BUND im Einsatz

Für Spargelerbse und Bienen-Ragwurz

Sonntag
30.07.2023, 18:50 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Am 22. Juli herrschte mal keine Hitze bei der Mahd der größten Vertragsfläche des BUND-Kreisverbandes Nordhausen in der Nähe von Obergebra. Fünf Enthusiasten waren beim 171. Artenschutzeinsatz sechs Stunden lang zum Wohle der heimischen Pflanzen- und Insektenwelt tätig. Organisator Bodo Schwarzberg berichtet...

Knapp einen Hektar misst der zwischen Hainleite und Bleicheröder Bergen gelegene Halbtrockenrasen, den wir vom BUND-Kreisverband auf einer Teilfläche über das Programm NALAP schon vor Jahren unter Vertrag genommen haben. Mit der einschürigen Mahd imitieren wir nicht nur die über Jahrhunderte übliche, extensive Bewirtschaftung um der heute vielfach musealen Bewirtschaftungsform willen.

Die Orchidee Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera)  (Foto: Bodo Schwarzberg) Die Orchidee Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera) (Foto: Bodo Schwarzberg)


Diese Pflanze gehört zu den auffallendsten Erscheinungen der hier beschriebenden Mähwiese. Sie wird durch extensive Mahd gefördert und breitet sich in Europa gegenwärtig auf Grund der Klimakrise nach Norden aus, während aus demselben Grund für zahlreiche Arten Rückgänge verzeichnet werden müssen. Zu den von uns auf der Wiese erhaltenen, bemerkenswerten Pflanzenarten gehört auch die in Thüringen stark gefährdete Gelbe Spargelerbse (Lotus maritimus).

Vielmehr geht es um die Erhaltung zahlreicher Pflanzenarten, die auf magere und lückige Bodenverhältnisse angewiesen sind und den Larven vieler Insektenarten als Nahrung dienen. So benötigen die Larven vieler Schmetterlingsarten die pflanzlichen Bewohner der Magerrasen, um einst schließlich selbst als Schmetterlinge über die Wiese flattern zu können. Die ausgewachsenen Falter, aber auch z.B. Wildbienen und Schwebfliegen wiederum saugen dann die oftmals gelben Köstlichkeiten beispielsweise von Flockenblumen-, Witwenblumen- und Thymianblüten, die dabei ganz nebenbei selbst von ihnen bestäubt zu werden.

Zum Einsatz brachten wir Fünf neben Harken und Heugabeln Freischneider und einen leistungsfähigen Allmäher, der, bei fachkundiger Führung, in kurzer Zeit große Flächen mähen kann.

Die Mahd lassen wir zeitlich und örtlich von Jahr zu Jahr meist ein wenig rotieren, so dass einige Flächenteile brach liegen bleiben, während benachbarte gemäht und beräumt werden.

Durch diese Herangehensweise und auch durch den Einsatz unterschiedlicher Mähgeräte, berücksichtigen wir die nicht selten verschiedenen Ansprüche und Entwicklungszustände der Pflanzenarten, und sorgen für eine auch physiognomisch auffallende Strukturvielfalt der Pflanzendecke: Golfplatzmäßig kurzrasige Abschnitte mit offenen Bodenstellen wechseln sich mit längerrasigen und ungemähten Abschnitten ab. Andere erscheinen unordentlich, da wir hier mit unseren Freischeidern ungleichmäßig mähten.

Diese Strukturvielfalt fehlt heute allzuoft in unsereren vielfach intensiv und gleichförmig genutzten Landschaften, was zu den großen Problemen für die Biodiversität mit beiträgt.

Hervorgehoben werden muss, dass diese kleinflächig differenzierte Herangehensweise vor allem auf artenreichen Splitterflächen heutzutage oft nur noch ehrenamtlich umgesetzt werden kann. Ein wirtschaftliches Interesse darf dabei eher nicht bestehen.

Mein herzlicher Dank geht an alle Teilnehmenden, Mitglieder wie Freunde des BUND, die alle sehr effektiv und schnell arbeiteten, so dass ein weiterer Mahd-Einsatz auf der für uns recht großen Fläche in diesem Jahr nicht notwendig sein dürfte.

Selbstverständlich gab es auch wieder eine ausgiebige Pause unter freiem Himmel, bei der Imbiss und Getränke besonders gut schmecken.

Der nächste landschaftspflegerische Einsatz des BUND-Kreisverbandes Nordhausen ist am 12. August im neuen Naturschutzgebiet Bromberg bei Niedersachswerfen.

Wer mitmachen will, ist herzlich willkommen. bodo_schwarzberg@yahoo.de