„Luna 25“ startet zum Mond

Sanktionen gegen Russland wirken sichtbar

Freitag
11.08.2023, 09:28 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Wenn der Leser jetzt einen aktuell-politisch anklagenden Artikel gegen die russische Politik erwartet, dürfte er enttäuscht sein, denn Politik – stets von wenigen Akteuren - betrieben ist eine Geißel der Menschheit mit unzähligen verachtenswürdigen Personen aller Nationen. Beispiele finden wir auch in unserer Politik zu jeder Zeit...


Es gibt jedoch aus den Reihen der Menschheit wertvolle Akteure – z.B. Wissenschaftler und Erfinder. Und auf diese möchte ich nachfolgend hinweisen.

Trotz der Sanktionen gegen Russland wurde heute eine Sojus-Rakete mit einer Sonde zum Mond gestartet, um Bodenproben unseres ständigen Begleiters und Verursacher von Ebbe und Flut zu analysieren. Diese Aktion ist Bestandteil eines russischen Raumfahrt-Projekts, welches gemäß deren Planungen in einer Mond-Forschungsbasis gipfelt. Der dafür anvisierte zeitliche Rahmen spannt sich bis zum Jahr 2040.

Nachdem die Sowjets am 23.11.1972 den vierten Fehlstart ihrer Mondrakete „Herkules N1“ hinnehmen mussten, stoppten sie ihr Mondlandeprojekt und verloren zumindest diesen Wettkampf auf dem Weg ins All, nachdem sie seit „Sputnik 1“ als „Serien-Sieger“ glänzten. Nach nunmehr fast 52 Jahren stellen sich die russischen Wissenschaftler erneut dieser Aufgabe.

Seit dem Beginn der sowjetischen Raketentechnik und Raumfahrt ist deutsches Wissen an Bord, denn die Basis schufen deutsche Wissenschaftler und Ingenieure. Nachdem ab dem 18.07.1945 im „Institut Rabe“ (Bleicherode) und ab 1946 in den „Zentralwerken“ das „Aggregat 4“ – besser bekannt als „V2“ von deutschen Wissenschaftler rekonstruiert wurde, verschleppten die Sowjets das menschliche Know-How im Oktober 1946 in die Sowjetunion, um Stalin die sowjetische V2, die R-1 zu entwickeln.

Äußerlich vom Urahnen lediglich durch die Verlängerung um rund einen Meter zu unterscheiden, lehnte sich auch deren Technik direkt an den deutschen Vorgänger an. Das Folgeprojekt der auf die Insel Gorodomlija verschleppten deutschen Raketenspezialisten gipfelte in der Rakete R-14. Insider wissen, daß die sowjetische Mittelstreckenrakete SS-5 die R-14 als Basis hat.

Viel wichtiger werte ich den Fakt, dass diese R-14 einer der vier Außenbooster der typischen sowjet-russischen Großraketen ist.

Am 04.10.1957 brannte sich dies Form als sogenannter „Sputnik-Schock“ in das Bewusstsein aller Nationen, denn die Trägerrakete für den ersten Erdsatelliten bildete die R-7 „Semjorka“ und hatte die 4 x R-14 als Antriebsblöcke. Die heute zum Mond gestartete Sojus-Rakete basiert immer noch auf dieser bewährten Technik.

Übrigens. Wenn Sie einen originalen sogenannten Abreiß-Stecker der „V2“, der sich beim Abheben der Rakete trennt, „List-Stecker“ genannt, mit einem heutigen Stecker in einer Sojus-Rakete verbinden, passt dieser immer noch perfekt. Diese Raketen-Genetik hat auch Raumfahrer bei meinen Vorträgen überrascht.

Ein Schlusssatz sei allerdings noch erlaubt: All diese wissenschaftlich-technischen Schritte der Menschheit wurden von hochmotivierten und hochgebildeten Wissenschaftlern und Erfindern ermöglicht. Deren Ideen wurden wiederum von ebenso qualifizierten Technikern und Handwerkern in die Realität umgesetzt. Es sollte jedem auffallen; dass der „Berufsstand“ der Politiker keinen Anteil daran hatte. Diese Personen-Gruppe hat je nach Interessenlage gefördert oder gebremst und gilt im Rückblick als Störfaktor.

Nachvollziehbar ist dies auf Grund fehlender oder mangelhafter Bildung, wofür es gerade in der heutigen Zeit immer mehr „Hochglanz-Beispiele“ gibt.
Gunther Hebestreit

Anmerkung der Redaktion: Nachlesen kann man das in „Raketen aus Bleicherode“ (von Gunther Hebestreit und Bernd Henze, H & H Verlag)