Hereinspaziert zum großen Spektakel

Am letzte Augustwochenende verwandelt sich die historische Innenstadt des Tausendjährigen Langensalza bereits zum 29. Male in einen gigantischen Marktplatz mit Handel, Wandel, Musik und Gaukelei. Ein Volksfest mit überregionaler Strahlkraft, meint Olaf Schulze …


Kaum ein Volksfest im Nordthüringer Raum kann auf ein so geschlossenes und stilechtes Ambiente zurückgreifen wie der idyllisch gelegene Kurort im Thüringer Becken. Mit einer nahezu intakten Stadtmauer und diversen bestens erhaltenen Türmen lädt die von Fachwerk und Klassizismus geprägte Innenstadt Bad Langensalzas mit ihren geräumigen Plätzen und dem großen Burghof förmlich zu einem Ausflug in die Vergangenheit ein. Den vollführen Stadtverwaltung und Bevölkerung seit der Wende regelmäßig am letzten Augustwochenende, unterbrochen nur in den Seuchejahren 2020 und 2021.

„Es ist ein Fest von und für die Bad Langensalzaer und ihre vielen Gäste aus nah und fern“, schwärmt eine, die von Anfang an zu den Organisatoren des Geschehens zählt. Martina Schnell ist Mitarbeiterin im Kulturamt der Stadt und mit der Verantwortung für ein gutes Gelingen des Mittelalterfestes betraut. Dazu zählen nicht nur die fast 160 Händler und Handwerkerstände, die sich auf der Festfläche präsentieren werden. Auch das Engagement der passgenauen Künstler und Musiker und der umliegenden Versorger obliegt ihr. „Die Besonderheit unseres Festes ist sicherlich, dass sich ganz viele Bürger intensiv mit einbringen, sei es als Gastronomen, Helfer oder auch als mittelalterlich gewandete Gäste, die das Flair des Festes ausmachen“ sagt Frau Schnell. „Hier wird eine Stadt nicht durch von außen kommende Einflüsse belebt, sondern das Mittelalterfest wird aus der Stadt heraus zum Leben erweckt.“

Völlig selbstverständlich arbeitet und lebt die gesamte Stadtverwaltung vom Bürgermeister bis zum letzten Bauhofmitarbeiter das Fest mit. Eine Woche vor dem Spektakel beginnt schon der Stadtputz: es wird gesägt, gehämmert, Bäume beschnitten, Unkraut gezupft, Bohlen gelegt, Strohballen verteilt. Sogar der letzten Telefonzelle der Stadt und einigen Verkehrsschildern wird ein stilgerechter Jutesack übergestülpt, damit sie das gewünschte Bild nicht verschandeln.

Dieses außergewöhnliche Engagement blieb in der Vergangenheit weder Händlern, noch Künstlern oder Gästen verborgen und das Langensalzaer Mittelalterfest hat deutschlandweit einen festen Platz in Veranstaltungskalendern. „Inzwischen werden wir schon mit Vorschusslorbeeren überschüttet von Beteiligten, die erstmals dabei sind und schon so viel Gutes über uns gehört haben“, berichtet uns die Amtsleiterin stolz.

Jetzt ist es am Samstag, dem 26. (14 Uhr) und Sonntag, dem 27. August (bis 18 Uhr) wieder an der Zeit, dass der Herold Radolf zu Duringen das Spektakulum eröffnen und zwei Tage lang wortgewandt begleiten wird. Auf sechs Bühnen gibt es Kurzweil und Unterhaltung, fässerweise Met und anderes Getränk wurde herangeholt; die Spieße drehen sich, der Grill ist heiß, Leckereien aus aller Welt werden feilgeboten und diverser Schmuck und Tand wird seinen Besitzer wechseln. Gaukler, Hexen, Stelzenläufer, Spielleute und erstmals der Eisen-Hans, der wahrscheinlich stärkste Mann der Welt (oder jedenfalls dieses Mittelalterstadftests) zeigen ihre Kunst dem staunenden Volke, das einen ordentlichen Nachlass auf sein Eintrittsgeld erhält, wenn es mittelalterlich gewandet zum Fest erscheint.

Die Besucher können sich freuen auf die Musikgruppen Fabula, Unvermeydbar, Feuerdorn, Pampatutti, Wolgemut, Gral, Sack und Pacc, Flo der Spielmann und Roland Asni vom Oberholz. Auch Zauberei und Jonglage der Radugas, Vertikaltuchakrobatik mit dem Theatro Artistico, Gaukeley und poetische Feuershow mit dem Gaukler Friedrich und Feuerfünkchen sollen ihr Herz erfreuen.


Hexenklamauk mit der Hexe Chibraxa, Stelzenkunst und Theaterspiel mit dem Theater Oberon, Ritterkämpfe und Ritterlager mit Swaiut Toringi sowie ferner der besagte unglaublich starke Eisen-Hans sorgen für offene Münder und große Augen.

Historische Spiele für Groß und Klein, das Spieltheater 3K, Tanz- und Musik von gaudiorum circulus, die mittelalterliche Modenschau der Interessengemeinschaft Thüringer Geschichte, lustiges Kinderschminken, Wasserspielaktion, der erstaunlich komische Wundarzt Chirurgus Ulricuc Ulcus und der Henker von Salzaha haben ihr Kommen ebenfalls zugesagt.

Also dann: auf nach Salzaha am 26. und 27. August! Wer es schon kennt fiebert dem Datum entgegen; wer noch nie da war, hat bisher schön was verpasst und bekommt nun Gelegenheit, das zu korrigieren.

Tipp der Redaktion:
Versäumen Sie auf keinen Fall die Feuershow am Samstagabend auf dem Töpfermarkt und wohnen Sie dieser Weltpremiere bei, die eigens für das Mittelalterstadtfest zu Salzaha konzipiert worden ist!
Olaf Schulze