Das Ausstellungsjahr in Nordhausen

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Donnerstag
11.01.2024, 07:00 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Lebensraum und Lebenswelten in Kunst, Kultur und Geschichte stehen im neuen Jahr im Zentrum der Nordhäuser Museen. Insgesamt 15 Ausstellungen wird man in Tabakspeicher, Flohburg und Kunsthaus besuchen können…

Ausstellungsjahr in Nordhausen, Symbolbild (Foto: agl) Ausstellungsjahr in Nordhausen, Symbolbild (Foto: agl)


2023 war ein gutes Jahr für die Nordhäuser Museen, fast 18.000 Besucher durfte man in den drei Häusern begrüßen, deutlich mehr als im Vorjahr, als es nur rund 12.000 Gäste waren. Die Höhen, die man mit guten 22.000 Museumsbesuchern vor der Pandemie verzeichnete sind damit noch nicht erreicht, doch man ist auf einem guten Weg, versichert Kunsthauschefin Susanne Hinsching.

Mädchen, Mütter, Musen und Menschen
Gerade das Kunsthaus lockt mit großen Namen nicht nur die Nordhäuser, sondern findet auch überregional Aufmerksamkeit. So will man es auch in diesem Jahr halten, das Who is who der Kunst wird im Hause Meyenburg zu sehen sein - Cézanne, Dali, Lichtenstein, Warhol, Da Vinci, Chagall, Dürer, Picasso, Kollwitz, Barlach, Immendorf - die Liste ließe sich fortsetzen. Ganz besonders freue sie sich zum ersten Mal auch eine Arbeit von Gerhard Richter zeigen zu können, dem bedeutendsten deutschen Künstler der Gegenwart, schwärmt Hinsching. „Die Mona Lisa können wir uns natürlich nicht leisten. Aber wir haben eine gute Mischung aus dem eigenen Fundus, der Ilsetraut-Glock-Grabe-Stiftung und privaten Sammlungen, die uns in die Lage versetzen, hochkarätige Ausstellungen zu zeigen“.

Bereits seit Ende September vergangenen Jahres gibt die Schau Es muss nicht immer Bauhaus sein einen etwas anderen Blick auf Kunst und Architektur. Vom 9. März bis zum 26. Mai will man mit dem Verhältnis und dem emotionalen Zugang von Kunst und Künstler zu Natur und Mensch in den letzten 120 Jahren unter dem Titel “Lebensräume - Natur und Mensch“ nachspüren. Vom 8. Juni bis zum 8. September steht mit der Ausstellung Mädchen, Mütter, Musen die Frau in der Kunst von der Antike bis heute im Mittelpunkt.

In Memoriam
In der Gegenwart war kein Künstler für Nordhausen und die Region so bedeutsam wie Gerd Mackensen. Gewirkt hat er über die Grenzen des Südharzes hinaus und nationale Bekanntheit und Ruhm erlangt, engagiert hat er sich viele Jahre lang immer vor Ort, auch im Kunsthaus Meyenburg. Eigentlich hatte man in diesem Jahr gemeinsam den 75. Geburtstag Mackensens feiern wollen, doch das Schicksal wollte es anders. Im August vergangenen Jahres verstarb der „Hauskünstler“ des Museums Meyenburg. An der Ausstellung zu seinen Ehren will man aber festhalten, aus der Geburtstagsschau wird ein Epitaph, vom 21. September bis zum 17. November wird man Malerei und Grafiken aus der Hand Mackensens präsentieren. Eine Ehrung zum runden Geburtstag gibt es dennoch: Ute Zyrus-Gonska zeigt ihre Arbeiten ab dem 22. November im Kunsthaus.

Unsere alte Stadt
Jubiläen und Lebenswerke betrachtet man auch in der Flohburg. Vier kleinere Ausstellungen wird man wieder im Grünen Salon zeigen, darunter Heinz Scharr zum 100. Jubiläum (27. Juni bis 11. August) und Ilse Spangenberg zum 100 Jubiläum (15. August bis 22. September). Ehren möchte man auch Frank Schmidt, der über 400 Zeichnungen seiner Heimatstadt angefertigt hat und der Flohburg seit langem nahe steht. Unsere alte Stadt in Farbe heißt die Schau, die vom 4. Mai bis zum 23. Juni zu sehen ist. Vorher wirft Kunsthistorikern Jessica Müller einen etwas anderen Blick auf Nordhausen und seine Denkmale, vom 1. Februar bis zum 28. April zeigt sie Die Macht der Netzwerke - Nordhäuser Persönlichkeiten und ihre Denkmale aus 800 Jahren.

Soweit die kleinen, feinen Ausstellungen, im Programm hat die Flohburg aber auch drei größere Sonderausstellungen. Der Startschuss fällt bereits morgen, wenn man zusammen mit dem Landschaftspflegeverband die Fotoausstellung Gipskarst Südharz - Vielfalt pur! eröffnet. Die Wanderausstellung ist aus dem Fotowettbewerb zum Hotspot Südharz im vergangenen Jahr entstanden und zeigt Artenvielfalt, Geologie und Kulturgeschichte der Region.

Ab dem 4. April präsentiert das Stadtarchiv Orte des Erinnerns. Das Datum ist nicht von ungefähr gewählt, im Zentrum der aufwendigen Sonderausstellung steht die Bombardierung der Stadt im zweiten Weltkrieg. Dabei werde man nicht auf eine klassische Fotoausstellung setzen, wie man sie aus der Vergangenheit kennt, erklärt Museumschefin Hinsching. An 15 Beispielen soll mit Filmaufnahmen, Rekonstruktionen und historischen Dokumenten der aktuelle Forschungsstand rum um die Nordhäuser Schicksalstage aufgezeigt werden.

Nicht minder ernst geht es ab dem 1. August weiter. Bis zum 10. November wird die KZ-Gedenkstätte Mittelbau Dora in der Flohburg ihre Wanderausstellung Rosa Winkel. Als homosexuell verfolgte Häftlinge in den Konzentrationslagern Buchenwald und Mittelbau-Dora zeigen.

Pubertät, Kitsch und Magie
Wer es etwas leichter mag, der wird im Tabakspeicher sicher auf seine Kosten kommen. Den ersten Aufschlag macht man vom 2. März bis zum 19. Mai mit der Ausstellung Pubertät. Der Name ist Programm, es geht um die Achterbahnfahrt der Hormone, die jeder Mensch durchläuft und darum, wie Gesellschaft, Kunst und Kultur über die Jahrhunderte damit umgegangen sind.

Der Frage was Kunst und was Kitsch ist, geht man vom 1. Juni bis zum 6. Oktober nach. Die Seichtigkeit soll mitten ins Gemüt treffen, verspricht man im Tabakspeicher, außerdem sind die Nordhäuserinnen und Nordhäuser dazu angehalten, ihren eigenen Lieblingskitsch zu präsentieren. Die besten Stücke sollen es in die Ausstellung schaffen, genauere Informationen dazu wird es zeitnah geben.

Magisch soll das Jahr ausklingen, vom 19. Oktober bis zum 12. Januar taucht man mit Magie und Aberglaube im Mittelalter in die Gedankenwelt der Altvorderen ab.

Viel drumherum
Zu den einzelnen Ausstellungen darf auch im neuen Jahr ein umfangreiches Begleitprogramm erwartet werden. In der Flohburg freut man sich zudem darüber, dass die Vortragsreihe „Von Nordhäusern für Nordhäuser“ großen Anklang findet. Hier können historisch interessierte Zeitgenossen bei Kaffee und Kuchen ihre Herzensthemen vorstellen. Die kleinen Gesprächsrunden finden immer am dritten Dienstag des Monats statt. Von der Geschichte des „Barth’schen Hofes“ und Professor Zwanziger hatte man bereits im alten Jahr gehört, demnächst wird Stadtarchivar Dr. Theilemann aus dem „Scriptorium“ der Himmelgartenbibliothek berichten.