Weihnachtskonzert des Tenortrio Fellas in Sondershausen

Zurück nach Hause mit Begeisterung

Montag
18.12.2023, 12:15 Uhr
Autor:
osch
veröffentlicht unter:
Nur selten in den letzten Jahren hat es sich so gut und richtig angefühlt wie am gestrigen dritten Advent, dass ein Konzert des Tenortrio Fellas als ausverkauft deklariert wird. Was den 450 Besucher im Sondershäuser Stocksen 2.0 künstlerisch geboten wurde, war Perfektion und beste Unterhaltung …

Dankbares Ensemble nach begeisterndem Konzert: David Johnson, David Preiß, Rozalina Gencheva, Marvin Scott und Melissa Hart (v.l.n.r.) (Foto: Eva Maria Wiegand) Dankbares Ensemble nach begeisterndem Konzert: David Johnson, David Preiß, Rozalina Gencheva, Marvin Scott und Melissa Hart (v.l.n.r.) (Foto: Eva Maria Wiegand)

Vor reichlich acht Jahren begannen die drei Tenöre als „Fellas“ zusammen aufzutreten. Die beiden studierterten Sänger Marvin Scott und David Johnson und der ausgebildete Tänzer mit der Musicalstimme, David Preiß. Schnell erarbeiteten sich die sympathischen Jungs aus den USA und Süddeutschland eine treue Fangemeinde in Nordhausen und Sondershausen und standen nach einem erfolgreichen Auftritt in einer TV-Show als „Supertalente“ auf dem Sprung ins große Rampenlicht. Die Termine waren bestätigt, die Verträge geschlossen, da durchkreuzte ein kleines, heimtückisches Virus die Karriere der Sänger und eine Weile lang sah es so aus, als würde sich das Trio entdreien.

Was aber gestern Nachmittag im professionell hergerichteten Sonderhäuser Klubhaus Stocksen über die Bühne ging, stellte eine neue Qualität in der Bühnenpräsenz und emotionalen Tiefe des Ensembles dar. Musikalisch umrahmt von den beiden hervorragend aufgelegten Damen Rosi Gencheva am Piano und Melissa Hart am Cello schwangen sich die Fellas zu einer faszinierenden und jederzeit berührenden Show auf, die von ihrer musikalischen Vielfalt ebenso geprägt war, wie vom Auftreten der Sänger als mitreißende Conférenciers, die ihrem Publikum einen unvergesslichen Nachmittag bereiteten. David Johnson outete sich als Thüringer, David Preiß (ehemals Roßteutscher) brillierte mit Selbstironie und tänzerischen Einlagen und der organsiatorische Kopf des Trios, Marvin Scott, verzauberte mit seinem warmherzigen und sensiblen Auftreten wie immer die Konzertbesucher.

Das Repertoire dieses Weihnachtskonzerts mag weniger Lieder zum Fest enthalten haben als in vergangenen Jahren; aber alle ausgewählten Werke waren berührend und inspirierend im Hinblick auf eine Zeit des Innehalten und familiärer Gemeinsamkeit. Die großartigen Arrangements der einzelnen Stücke gehen auf Johnsons Kappe. Der glänzte zusätzlich als Jazz- und Boogie-Woogie-Pianist neben und mit Rosi Gencheva und der virtuosen Cellistin Melissa Hart, die sich mit ihrem ebenso dezenten wie wirkungsvollen Spiel eindringlich für künftige Auftritte beworben hat.

Von christlichen Liedern aus aller Welt bis hin zu Arien aus „Aida“, dem unverzichtbaren „Nessun dorma“ gleich zu Beginn und Operetten-Gassenhauern wie „Es muss was wunderbares sein, von dir geliebt zu werden“ zogen die Fellas alle Register ihres Könnens. „Sind die Lichter angezündet“ wurde vom ganzen Saal lautstark mitgesungen, nachdem Johnson erzählte, dass dieses Lied an seinem neuen Wohnsitz Bayern kein Mensch kennt und es als „Ossi-Lied“ deklariert wird.

Nach einem intensiven zweistündigem Konzert folgten die gezielten beiden Zugaben, die das Publikum in Hochstimmung versetzten. Leonard Cohens „Hallelujah“ mit den Gospel-Phrasierungen von Marvin Scott ist inzwischen zu einem wahren Highlight in Fellas-Konzerten geworden und auch die zweite Zugabe hat Kultstatus erreicht. Es ist kein wirkliches Weihnachtslied, das da mit Inbrunst vom aufgesprungenen Publikum mitgesungen wurde; aber es ist der identitätsstifende Hit aller ehemaligen DDR-Bürger und heutigen Ostdeutschen, ohne den ein Fellas-Konzert nicht mehr vorstellbar wäre. Keimzeits „Kling Klang“ mit den Zeilen: „Bis du sagst, es ist Zeit, wir müssen aus Feuerland zurück, nach hause im Wiener Walzerschritt.“

Und nach hause zu ihrem Publikum sind die drei Tenöre wieder gekommen, das war gestern in jedem einzelnen Song zu spüren. Auch wenn das Tenortrio Fellas keine Weltkarriere mehr anstreben wird, ein herausragendes Gesangsensemble sind sie durch ihren Facettenreichtum an stimmlichen und inhaltlichen Möglichkeiten und ihren passgenauen musikalischen Arrangements allemal. Eines das es verdient hat in ausverkauften Sälen mit stürmischem Applaus bedacht zu werden.
Olaf Schulze