Ausstellung in der Kreissparkasse

Die Interkonvention aller Dinge

Sonnabend
02.09.2023, 12:40 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Ordnung und strenges Reglement contra freie Form und Zufall - die Kreissparkasse präsentiert seit dieser Woche Werke der Frankfurter Künstlerin Irene Hardjanegara, die mit ihrem Schaffen im Kunsthaus bereits einmal ausgezeichnet wurde…

Groß ist die Leinwand, übersäht mit minutiös aneinandergereihten Strichen, einer sich an den anderen orientierend wallt die Wand der Begrenzung entgegen. Was schlicht aussieht, hat Irene Hardjanegara Wochen konzentrierter, strikter und stringenter Arbeit gekostet. Bei näherer Betrachtung wird aus der einfach anmutenden Strich-Staffel ein Gewebeteppich mit Höhen und Tiefen, der fast stofflich wirkt.

„Structure and Dynamics in Large Scale Cascading Failure 2 + 9“ - also etwa „Struktur und Dynamik in großformatigem, kaskadierendem Scheitern“ - heißt das Bild, für das die gebürtige Indonesierin beim letzten Grafik-Wettbewerb der Ilsetraut Glock-Grabe Stiftung mit dem Förderpreis der Nordhäuser Kreissparkasse ausgezeichnet wurde.

In den Hallen des Geldhauses gibt es seit dieser Woche weitere Werke Hardjanegaras zu sehen, die auch ein Kontrastprogramm zu den aufwendigen, großformatigen Arbeiten bilden. Nur ein paar Drehungen mit dem Pinsel, eher zufällig ausgeführt, locker aus der Hand gesprungen, lassen hier die Kunst entstehen. In Blau etwa schimmert eine abstrakte Wesenheit von der Leinwand, wirkt fast wie ein Meeresungeheuer in Bewegung, gestützt durch den Eindruck nasser Farbe, als wäre sie gerade erst aufgetragen worden.

Strikte Akribie auf der einen Seite... (Foto: agl) Strikte Akribie auf der einen Seite... (Foto: agl)


Die erstere Reihe, die großen, aufwendigen Kompositionen, gehören zur „Konkreten Kunst“, führte Kunsthauschefin Susanne Hinsching in ihrer Laudatio aus, geprägt von Striktheit und Konformität. „Sie beginnt immer links, die Linien müssen in einem Zug durchgezogen werden und immer den gleichen Abstand zur vorhergehenden Linie haben. Unbewusste Verwackelungen müssen weiter fortgesetzt werden“. Es sei, als würde die Künstlerin den Pulsschlag auf die Leinwand übertragen.

...freie Form auf der auf der anderen Seite (Foto: agl) ...freie Form auf der auf der anderen Seite (Foto: agl)


Das Kontrastprogramm „The unexpected Beauty of not Knowing“ - die unerwartete Schönheit des Nicht-Wissens - gehöre dementgegen zu den „gestischen“ Arbeiten. In dem die Künstlerin dem Pinsel freien Lauf lasse, entstünden abstrakte Gebilde, die an leichte, vegetabile Formen oder kristalline Strukturen erinnerten.

Wer sich selber ein Bild von den Bildern machen will, kann die Ausstellung "Interkonvention of all things" noch bis zum 12. Oktober tun, die Galerie hat jeweils von Montag bis Freitag von 08.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.
Angelo Glashagel