Nordhausen und seine künstlerischen Werke (7)

Hagelstange und Kühlewein

Sonntag
14.01.2024, 16:33 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Heute, am Geburtstag des Dichters und Schriftstellers Rudolf Hagelstange soll eine Kunstschenkung an Nordhausen vorgestellt werden, die die Stadt erhielt, als er nicht mehr lebte...

Doch der Reihe nach! Er wurde am 14.1.1912 in der Rolandstadt am Harz geboren und nannte diese Gegend, das Mittelgebirge eingeschlossen, seinen Wurzelgrund, und starb am 5. August 1984 in Hanau. Im Jahr 2012 jährte sich sein 100. Geburtstag und die Heimatstadt ehrte ihn mit der Herausgabe eines Buches: „Rudolf Hagelstange – Der Schriftsteller und Dichter aus Nordhausen am Harz – Ein Lesebuch“ und mit einer umfassenden Ausstellung im Kunsthaus Meyenburg vom 14.1. – 18.3.2012. Am Geburtshaus in der Oscar-Cohn-Straße wurde eine Gedenktafel angebracht.

Gedenktafel am Geburtshaus mit Hagelstanges Kindern (Foto: Heidelore Kneffel) Gedenktafel am Geburtshaus mit Hagelstanges Kindern (Foto: Heidelore Kneffel)


Wegen der umfassenden Ausstellung reisten vier bildende Künstler persönlich an, weil die Präsentation darauf angelegt worden war, Bücher Hagelstanges zu zeigen, die über die Jahre von befreundeten Künstlern und Künstlerinnen illustriert worden waren. Am 13.1.2012 traf das Ehepaar Bernhard und Ortrun Kühlewein aus Landshut ein. Er brachte neben dem gedruckten Buch „Von großen und kleinen Tieren. Lustig-listige Fabeln“, 1978 in Würzburg gedruckt, seine originalen künstlerischen Werke mit, die an den Wänden des Lesezimmers der Ausstellung ausgestellt wurden. Vor der Abreise schenkte Kühlewein diese Bilder der Kunstsammlung der Stadt. Sie sollten nun nach all den Jahren z. B. in der Hagelstangebibliothek im Lesesaal gezeigt werden.

Illustrationen aus "Lustig listige Fabeln", 1978 (Foto: Heidelore Kneffel) Illustrationen aus "Lustig listige Fabeln", 1978 (Foto: Heidelore Kneffel)


Illustrationen aus "Lustig listige Fabeln", 1978 (Foto: Heidelore Kneffel) Illustrationen aus "Lustig listige Fabeln", 1978 (Foto: Heidelore Kneffel)

Der Künstler ist allgemein anerkannt und wurde 1938 in München geboren, studierte dort an der Akademie der freischaffenden Künste Zeichnen, Malerei, Kunstgeschichte und an der Universität Anatomie. Es schloss sich eine Lehrzeit in einem Meisterbetrieb mit der Gesellenprüfung im Maler- und Vergolderhandwerk an. Er malt Stillleben, Landschaften in allen Jahreszeiten mit und ohne Menschen, Porträts, bemalt Glas, Porzellan, Wände, Decken, Möbel. Er kaufte sich einen ehemaligen Bauernhof nahe Landshuts und gestaltete ihn mit seinen gestalterischen und malerischen Fähigkeiten zu einem einmaligen beeindruckenden Refugium.

1976 trafen sich Hagelstange sowie die Familie Kühlewein in Rom in der Villa Massimo, die deutschen Autoren, Künstlern, Komponisten, Architekten seit Jahrzehnten Stipendien vergibt. Ein Park mit alten Bäumen ist ideal für die Inspiration, Brunnen und Plastiken bereichern die grüne Oase. Eine Villa steht inmitten des Parkes und zehn aneinander gereihte moderne Ateliers mit dazugehörigen Wohnungen nehmen die Stipendiaten auf. Sie luden ihren Nachbarn zum Frühstück ein, um ihn kennenzulernen, nicht ahnend, dass es sich dabei um den vor allem von Frau K. geschätzten Autor handelte. Es begann eine Freundschaft, die bis zum Tode des Literaten 1984 währte.

Kühlewein bei der Enthüllung der Hagelstange-Büste von Albrecht Glenzim Kunsthaus 2012 (Foto: Heidelore Kneffel) Kühlewein bei der Enthüllung der Hagelstange-Büste von Albrecht Glenzim Kunsthaus 2012 (Foto: Heidelore Kneffel)


Im Hagelstange-Lesebuch der Stadt Nordhausen ist darüber, vom Künstler verfasst, nachzulesen. „… seine etwas längeren, glänzenden, weiß schimmernden Haare, das braungebrannte Wettergesicht und die hellblauen Augen unter den buschigen Brauen, dazu der etwas locker sitzende, kombinierte graue Anzug – so schaut nicht jeder oder gar irgendeiner aus …“ Von K. stammen Wandgemälde, Entwürfe für Glasfenster, Porzellanmalerei, Bieretiketten, Plakate, er entwarf auch Bühnenbilder und Requisiten. Der vielseitige Künstler illustrierte auch ca. 30 Bücher. In Nordhausen zeigte er in einem Raum mehrere Originalskizzen des genannten Fabelbuches. Kühlewein trug mit seinen darstellerischen Fähigkeiten während der Eröffnung der Sonderausstellung „Rudolf Hagelstange - Literatur und Kunst“ dessen humorvoll-hintergründiges „Ochsenschwanzgedicht“ vor. Sein Raum im Kunsthaus war auch das Lesezimmer der Ausstellung.
Heidelore Kneffel