Stengele: "Waldböden in Thüringen stehen vor großen Herausforderungen"

Waldboden ist Boden des Jahres 2024

Sonntag
10.12.2023, 10:44 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Boden des Jahres 2024 ist der Waldboden, ein Sammelbegriff für verschiedene Bodentypen unter Wald, die in Thüringen auf etwa einem Drittel der Landesfläche vertreten sind...

„Die warmen und trockenen Jahre seit 2018 haben den Waldböden und Wäldern in Thüringen stark zugesetzt. Der Wald als Klimaschützer leidet unter den Klimaveränderungen. Die Dürre macht es dem Borkenkäfer dann besonders einfach - und so werden zahlreiche Fichtenbestände vernichtet, deren Böden jetzt großflächig und teilweise ungeschützt den Witterungseinflüssen ausgesetzt sind. Und genau diese Böden sind dann auch von Erosion bedroht. Deshalb machen wir in diesem Jahr in unserem Haus auch eine Fichte als Weihnachtsbaum sichtbar, diese Bäume haben besonders unter Trockenheit gelitten. Auch verdichteter Boden ist schlecht für das Ökosystem Wald. Alte wiederentdeckte Transportmethoden, etwa mit Rückepferden, sind hier hilfreich. Bäume können nur dann Wasser speichern, klimaschädliches CO2 binden und Sauerstoff produzieren, wenn sie auf gutem intakten Boden stehen“, so Minister Stengele.

Seit 2018 hat die zumeist trockenwarme Witterung in Thüringen jährlich zu neuen Rekordmengen an durch Borkenkäfer befallenem Fichtenholz geführt. Diese Bäume müssen aus Forstschutzgründen und wirtschaftlicher Notwendigkeit von den Flächen beräumt werden. Dadurch sind allein bis Ende 2022 in Thüringen ca. 70.000 ha Kahlflächen oder stark aufgelichtete Waldbestände entstanden. Im Gegensatz zu Wiesen und Offenland kann sich auf Waldböden unter dichten Baumbeständen oft nur eine spärliche Bodenvegetation ausbilden. Muss der Waldbestand aus Forstschutzgründen dann beräumt werden, sind diese Waldböden plötzlich fast vollkommen ungeschützt gegen Niederschlagsereignisse. Bis sich die Vegetationsdecke wieder geschlossen hat, besteht besonders in Hanglagen, z. B. im Thüringer Schiefergebirge und Thüringer Wald, ein Erosionsrisiko. Der Bodenabtrag durch mögliche Starkregenereignisse kann dabei die Bodenfunktionen stark beeinträchtigen, aber auch Gewässer und kritische Infrastruktur des Landes schädigen. Im Jahr 2022 wurde deshalb in Thüringen eine interministerielle Arbeitsgruppe gegründet, die Empfehlungen und Maßnahmen gegen drohende Bodenerosion auf Borkenkäferschadensflächen erarbeitet. Das Umweltressort ist darin durch Experten des Thüringer Umweltministeriums und des Landesamtes für Umwelt, Bergbau und Naturschutz vertreten.

Hintergrund:
Der Weltbodentag wurde 2002 von der Internationalen Bodenkundlichen Union ins Leben gerufen. Damit soll bei den Menschen ein Bewusstsein für den Schutz der kostbaren und endlichen Ressource Boden geschaffen bzw. gestärkt werden. So wird in Deutschland zur Unterstützung dieses Anliegens seit dem Jahr 2004 ein „Boden des Jahres“ ausgewählt und am Weltbodentag für das Folgejahr präsentiert. Für den Boden des Jahres 2017, den Gartenboden, hatte Thüringen die Schirmherrschaft übernommen. Zum „Boden des Jahres 2024“ wurde der Waldboden ausgerufen.

Gesunde Waldböden sind eine Voraussetzung für widerstandsfähige Wälder sowie eine nachhaltige und produktive Forstwirtschaft. Sie liefern den Bäumen Wasser und Nährstoffe für das Wachstum. Zugleich puffern sie Einträge von Schadstoffen oder Säuren in die Wälder ab und wirken ausgleichend auf deren Wasserhaushalt. Waldböden sind zugleich bedeutende Speicher für Kohlenstoff und damit wichtig für den Klimaschutz. Nach Daten der Bodenzustandserhebung Wald II von 2008 sind in bis ein Meter Tiefe mehr als die Hälfte des insgesamt in den hiesigen Wäldern gespeicherten Kohlenstoffs enthalten. In Deutschland sind das 1.321 Millionen Tonnen (119 Tonnen Kohlenstoff je Hektar). Waldböden sind dabei nur ein Sammelbegriff für verschiedene Bodentypen unter Wald. Die Bodenzustandserhebung Wald II hatte im Jahr 2008 für Thüringen insgesamt acht Bodentypen und davon 23 Bodensubtypen ausgewiesen. Die drei häufigsten Bodentypen unter Wald sind danach Braunerden, Rendzinen und Podsole. Derzeit läuft die dritte Bodenzustandserhebung Wald, deren Außenaufnahmen bis 2024 abgeschlossen sein sollen.