Bundesweite forsa-Umfrage zeigt:

Thüringer Schulleiter sind mit ihren Sorgen nicht allein

Sonntag
26.11.2023, 07:34 Uhr
Autor:
red
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Die Personalsituation ist und bleibt die Sorge Nummer eins für die Schulleitungen in Deutschland. Dies geht aus einer repräsentativen forsa-Studie hervor, deren Ergebnisse der Verband Bildung und Erziehung (VBE) heute beim Deutschen Schulleitungskongress in Düsseldorf vorgestellt hat...

Demnach wurde der Lehrkräftemangel mit Abstand am häufigsten als dringendstes Problem in den Schulen genannt: 62 Prozent der 1.310 befragten Schulleiterinnen und Schulleiter allgemeinbildender Schulen in ganz Deutschland gaben diesen in der offenen Befragung mit möglichen Mehrfachnennungen an, gefolgt von Problemen mit Inklusion und Integration (35 Prozent) sowie der allgemeinen Arbeitsbelastung und dem daraus resultierenden Zeitmangel (24 Prozent).

„Dieses Bild entspricht im Wesentlichen dem, was wir als Landesverband des VBE bei unserer nichtrepräsentativen Befragung in Thüringen bereits im August ermittelt haben“, konstatiert Tim Reukauf, Landesvorsitzender des tlv thüringer lehrerverband. „Auch die Schulleitungen hier im Freistaat haben den Personalmangel an erster Stelle genannt. Auf Platz zwei landete bei uns die zunehmende Arbeitsbelastung, auf Platz drei die Belastung durch das Fehlen multiprofessioneller Teams – also genau das, was in der bundesweiten Befragung mit den Schlagworten Inklusion und Integration benannt wurde.“

Auch beim Ausmaß des Personalmangels sieht der tlv-Landesvorsitzende deutliche Parallelen zwischen den Ergebnissen der forsa- und der tlv-Umfrage. „Die heute vorgestellte Studie hat aufgezeigt, dass an 22 Prozent aller deutschen Schulen mehr als 15 Prozent des Lehrpersonals fehlen“, erläutert Reukauf. „Wir haben im August ermittelt, dass an 23 Prozent der Schulen in Thüringen mindestens 30 Stunden der Stundentafel nicht abgedeckt werden können. Das entspricht mehr Wochenstunden, als eine einzelne Klasse zur Verfügung hat.“

Die beiden Umfragen zeigten, so Reukauf, dass es um die Bildung in Deutschland „schlimm bestellt sei“ – sowohl aus Landes- als auch aus Bundesperspektive. „Und wie in Thüringen setzt man auch andernorts verstärkt auf die sogenannten Seiteneinsteiger. In Thüringen hat unserer Umfrage zufolge mehr als jede zweite Schule inzwischen Lehrpersonal ohne grundständiges Lehramtsstudium, bundesweit sind das sogar zwei von drei Schulen. Aber nach wie vor wird viel zu wenig für die Seiteneinsteiger getan. Sie fühlen sich allzu oft wie Lückenfüller, die ebenso hart arbeiten wie ihre Kolleginnen und Kollegen, das aber zu wesentlich schlechteren Bedingungen.“

Es sei deshalb nicht verwunderlich, resümiert Reukauf, dass die deutschen Schulleitungen die Bildungspolitik in ihren jeweiligen Ländern mit der Gesamtnote 4 bewerteten – genau wie die vom tlv befragten Thüringer Schulleitungen zum Schuljahresbeginn im August. „Aber die Note 4 heißt: Mit Ach und Krach bestanden. Von einem guten Ergebnis kann hier nicht die Rede sein. Jedem Schüler, der auf 4 steht, würde ich dringend raten, sich auf den Hosenboden zu setzen und endlich seine Hausaufgaben zu machen, um Schlimmeres abzuwenden.“