Zugehört

An einem verregneten Vormittag

Donnerstag
27.07.2023, 12:04 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Seit rund einer Woche ruft die Antifaschistische Aktion, kurz Antifa zu einer Kundgebung auf. Der Slogan lautete "AfD auflösen". Die nnz wollte bei diesem historischen Moment an einem Donnerstag dabei sein...

Im Geiste getrennt, auf dem Bild (fast) vereint (Foto: nnz) Im Geiste getrennt, auf dem Bild (fast) vereint (Foto: nnz)
Kurz vor 10 Uhr waren die Antifaschisten aus Nordhausen und Umgebung immer noch mit dem Aufstellen eines Pavillons und eines Generators beschäftigt. Notwendige Utensilien, um das gesprochene Wort einigermaßen in diesen trüben Vormittag zu transportieren.

Den ersten Redebeitrag hielt ein Student der hiesigen Hochschule. In seinen Ausführungen waren nahezu 20 Mal die Worte "Faschist", "Nazi" oder "Rechtsterrorist" auf. Ich könnte mich auch verzählt haben, denn die PA-Anlage war nicht optimal, vermutlich lief der Generator im Eco-Modus. Und der junge Mann berichtete von all den Schikanen, denen sich Studentinnen und Studenten im beschaulichen Nordhausen ausgesetzt fühlen, wie man gegen sie hetzt und - ja auch - wie man sie terrorisiert. Man fühle sich einfach unwohl.

Nun ja, in den täglichen Polizeiberichten liest man davon wenig bis überhaupt nichts, obwohl da sofort der Staatsschutz ermitteln würde. Im Übrigen - die Polizei und die vereinigten Ordnungsämter von Stadt und Landkreis waren heute der antifaschistischen Einladung ebenfalls gefolgt.

Die hiesige kommunale Politik stand etwas abseits (Foto: nnz) Die hiesige kommunale Politik stand etwas abseits (Foto: nnz)
Sie mussten, wie die bei Regen sich eher zurückhaltenden Nordhäuser, mit anhören, wie eine zweite Rednerin die klassische "Heterosexuelle Familie mit Vater, Mutter und Kind" verteufelte. Vielleicht auch deshalb, weil die der familienplanerischer Favorit der AfD zu sein scheint. Diese aufzulösende Partei hatte in Sicht- und Hörweite einen Infostand aufgebaut und erfreute sich in ihrem vorhergesagten Endstadium in Nordhausen einer gewissen Beliebtheit. So zumindest der Eindruck des Beobachters.

Alles Nazis? (Foto: nnz) Alles Nazis? (Foto: nnz)
Und so tröpfelte nicht nur der Regen auf die beiden politischen Lager. Kleiner demoskopischer Nachtrag: Das, was gemäß der Antifa sich aufzulösen habe oder aufgelöst werden muss, das hatte in der jüngsten INSA-Umfrage vom Dienstag dieser Woche 21,5 der bundesdeutschen Wähler auf sich vereinen können. Fazit: Es bedarf noch Einiges an agitatorischer Überzeugungsarbeit seitens der Antifa und ihrer Sympathisanten, wenn sich daran etwas ändern soll. Möglich ist diese Veränderung aber auch in beiden Richtungen, wie der heutige Regenvormittag in Nordhausen zeigte.
Peter-Stefan Greiner

Vorsicht: Der Bericht enthält kommentierende Facetten.