TAFEL-WIHNACHTSIMBISS UND DIE FRAGE:

Was kommt nach Helga Rathnau?

Dienstag
19.12.2023, 17:19 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Einer alten Tradition folgend, hatte die Tafel heute zum Weihnachtsimbiss 2023 eingeladen. Für 11 Uhr war er angekündigt worden. Als die nnz um 11.15 Uhr vor Ort erschien, war der erste Durchgang schon am Abgang. Das Tafelteam hatte bei der nasskalten Witterung Mitleid und die Pforten schon früher als vorgesehen geöffnet...

Ein eingespieltes Team: Tafelchefin Helga Rathnau (Mitte) mit ihren treuen Mitarbeiterinnen Lione Traumann und Ruth Schmeltzer. (Foto: Kurt Frank) Ein eingespieltes Team: Tafelchefin Helga Rathnau (Mitte) mit ihren treuen Mitarbeiterinnen Lione Traumann und Ruth Schmeltzer. (Foto: Kurt Frank)
Nordhausen. Auf dem Bürgersteig vor dem Objekt in der Grimmelallee wartete indessen schon, unübersehbar, eine weitere Gruppe auf ihren Einlass. Auch diesmal wieder etliche Kinder unter den Erwachsenen. Bis 15 Uhr sollten die Türen geöffnet bleiben. Bis dahin wollte die Tafel etwa 50 Familien versorgt haben.

Mit „Wir laden herzlich zu einem kleinen Weihnachtsimbiss ein. Es gibt heiße Würstchen und später selbstgebackene Weihnachtswaffeln“ warb die Einladung zur Einkehr in die Suppenküche. Alkoholfreier Glühwein war darauf nicht vermerkt. Aber ein abgepacktes Mittagessen zum mitnehmen.

Das Gesicht der Tafel ist Helga Rathnau. Mit der Gründung der Einrichtung am 22. September 1996 und all den Jahren danach setzte sie sich ein Denkmal. Es wird in den Annalen der Stadt Eingang finden. 12 Kunden nutzten zum Auftakt seinerzeit das Angebot. Bis Jahresende könnte die Tafel wieder an die 14 000 Haushalte bedient haben.

Deutschland ist reich. Die Anzahl der Wohlhabenden und Millionäre steigt. Von Jahr zu Jahr. Deutschland ist auch arm, denn auch die Zahl derer nimmt zu, die am Rande der Gesellschaft stehen. Wenig Kaufkraft und Einkommen bringt sie nur schwer durchs Leben. Die Tafel baut Brücken zwischen Überfluss und Reichtum auf der einen, Mangel und Armut auf der anderen Seite.

Diese Brücke, die zu erschwinglichen Lebensmitteln und einer warmen Mahlzeit führt, zu erhalten und immer wieder neu zu beleben, dazu braucht es Organisationstalent und Stehvermögen. Über beides verfügt Helga Rathnau. Unerlässlich ist aber auch das Miteinander eines eingespielten Teams.

Das Gesicht der Tafel ist in die Jahre gekommen. Doch wie am ersten Tag ist es mit Herz, Seele, Verstand, einem unerschütterlichen Willen und aufopferungsvollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unermüdlich bei der Sache, um armen und sozial schwachen Menschen Freude im grauen Alltag zu bereiten. Ein Dankeschön sagen sie all denen, die finanziell und materiell ihre Arbeit unterstützen.

Dennoch: Mit 82 Jahren wird für Helga Rathnau die Zeit kommen, wo sie Abschied nehmen wird. Ob eine so engagierte Person wie sie übernehmen und den Verein weiter führen wird, bleibt ein Fragezeichen. Man ist guter Dinge. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Kurt Frank