Wie weiter mit dem Gips-Abbau?

Gesprächsrunde in der Heimkehle

Sonnabend
12.08.2023, 19:42 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Mit 25 Naturfreunden begann gestern der Stammtisch der drei Länder Thüringen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen bei der Heimkehle. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde ging es in die Diskussion...

Im Vorfeld war der Grünen-Landtagsabgeordnete Wolfgang Aldag aus Sachsen-Anhalt in Steigerthal zu einer Dreitägigen Sommertour durch die Südharzer Gipskarst-Landschaft gestartet. (wir berichteten)

Ursula Schäfer erläutert Alternativen zum Gipsabbau (Foto: GRÜNE) Ursula Schäfer erläutert Alternativen zum Gipsabbau (Foto: GRÜNE)

Ursula Schäfer vom BUND Thüringen erläuterte nochmals die vorhandenen Alternativen zu Naturgips. Diese stünden als Holz der Wälder sowie auf den Feldern in Form von Stroh ausreichend zur Verfügung. Und verdichtete Strohplatten seien adäquate Alternativen zu Gips.

Gerade in Niedersachsen sei die Situation sehr drastisch, denn hier seien alle Wälder auf Gips außerhalb vom Naturschutzgebieten bereits abgebaut oder zum Abbau bewilligt. Schäfer appellierte an die Sachsen-Anhaltiner: „Lassen Sie den Gipsabbau gar nicht erst zu! Wenn die Firmen einmal in einem Gebiet sind, dann kriegt man die Firmen nicht mehr raus und sie bauen nacheinander immer mehr ab!“

"In Thüringen sollten laut Koalitionsvertrag der Landesregierung keine neuen Abbauflächen mehr bewilligt werden, jedoch stehen im Entwurf des neuen Regionalsplans Nordthüringens bereits neue Vorranggebiete für Rohstoffsicherung Gips und die Ausweitung bestehender Vorrangflächen für Gips", erklärte Schäfer den Teilnehmern.

Weiterhin beklagten die Teilnehmer aus Niedersachsen, eine Lärmbelastung durch den Gipsabbau in Walkenried, die so hoch sei, dass die Lebensqualität massiv abnehme. Ferienwohnungen seinen nur noch 3fach verglast anzubieten und Besucher im Gipskarst könnten alle zehn Gehminuten „in einen Steinbruch fallen “. Die Gipsfirmen „bestechen“ die Menschen vor Ort, indem sie Sportvereine und Feste unterstützen oder das grüne Klassenzimmer finanzieren. Aber die Menschen sollten sich davon nicht blenden lassen, denn Straßenschäden durch Gipstransporte und Reinigung müssen i.d.R. die Kommunen zahlen, der Steuerzahler zusätzlich Umweltschäden durch Abbau und die Entsorgung der Gipsabfälle und nicht die verursachende Gipsfirma.
Wolfgang Aldag sagte hierzu, dass einerseits der Koalitionsvertrag von CDU, SPD und FDP den „naturverträglichen Abbau von Gips“ befürwortet, anderseits lägen im Moment auch keine neuen Anträge oder Anfragen für weitere Probebohrungen vor. „Die Firma Knauf selbst sagt, dass sie bereit sind, sich auch um das Recycling zu kümmern“, so Aldag. Er machte den Vorschlag, das Etablieren von Recycling nach vorne zu stellen, um die Arbeitsplätze vor Ort zu halten.

Herr Koth, Forstamtsleiter Mansfeld-Südharz, verwies auf ein bestehendes Bio-Reservat und da könne Firma Knauf nicht machen, was sie will, da habe er volles Vertrauen. Es sei ein Fehler, auf Totalverweigerung zu gehen, wenn es beispielsweise um den Holzabbau als alternativen Rohstoff ginge. Hier sei es besser, sich konstruktiv einzubringen.

Jörg von Beyme, stellvertretend für den Waldbesitzerverband aus Sachsen-Anhalt beklagte ein weiteres Abnehmen der alten Buchenflächen auf trockenen Standorten. „Sie werden irgendwann kahl fallen, die Ursache dafür ist die zunehmende Trockenheit, auch die Buche ist im Klimawandel ein Verlierer, sie wurzelt tief, aber das Wasser ist im Moment oben und die tieferen Schichten sind immer noch trocken“, erklären die Waldbesitzer. Die Wurzeln sterben aber und damit auch der gesamte Baum. Eine Versuch das Waldsterben auf trockenen Standorten einzudämmen ist, andere Bäume dazwischenzusetzen, zum Beispiel Douglasien und auch Roteichen„ Warum ein neues Abbaugebiet erschließen?“, fragte eine Teilnehmerin. Die Firma Knauf hätte doch schon die größten Abbauflächen im Südharz, die allein am Alten Stolberg für 60 bis 80 Jahre noch reichen. Die Aufforderung durch die grüne Politik: „Länderübergreifend keine Kompromisse machen und bis 2045 einen stufenweisen Ausstieg aus dem Gipsabbau schaffen, damit dieser sich nicht weiter ausbreitet.“

Am Ende der Diskussionsrunde wurde vereinbart, dass sich Aktive aus allen drei Bundesländern mit Vertretern der Politik zusammensetzen und künftig gemeinsam Schlachtpläne machen und daran arbeiten, dass sich der Gipsabbau im Südharz nicht weiter ausbreitet.


Cornelia Wilhelm