nnz-Kandidatenbefragung: Alexandra Rieger (SPD)

Die He­r­aus­for­de­rin aus dem Rathaus

Mittwoch
06.09.2023, 11:00 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Die Nordhäuserinnen und Nordhäuser haben am 10. September die Chance, die Karten im Rathaus neu zu mischen. Zur Oberbürgermeisterwahl stehen sechs Kandidaten zur Auswahl, die nnz hat sie um Rede und Antwort gebeten. Nach der alphabetischer Reihenfolge steht uns heute Bürgermeisterin Alexandra Rieger, die Kandidatin der SPD, rede und Antwort...

Bürgermeisterin Alexandra Rieger (Foto: C.Keil) Bürgermeisterin Alexandra Rieger (Foto: C.Keil)

Wenn Sie zur Oberbürgermeisterin gewählt werden, welche drei Aufgaben halten Sie für die wichtigste in Ihrer Legislaturperiode?
Alexandra Rieger:
Den Bürgern wieder Gehör zu geben.
Ansiedlung im Industriegebiet und eine positive Einwohnerentwicklung.
Radwege- und Straßenbaukonzept entwickeln.

Die Stadt Nordhausen kämpft um den Status eines Oberzentrums. Wie möchten Sie dieses Ziel erreichen?
Durch meine bestehenden Kontakte in die Region und zur Landesregierung möchte ich mit Sachlichkeit und Überzeugungswillen die Entscheidungsträger und Partner für Nordhausen als Oberzentrum für uns gewinnen. Wir haben als größte Stadt im Norden Thüringens eine Magnetwirkung für die Region und eine Menge Potentiale. Wir sind sechstgrößter Wirtschaftsstandort in Thüringen, Hochschulstadt, Theaterstadt, Einkaufsstadt, Standort des bedeutenden Klinikums mit Hubschrauber und Standort von vielen innovativen Unternehmen. Die Verteilung von Oberzentren sollte anhand von Fakten und ausgleichenden Strukturen für Thüringen erfolgen. Eigentlich schade, dass dies nicht immer alle auch so sehen und man selbst in der eigenen Region gegen Widerstände kämpfen muss.

Welchen Stellenwert nehmen in Ihren strategischen Planungen die Ortsteile ein?
Die Stadt Nordhausen ist ein Mix aus Kernstadt und ihren Ortsteilen. Sie sind nicht nur ein Teil von Nordhausen sondern haben auch ihren eigenen Charakter. Das dörfliche Leben darf nicht verloren gehen. Daher werde ich die dortigen Vereine und Freiwilligen Feuerwehren mit einem eigenen Budget unterstützen. Eine enge Vernetzung und Kommunikation mit den Bürgern und mit den Ortsteilbürgermeistern steht ganz klar im Fokus. Dazu wird es mit mir regelmäßige Ortstermine mit den Bürgern der Orte geben. Wichtig sind natürlich auch entsprechende Verkehrsanbindungen; dazu gehören Straßen mit Radwegen aber auch eine vernünftige ÖPNV-Anbindung an die Kernstadt.
Wie stellen Sie sich die Zukunft des Verkehrs in Nordhausen vor, dürfen z.B. Dieselfahrzeuge dann noch in die Stadt fahren?
Ja, denn beim Individualverkehr werden wir hier vor Ort keine Beschränkungen beschließen. Als Oberbürgermeisterin würde es meine Aufgabe zusammen mit dem Stadtrat sein, Fördermittel für die Weiterentwicklung des ÖPNV zu nutzen, um neue Busse anzuschaffen und auch Ortsteil- bzw. Stadtteilautos anzubieten. Bei der Straßenbahn befürworte ich einen Ausbau in Richtung Niedersachswerfen und beispielsweise auch nach Bielen. Zudem müssen wir mehr an die Barrierefreiheit denken und viel mehr breitere Wege bauen, welche auch für Rollstuhlfahrer geeignet sind.

Was für Ideen und Strategien schweben Ihnen vor, um den ÖPNV zwischen der Stadt Nordhausen als etwaiges Oberzentrum, dem Harz und anderen Teilen von Nordthüringen, wie etwa dem Eichsfeld, attraktiver zu machen?
Die Stadt Nordhausen kann Entscheidungen nur für den ÖPNV im eigenen Stadtgebiet also für den Bus- und den Straßenbahnverkehr treffen. Auch bei der HSB sind wir noch mit 10 Prozent als Gesellschafter beteiligt. Auf die Bahnverbindungen haben wir keinen direkten Einfluss und hier müssen wir auf die Entscheidungsträger beim Land einwirken. Der fortlaufende Ausfall der Bahnanbindungen ist ein Trauerspiel und ich habe dazu schon mehrfach meinen Unmut geäußert. Wir sehen hier aber auch, dass die vergangenen Privatisierungen im Infrastrukturbereich Deutschland insgesamt nicht geholfen haben. Insofern stehe ich ganz klar zu unseren kommunalen Unternehmen, weil wir damit auch die Sicherheit haben, dass die Verkehrsleistungen auch erbracht werden. Mit dem 49-Euro-Ticket ist ansonsten nun vieles leichter geworden, aber dennoch würde ich gern unsere Region auch im Verkehrsverbund Mittelthüringen sehen wollen.

Welche konkreten Maßnahmen schlagen Sie vor, um den Einzelhandel und damit die Innenstadt Nordhausens zu retten? Was halten Sie von der Einrichtung einer innerstädtischen Kernzone?
In einer innenstädtischen Kernzone haben wir im Moment genug Möglichkeiten Einzelhandel unterzubringen. Jedoch sollte jede Ansiedlung von Einzelhandel die davon abweicht kritisch überprüft werden. Ziel sollte es sein, die Innenstadt für den Einzelhandel aber auch für die Endverbraucher attraktiv zu machen. Dazu gehören nicht nur Geschäfte sondern auch eine ansprechende und gute Gastronomie. Einwohner von Nordhausen und Touristen sollen sich gern in unserer Stadt aufhalten. Und dann müssen wir unsere Kulturangebote mehr mit dem Einkaufserlebnis verknüpfen, beispielsweise durch einen Nordhäuser Kultursommer oder einfach mal regelmäßig Blasmusik auf dem Rathausplatz mit dem Marktgeschehen dazu.

Welche Angebote für Jugendliche im Stadtgebiet halten Sie für nötig?
Unsere Jugendlichen brauchen Plätze an denen sie auch einmal chillen können. Hier könnte ich mir zum Beispiel eine Tecball Anlage vorstellen, aber auch Plätze die überdacht sind und wo man möglicherweise auch mal grillen kann. Gut würde ich es auch finden, wenn wir eine Halle ausbauen könnten, in der man in den Wintermonaten klettern oder auch skaten kann. Der Ausbau der vorhandene Skateranlage wäre hier für mich ebenso ein besonderes Anliegen. Ich finde es auch für eine Hochschulstadt wichtig, dass wir Discotheken, Clubs, Jugendeinrichtungen und auch andere Freizeitangebote für unsere Jugendlichen haben. In der Innenstadt würde ich als Anlaufstelle zudem ein Kinder- und Jugendbüro einrichten.

Werden Sie das Vereinshaus „Thomas Mann“ wiederbeleben?
Bei allem geschichtlichen Hintergrund dieses Objekts muss man nun aber doch feststellen, dass dieses Gebäude nicht mehr einem modernen barrierefreien Vereinshaus entspricht. Also ich stehe da eher für einen Neuanfang an einem anderen Standort und mit barrierefreien Zugang und moderner Ausstattung. Der „Thomas Mann Club“ sollte trotzdem versucht werden in städtischer Hand zu behalten, da es eine Schenkung an die Stadt war.

Wie sollen die Museen der Stadt künftig strukturiert werden, welche Ideen haben Sie, um die Museen interessanter zu gestalten?
Die Stadt hat derzeit drei eigene Museen den Tabakspeicher, die Flohburg und das Kunsthaus Meyenburg. Dazu kommt die Traditionsbrennerei und auch die Gedenkstätte Mittelbau Dora. Und das IFA Museum ist in privater Hand, wird aber von der Stadt unterstützt. Dieses Museum spiegelt einen großen Teil der Nordhäuser Industriegeschichte wider und muss daher auch weiter gefördert werden. Eine gemeinsame Museumskonzeption über alle Museen hinweg und einer überregionale Bewerbung befürworte ich. Am Ende geht es natürlich auch immer ums Geld und da sage ich dennoch - ich werde mich kümmern, weil mir dieses historische Erbe der Stadt am Herzen liegt.

Wie wollen Sie die Parkanlagen in Nordhausen zukünftig attraktiver gestalten?
Unsere Parkanlagen in Nordhausen sind die grüne Lunge der Stadt und müssen entsprechend gepflegt werden, aber es müssen Anreize geschaffen werden, sich dort auch aufhalten zu können. Zusätzlich möchte ich deshalb im Stadtgebiet rund 1.000 neue Bäume platzen, 100 neue Sitzbänke aufstellen, fünf neue Trinkwasserbrunnen installieren und zudem drei öffentliche WC-Anlagen vorhalten. Es ist wichtig, dass die Wege und Plätze regelmäßig instand gesetzt werden. Den Förderverein vom Park Hohenrode müssen wir zudem besser als Stadt unterstützen, weil die ehrenamtlichen Mitglieder dort eine tolle Arbeit für das Ansehen unsere Stadt und dieser besonderen Parkanlage leisten.

Welche Maßnahmen schlagen Sie vor, um Nordhausen für junge Familien attraktiver zu machen und einen proaktiven Zuzug zu generieren?
Unsere Bemühungen als Hochschulstadt und als Wohnort für junge Familien zu überzeugen, sind definitiv noch ausbaufähig. Manches ist einfach Image-Arbeit und zum anderen brauchen wir mehr Wohnbauflächen für kleine Grundstücke. Da haben wir einfach bisher zu wenig zu bieten, was typischen Reihenhausgrundstücke betrifft. Womit wir schon überzeugen können sind ausreichend Kitaplätze und gute Schulgebäude im Stadtgebiet. Auch unsere attraktiven Freizeitangebote wie beispielsweise bei den Sportvereinen und der Jugendkunstschule überzeugen mich und auch meine Kinder. Mit tollen Veranstaltungen rund um unsere Kiesgewässer können wir sicher noch mehr junge Familien von Nordhausen begeistern, weil dies ist ganz klar ein Alleinstellungsmerkmal in der Region.

Sollte es ein Straßensanierungsprogramm für die Stadt geben?
Ja, so mit einem Planungshorizont auf fünf Jahre. Die Sanierungsprogramme müssen wir mit enger Abstimmung mit dem Bund, Land und den städtischen Versorgungsunternehmen abstimmen. Und zudem müssen die Bauabläufe strenger kontrolliert werden. Zudem müssen wir die notwendigen Fördermittel auf Jahre voraus immer beantragen, auch wenn dann immer mal ein paar Absagen kommen, würde dennoch der finanzielle Spielraum für die Stadt größer werden.

Welche Ideen haben Sie, den August-Bebel-Platz zukünftig weiter zu entwickeln?
Den August-Bebel-Platz stelle ich mir wie vor 100 Jahren vor, als Kleeblatt-Form mit Bäumen für die Beschattung, aber auch weiterhin für die Nutzung von Veranstaltungen oder als Parkmöglichkeit in der Mitte. Hier sollte eine Kombination aus grüner Lunge der Stadt aber auch als Großraumparkplatz und wichtige Veranstaltungsfläche bestehen bleiben. Städtebaulich muss man solche Freiflächen auch in einer Innenstadt für den öffentlichen Zweck erhalten und dies gilt auch für unsere Parkanlagen.

Ergänzen Sie bitte den Satz:
Als erste Amtshandlung werde ich …

Mein Bestes tun damit Nordhausen „groß“ wird und man uns in der Landeshauptstadt besser wahrnimmt!