Rezension zum 2. Sinfoniekonzert des Loh-Orchesters

Ein Feuerwerk spielerischen Könnens

Montag
30.10.2023, 17:25 Uhr
Autor:
red
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Johann Sebastian Bach war im 2. Sinfoniekonzert im Theater Nordhausen allgegenwärtig. Zu Beginn erklang die Passacaglia und Fuge BWV 582, in einer Fassung für Orchester von Leopold Stokowski...

Das Loh- Orchester unter der bewährten Leitung von Michael Helmrath spielte in großer Besetzung, sollte doch der volle Orchesterklang dem Klang der Orgel möglichst nahe kommen. Langsam schreitend begannen die Holzbläser mit dem Thema, Celli und Kontrabässe gaben das harmonische Fundament, vergleichbar dem Generalbass. Nach dem Prinzip der Passacaglia wurde das Thema mehrfach variiert, wurde umspielt, trat mit anderen Instrumenten in „Zwiegespräche“, weitere Instrumentengruppen kamen hinzu. Dadurch vergrößerte sich der gesamte Orchesterklang ähnlich den Registern einer Orgel.Viel Beifall gab es für diese Interpretation.

Johann Sebastian Bach war seinerzeit, außer bei Experten der Musik, nicht sehr bekannt, zum Teil fast vergessen. Da war es vor allem Felix Mendelssohn Bartholdy, der Bachs Werke wieder entdeckte und aufführte. So war es nur verständlich, dass auch Musik dieses Komponisten im Sinfoniekonzert erklang. Auf dem Programm standen zwei Konzertstücke für Klarinette, Bassethorn und Orchester. Ein Bassetthorn ist in einem Orchester nicht oft vertreten und weckte schon deshalb das besondere Interesse des Publikums. Das Instrument stammt aus der Familie der Klarinetten und vertritt die Tenorlage. Es ist so groß, dass es aufgestellt werden muss, der Klarinettist spielt im Sitzen. In Nordhausen konnte Aloisia Hurt als Gast für dieses Instrument gewonnen werden, die „normale“ Klarinette spielte der allen Nordhäusern bekannte Solo-Klarinettist des Loh-Orchesters Masanori Kobayashi.
Nach einer kurzen Einleitung durch das Orchester setzten die Instrumente mit ihren Themen ein. Sie entwickelten dabei ein Feuerwerk spielerischen Könnens. Atemberaubende Virtuosität in allen Lagen der Instrumente, tiefste Emotionalität erzeugte Gänsehauteffekt.

Sie musizierten ein- und zweistimmig, unterhielten sich im lockeren Gespräch, eine Klarinette übergab der anderen das „Wort“, diese übernahm und führte weiter. Dritter im Bunde war das Orchester, stets auf der Höhe des spielerischen Verlaufs.

Bravorufe und lang anhaltender Beifall waren Anerkennung und Lohn für diese Darbietung,
natürlich gab es eine Zugabe.
Auch Johannes Brahms kannte und verehrte die Musik von Johann Sebastian Bach.

Und so ist es nur folgerichtig, dass das 2. Sinfoniekonzert im Theater Nordhausen mit einem Werk, der 4. Sinfonie, dieses Komponisten endete.
Michael Helmrath dirigierte auswendig, er nahm die Interpretation insgesamt recht langsam. Den ersten Satz begann er behutsam, mit ausgefeilter Dynamik und verhaltenenTempi.

Die Musiker des Orchesters folgten exakt seinem Dirigat.
Der 2. Satz war ein ruhiger Satz, während der dritte eher einen tänzerischen Charakter hatte, hier war an bestimmten Stellen sogar ein Triangel zu vernehmen.
Der 4. und letzte Satz dieser Sinfonie ist wiederum im Stile einer Passacaglia geschrieben und damit schließt sich der Kreis.

Nach lang anhaltendem Beifall nahm Michael Helmrath das Wort, er verabschiedete eine Musikerin des Orchesters, die Percussionistin Irina Kohl, nach 40 jähriger Mitarbeit
in den, wie er sagte, wohl verdienten Ruhestand.
Eine schöne Geste.
Christel Laude