Wem gehört das Land?

Fluchtpunkt Land

Montag
13.11.2023, 10:23 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Wem gehört das Land? Wie werden die Menschen in Zukunft vom und auf dem Land leben? Wie prägen die historischen Entwicklungen in der DDR und seit 1989/90 den ländlichen Raum in Ostdeutschland noch heute? Diese und weitere Fragen werden demnächst in Mühlhausen behandelt...

Die Gesprächsrunde ist Teil einer Veranstaltungsreihe des Thüringer Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, der Thüringer Staatskanzlei, der Evangelischen Akademie Thüringen und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

In Mühlhausen wollen wir am 15. November über Geschichte und Gegenwart von ländlicher Migration in Ostdeutschland sprechen. Denn in den Debatten um Migration und Integration spielen Dörfer und kleine Gemeinden eine zunehmend wichtige Rolle, nicht zuletzt wegen der dezentralen Verteilung zugewanderter Menschen. Dass Zuwanderung eine Chance für den ländlichen Raum sein kann, wird dabei wenig debattiert.

Die Thüringer Ministerin für Migration, Justiz und Verbraucherschutz, Doreen Denstädt, Dr. Uta Bretschneider vom Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig, Elisa Calzolari von MigraNetz Thüringen und Egon Primas vom Bund der Vertriebenen Thüringen diskutieren, wie historische Erfahrungen in aktuellen Debatten um Zuwanderung auf dem Land helfen können und welche besonderen Bedingungen es gerade im Osten gibt.

Der stellvertretende Direktor der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Dr. Robert Grünbaum: „Nachdem wir in der Gesprächsreihe unterschiedliche Aspekte von Landwirtschaft, Bodeneigentum, demografischen Veränderungen und aktuellen Entwicklungen auf dem Land in den Blick genommen haben, adressieren wir in der Abschlussveranstaltung ein wichtiges Thema, das nicht nur Geschichte und Gegenwart verbindet, sondern auch in die Zukunft weist. Wir möchten die Erfahrungen beleuchten, die ostdeutsche Dörfer und Gemeinden – und insbesondere die Menschen, die dort leben und arbeiten – mit Migration und Integration gemacht haben. Hier ist insbesondere die Aufnahme von fast 700.000 Flüchtlingen und Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Land in Thüringen zu nennen.

Außerdem kamen in der DDR ausländische Vertragsarbeiterinnen und Vertragsarbeiter in den LPG zum Einsatz – auch deren Perspektiven sollten Gehör finden, wenn wir darüber sprechen, wie historische Erfahrungen für heutige Migrationsdebatten und Integrationsaufgaben genutzt werden können.“

Der Thüringer Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Dr. Peter Wurschi, verweist auf mitunter ambivalente Erwartungen an das Land: „Bleiben oder gehen? Dass sind die zwei Pole, zwischen denen sich Menschen auf dem Land seit jeher befinden. Ist es einerseits Zeugnis der heutigen Moderne, dass Menschen nicht mehr zwingend auf dem Land, der Scholle ihrer Eltern, verbleiben müssen, so müssen sich andererseits jene, die bleiben, damit auseinandersetzen, dass Andere dazukommen. Diese Frage von Zuzug und Weitergehen begleitet das ländliche Leben seit jeher und muss gesellschaftlich immer wieder neu besprochen und austariert werden. Über diese historische wie aktuelle Dimension der Migration auf dem Land wollen wir gemeinsam sprechen.“

Die Veranstaltung „Fluchtpunkt Land – Geschichte und Gegenwart von ländlicher Integration in Ostdeutschland“ bildet den Abschluss der im Frühjahr 2023 begonnenen Gesprächsreihe zu Agrarwirtschaft und Landeigentum in Ostdeutschland in Zeitgeschichte und Gegenwart. Sie findet am 15. November 2023 um 18 Uhr in Mühlhausen (Stadtbibliothek „Jakobikirche“, St. Jacobi 1, 99974 Mühlhausen) statt.

Der Eintritt ist frei.