Zugehört

Kommunalpolitik beim Kaffeeklatsch

Sonntag
27.08.2023, 18:00 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Man betreibe ein Kaffeehaus mitten in Nordhausen und lade einfach mal die Menschen ein, die die Stadt künftig regieren wollen. So dachte Amr Shakashiro nicht nur, sondern lud auf die Terrasse vor der Bibliothek ein. Nur wer von den sechs Kandidaten nahm denn die Einladung an...

Von links: Jörg Prophet (AfD), Stefan Marx (FDP), Andreas Trump (pl, für die CDU) und Alexandra Rieger (SPD) (Foto: nnz) Von links: Jörg Prophet (AfD), Stefan Marx (FDP), Andreas Trump (pl, für die CDU) und Alexandra Rieger (SPD) (Foto: nnz) Auf dem Plakat und in den sozialen Medien wurde verkündet, dass Alexandra Rieger, Andreas Trump und Jörg Prophet zum Wahltalk eingeladen seien. Das sorgte in den linksgrünen Lagern für mächtige Aufregung. Wie kann ein einst "Geflüchteter" gerade einen AfD Kandidaten einladen und wieso sagt eine sozialdemokratische Kandidatin einer solchen Einladung auch noch zu.

Erinnerungen an die Reaktionen zu einem Fahrradfoto, das Rieger, Trump und Prophet gemeinsam zeigt, wurden wach. Doch so harmonisch ging es an diesem Sonntagnachmittag nicht zu. Doch der Reihe nach: Shakashiro begrüßte die Kandidaten und die Kandidatin. Mittlerweile war aus dem Trio ein Quartett geworden, denn der FDP-Kandidat Stefan Marx war auch anwesend. Musikalisch eingestimmt wurden die Vier sowie die rund 30 Zuhörerinnen und Zuhörer (meist parteiliche Sympathisanten der Kandidaten) von Geiger Fabian Fromm mit dem Lennon-Song Imagine, was mit Vorstellung übersetzt werden kann.

Einen Moderator gab es bei dieser Talkrunde nicht, aber die Kandidaten schienen nach anfänglichen Schwierigkeiten damit nicht nur klar zu kommen. Vielmehr entwickelte sich ein lockerer Schlagabtausch mit unterschiedlichen Sichtweisen, der aber immer fair blieb. Bis auf Stefan Marx kennt man sich aus der Arbeit im Stadtrat, wusste wo die Kompetenzen ihre Grenzen finden und wollte Nuancen bei der Lösung bestehender Probleme deutlich machen.

Auch ihre Visionen stellten die Vier vor. Zusammengefasst könnten die lauten: Wir wollen eine liebes- und lebenswerte Stadt, wir wollen das Geld von Land und Bund, das uns zusteht, wir wollen ein volles Industriegebiet, aber keine Abwanderung von Arbeitskräften aus bestehenden Unternehmen. Wir wollen moderne Schulen, haben aber auf die Ausstattung mit Personal keinen Einfluss. Gestritten wurde über das Für und Wider einer Zweitwohnsitzsteuer und wie man einerseits mit Jugendlichen im offenen Raum umgeht, andererseits aber Brennpunkte in Nordhausen wie den Bereich um den Bahnhof herum oder den Petersberg sicherer machen kann.

Auch die Fragen der Gäste wurden ausführlich beantwortet (Foto: nnz) Auch die Fragen der Gäste wurden ausführlich beantwortet (Foto: nnz) Zusammenfassend: das Format dieses Kaffeekränzchens war zuerst ungewohnt, es wurde interessanter mit der sachlichen Diskussion der vier Menschen, die um die Nachfolge des jetzigen Oberbürgermeisters ringen, der allerdings - wie der OB-Kandidat aus Weimar - dieser Veranstaltung fernblieb.

Und so waren nach mehr als einer Stunde der Einlader, die Kontrahenten, das Publikum und selbst die chillende SPD-Jugendbrigade annähernd mit dem Verlauf des Sonntagnachmittags aus ihrer Sicht zufrieden.
Peter-Stefan Greiner

Update: OB Buchmann teilte der Redaktion mit, dass er keine Einladung erhalten hatte,