.000 Kunden betreuen und für die Verwaltung von 3.200 Depots zuständig sein.

Rein rechtlich gesehen, wird die Nordthüringer Volksbank die übernehmende Bank sei, der juristische Sitz wird in Mühlhausen verankert. “Ich erhoffe mir von dem Zusammenschluss wesentliche Synergien im sogenannten Backoffice, die immer zunehmenderen Verwaltungsabläufe können gebündelt und bislang teure Auslagerungen von Dienstleistungen unter das Dach der großen Bank zurückgeholt werden”, sagt Vorstand Herbst.

Im Juni sollen die beiden Vertreterversammlungen die Fusion beschließen, der technische Zusammenschluss soll im Oktober realisiert sein, so das gemeinsame Ziel. Dann wird es auch eine einheitliche Bankleitzahl geben. Für die Kunden beider Banken wird es kaum Veränderungen geben. Die EC- und Debitkarten behalten bis zum jeweiligen Ablaufdatum ihre Gültigkeit, schließlich wollen beide Banken weiterhin kundenfreundlich bleiben.

Und was wird aus dem Namen? Da gibt es schon einen “Arbeitsstand”. Beim Genossenschaftsregister in Jena habe man “VR Bank in Thüringen” als künftigen gemeinsamen Namen beantragt. Grünes Licht habe es von IHK gegeben, man werde abwarten, ob es tatsächlich zur Eintragung kommt. Es wird also weiterhin nicht langweilig für die beiden Vorstände in Nordhausen und Mühlhausen, denn das Tagesgeschäft geht unter den derzeit nicht unbedingt einfachen Rahmenbedingungen möglichst geräuschlos weiter.
Peter-Stefan Greiner