Horizont Verein verabschiedet Jörg Wolf

Die Freiheit zu tun

Montag
13.11.2023, 15:02 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
In den Nachwendejahren musste sich vieles neu finden, auch die soziale Arbeit. Der Horizont wurde in dieser Zeit aus der Taufe gehoben und Jörg Wolf war fast von Anfang an dabei. Nach 32 verantwortungsvollen und ereignisreichen Jahren wurde er heute im Beisein zahlreicher Gäste in den "Unruhestand" verabschiedet…

Eine alte Grubenlampe war eines der vielen Geschenke, die der umtriebige Wolf heute entgegen nehmen durfte. Wären die Dinge anders verlaufen, wäre sie vielleicht sein Schicksal geworden, doch Anfang der 90er Jahre sieht der gelernte Bergmann, was sich unter Tage abzeichnet. Der Niedergang des Bergbaus in der Region ist nicht fern, als sich Wolf nach neuen Horizonten umsieht und in den gleichnamigen Verein eine neue Berufung findet.

32 Jahre lang war Wolf als Stellvertreter von Geschäftsführer René Kübler unterwegs und hat über die Jahre in nahezu jedem Bereich des sozialen Trägers seine Spuren hinterlassen. „Das wir dich in den Unruhestand schicken ist ein trauriger aber auch ein freudiger Anlass und ein Tag der Würdigung und der Dankbarkeit für all deine Dienste in dieser Zeit“, sagte Kübler heute. Am Anfang sei die soziale Arbeit für beide Neuland gewesen und man habe viel Mut gebraucht, aber es habe auch Aufbruchsstimmung geherrscht.

Über 30 Jahre gemeinsam beim Horizont: Jörg Wolf (links) und René Kübler (Foto: agl) Über 30 Jahre gemeinsam beim Horizont: Jörg Wolf (links) und René Kübler (Foto: agl)


Vor Herausforderungen sei er nie zurückgeschreckt und wenn auch nicht immer alles perfekt war, so konnte der angehende Ruheständler am Ende doch ein positives Fazit ziehen. „Wir haben es richtig gemacht“, sagt Wolf, „wir haben miteinander gearbeitet, gewisse Werte vertreten und Verantwortung für unsere Nächsten übernommen.“ Manche „harte Nummer“ sei dabei gewesen, nicht jede Entscheidung sei am Ende richtig gewesen, aber er habe immer die Freiheit gehabt "tun zu dürfen", immer die Chance gehabt, Neues aufzubauen. Wolf und Kübler haben nach drei gemeinsamen Jahrzehnten einige Geschichten auf Lager. Vom vier Augen Gespräch mit Angela Merkel im Jahr 1992, über eine Hospitanz in einem ugandischen Gefängnis zur Entwicklungshilfe in Abu Dhabi und wieder zurück nach Nordhausen, zur Straffälligen- und Bewährungshilfe, „Streetwork“ und gänzlich neuen Arbeitsfeldern.

Zum Neuen gehörte zuletzt die Leitung der Küchen des Horizont. Seit 2009 war Wolf dabei, den wirtschaftlichen Bereich als Standbein für den Verein aufzubauen. Das ging lange gut, wurde aber im Zuge von Corona und der Energiekrise zu einer neuerlichen, großen Herausforderung auf den letzten Metern vor dem Ruhestand. Die Fusion der beiden Küchen, dem „Kochhaus“ und der Menümanufaktur, ist so gut wie in trockenen Tüchern, Wolf kann einen seinem Nachfolger einen sauberen Tisch hinterlassen.

Im betrieblichen Alltag wird man ihn vermissen, dem Verein aber bleibt der Mann vom Fach aber noch eine Weile in beratender Tätigkeit erhalten. Denn dem Nachwuchs hat der scheidende Chef noch ein paar Ratschläge mit auf den Weg zu geben: Demut müsse man üben, gerade auch vor sich selbst, gut zueinander sein und einen gewissen Grundoptimismus wahren. Dann gehe es auch immer weiter.
Angelo Glashagel