Lichtblick zum Wochenende

Einfach probieren

Freitag
11.08.2023, 09:00 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Neulich las ich eine Anekdote aus dem Leben des amerikanischen Psychiaters und Schriftstellers M. Scott Peck. Eine seiner Patientinnen, die an Depressionen litt, konnte zu seiner Sprechstunde nicht kommen, weil ihr Auto kaputt war...

„Ich hol Sie auf meinem Weg zur Praxis ab“, bot er ihr an, „aber ich muss auf dem Weg dann noch mal in die Klinik zu einer Visite. Sie können ja so lange im Auto warten.“

An der Klinik angekommen, hatte Dr. Beck noch einen neuen Vorschlag: „Wie wäre es, Sie würden in der Zeit meiner Visite nach zwei anderen Patientinnen von mir schauen. Die könnten einen kurzen Besuch durch jemanden gut gebrauchen.“ Seine Mitfahrerin ließ sich dazu überreden.

Nach eineinhalb Stunden trafen sie sich wieder. Es zeigte sich, dass die Frau völlig erfüllt war von ihren Besuchen. Sie hatte tatsächlich die beiden aufmuntern können, und fühlte sich über dieser Erfahrung so großartig wie seit langem nicht mehr. „Na, da haben wir jetzt eine Möglichkeit gefunden, wie wir Sie aus Ihrer Depression herausbekommen“, meinte Dr. Peck schmunzelnd. „Das ist die Lösung Ihres Problems.“ – „Soll das heißen, dass Sie von mir erwarten, von nun an jeden Tag Krankenbesuche zu machen?“, fragte die Frau erschrocken zurück.

Ich denke, dass mag nicht in jeder Situation eine Lösung sein, aber wir sollten den Impuls dieser Geschichte nicht zu schnell beiseite schieben. Jesus fordert uns auf, aufeinander zuzugehen und Gott zu lieben und unsere Mitmenschen „wie uns selbst“. Es könnte sein, dass sich darüber eine ganz neue Lebensqualität einstellt. Oft schon haben Menschen, die einfach nur helfen wollten, und jemand mit ihrer Aufmerksamkeit und Zeit beglückten, erleben können, dass sie dabei selbst Beschenkte wurden.

Der Soziologe Tony Campolo, bei dem ich diese Anekdote von Scott Peck gefunden habe, schreibt dazu:
„Trotzdem tun wir es oft nicht, weil wir meinen, Nachfolge Jesu sei eine Last. Doch das Gegenteil ist der Fall! Wenn wir tun, was Jesus aufträgt, dann ist das für uns in jeder Hinsicht eine bereichernde Erfahrung. Wir erleben, wie er in unserem Dienst wirkt.“

Das heißt, wir erfahren, dass Gott dann mit am Werk ist. Die Wahrheit dieser Worte muss allerdings jeder selbst ausprobieren. Dazu mache ich Ihnen Mut.
Ihr Pfarrer Andreas Möller aus Körner