Zugehört

Wo ist die Verantwortung geblieben?

Mittwoch
28.06.2023, 08:00 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Erster Schlagabtausch, titelte am Montagabend mein geschätzter Kollege Angelo Glashagel. Zugegeben, ich hätte es als Berichterstatter genauso gemacht. Doch ich hatte mich, anders als zuerst angedacht, in die hinterste Reihe des Auditoriums “verzogen” und das war gut so…

Volles Haus im neuen Autohaus (Foto: nnz) Volles Haus im neuen Autohaus (Foto: nnz)
Ja, wir sind schon mittendrin, sowohl in der Zeit des Wahlkampfes, als auch der Schlagabtausche. Das, was jedoch dem geneigten Zuhörer unter 250 Gästen zu Ohren kam, war weder ein Abtausch noch ein Geplänkel.

Es war ein erstes Herantasten der Kandidaten an das, was sie eventuell in den kommenden Wochen und Monaten erwarten wird: WahlKAMPF. Und mittendrin werden die drei Männer und die eine Frau stehen, wenn es bei dem Bewerberquartet bleibt. Der Fokus jedoch wird sich auf den AfD-Mann Jörg Prophet richten.

Das war gestern schon so. Mucks-Mäuschen-Stille als Prophet (nach Losverfahren) als Letzter sein Statement abgab. Danach: richtig starker Beifall, mehr als bei den anderen zuvor. Und so ging es weiter - bei den Fragen des Moderators (Marc Neblung machte einen guten Job) und bei denen aus dem Publikum, abgesehen von der kruden Frage der Thüringer Landtagspräsidentin (wir berichteten). Was mir bei Prophet vor allem auffiel, das war ein Wort: Verantwortung!

Verantwortung übernehmen für das, was man vorhat, umsetzt und vor den Bürgern abrechnet. Nicht wegducken oder hinter nicht geflossenen Fördermitteln und Bedarfszuweisungen verstecken. Verantwortung übernehmen für die 400 Menschen der Verwaltung und vor allem dafür, dass die sich nicht selbst verwalten (wie das sechs Jahre lang der Fall war), sondern die Kreisstadt verwalten. Das Ziel erreichen, was sich Politik und Verwaltung vornehmen, wofür sie gewählt, eingestellt und bezahlt werden. Sozusagen sind wir Bürger mit unseren Steuern ihre Arbeitgeber und denen gegenüber ist man nicht nur am Ende einer Legislatur rechenschaftspflichtig..

Noch emotionaler als das Geplausche des Quartetts war das Statement von Silvio Wagner. Der erfolgreiche Bauunternehmer ist wohl kein Meister des Wortes am Mikrofon, wohl aber seines Faches und er übernimmt Verantwortung für viele Frauen und Männer, die in seinem Unternehmen einen sicheren Job haben. Silvio Wagner ist seit “Urzeiten” Mitglied der CDU. Doch er kann das Lavieren der angeblichen Parteiführer weder in Berlin noch in Erfurt nicht mehr ertragen. Dieses Rumeiern, dieses sich Festklammern am noch so kleinsten Zipfel der Macht und dabei vergessen, dass seine CDU einst für das Konservative stand. Merz und Vogt - sie alle übernehmen keine Verantwortung, sprechen keine klaren Worte und das, “das kotzt mich an”, meinte das CDU-Mitglied Wagner und bekam dafür den wohl längsten Beifall des Abends.

Auch im Nachhinein allgemeines Schulterklopfen, Zustimmung am Buffet oder am Eiswagen und doch musste es NUV-Chef Niels Neu abermals als sein Schlusswort kundtun: Die Stimmen - für oder wider - müssen nach außen dringen und weiter transportiert werden, um letztlich dort gehört zu werden wo sie hingehören. Über die nnz wird dies möglich sein, das garantieren wir als klitze-kleines Medium.
Peter-Stefan Greiner