LACHEN BEFREIT!

Theaterregisseur Andreas Simma im Porträt

Freitag
23.06.2023, 14:50 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Andreas Simma inszeniert Pergolesis »Die Magd als Herrin« für die Thüringer Schlossfestspiele Sondershausen. Am 1. Juli ist auf der Theaterwiese von Schloss Sondershausen Premiere...

Andreas Simma  (Foto: TNLOS) Andreas Simma (Foto: TNLOS)

Der gebürtige Österreicher ist Schauspieler, Regisseur, Lehrer und Clown. Andreas Simma war bereits ein gestandener Schauspieler, als ihn die Lust überkam, sich noch umfassender ausbilden zu lassen und er ging nach Paris. Hier war die Ausbildung das, was man vielleicht als »ganzheitlich« bezeichnen würde. Auch der Spaß und die Freude an der Komik kamen nicht zu kurz. So hielt es ihn in Paris, wo er noch heute lebt. Zwölf Jahre arbeitete Andreas Simma für das Théâtre du Soleil unter der Direktion von Ariane Mnouchkine. Mnouchkine ist eine Ikone des europäischen Theaters und in ihrer alternativen Theaterpraxis bis heute einzigartig. Mnouchkine ist sehr inspiriert von der Theatralik und Präzision des japanischen Noh – und Kabuki, einem volkstümlichen Theater, das Tanz und Pantomime enthält und mit einem übersteigerten realistischen Stil arbeitet. Ebenso fasziniert sie, genauso wie Andreas Simma die aus Italien stammende Commedia dell’arte.

Diese Faszination schlägt sich nicht von ungefähr in der Arbeit von Andreas Simma in »Die Magd als Herrin« nieder. Immerhin stammt Pergolesis Intermezzo aus der goldenen Zeit der Commedia dell’arte, in der z.B. die Figur des Uberto der Pantalone wäre.

Andreas Simma hat nun Pergolesis barocke Perle frisch aufpoliert, damit sie auch für unser heutiges Publikum bunt, frech und lustig zum Glänzen kommt.
Die Handlung hat der Regisseur aus dem Bürgerhaus heraus in die Schaustelleratmosphäre geholt und den Text komplett neu geschrieben, während die Arien und Duette sich geschmeidig in das Geschehen einfügen. So gibt es bei den Thüringer Schlossfestspielen eigentlich, was das Buch anbelangt, eine Uraufführung. In der Originalfassung war die Figur des Uberto ein »alter Knacker« und Serpina seine Haushälterin. Um in jener fernen Zeit der Entstehung der Oper – 1733 in Neapel uraufgeführt – den gesellschaftlichen Stand aufzupeppen, musste Frau heiraten, meist einen Alten mit viel Geld. Ein heute ganz wichtiger Aspekt für eine Heirat kam in dem Originallibretto nicht vor – die Liebe. Um die Geschichte heute noch glaubwürdig zu machen, hat Andreas Simma die Figur der Serpina als Findelkind von Uberto eingeführt. Uberto ist bei ihm der Chef einer Schaustellertruppe, die allerdings ihr Gewerbe verloren hat, weil von der Politik das Lachen verboten wurde. Aus Gram darüber ist Uberto vorzeitig gealtert. Dass Serpina ihn liebt, ist Uberto gar nicht so klar. Da muss dem traurigen Zirkusdirektor, der vor lauter Frust beinahe selbst eine reiche Frau heiraten will, um aus dem Schlamassel zu kommen, erst auf die Sprünge geholfen werden. Vespone, eigentlich stumm, der auch in dem Zirkus arbeitet, die Bühne fegt und so manchen Witz entstaubt, will helfen. Die Geschichte geht gut aus, zum Glück, wenngleich Vespone dabei beinahe auf der Strecke bleibt.

Das spritzige, mit Situationskomik gespickte Stück, das mit allen überkommenen Rollenklischees aufräumt, ist das passende Sommertheaterabenteuer für die ganz Familie. Dass Andreas Simma selbst hinreißend den Vespone spielt, ist das Tüpfelchen auf dem »i«. Unter einem sowohl vor Sonne als auch vor Regen schützendem Zeltdach kann das Publikum vor der Rotunde des Schlosses auf der Theaterwiese auf Bänken oder der mitgebrachten Picknickdecke Platz nehmen und entspannt mit den Kindern dem Geschehen folgen.