Ausstellung im Kunsthaus endet Sonntag

Die Goldenen 20er gehen zu Ende

Donnerstag
15.06.2023, 14:45 Uhr
Autor:
red
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Nur noch eine knappe Woche ist die einmalige Zeitreise durch die Kunst der goldenen Zwanziger Jahre im Kunsthaus Meyenburg möglich. Am Sonntag endet die Ausstellung und die 60 Leihgaben gehen zurück in die Sammlung Sundermann nach Würzburg…

Am Samstag, dem 17. Juni, um 20 Uhr gibt es noch einen musikalischen Höhepunkt zur Ausstellung: Unter dem Titel "Rausch & Absturz - die deutschen 20er Jahre" präsentieren Silke Gonska & Frieder W. Bergner eine musikalische Revue in bester 20er-Jahre-Tradition und lassen dieses Jahrzehnt der Gegensätze wiederaufleben. Wir hören viel Musik, jazzige Vertonungen von toller Lyrik aus der Zeit zwischen den Weltkriegen.

Dazu entfalten die beiden Akteure ein lebendiges Panorama dieser Dekade in den Berichten bekannter Zeitgenossen wie Friedrich Hollaender, Oskar Maria Graf, George Grosz und Kurt Tucholsky. Wir lernen ein Deutschland kennen, das nach Weltkrieg und Revolution versucht, in den von Hunger und Verlust gezeichneten Metropolen eine neue Kultur und Kunst zu etablieren.

Aber nicht nur die Prominenten dieser Jahre kommen zu Wort. Mit einem Stück seiner eigenen Familiengeschichte erzählt der Autor Bergner, wie sein Großvater nach Kriegsdienst in der kaiserlichen Marine und dem Kieler Matrosenaufstand mit wenig Glück versucht, in der sächsischen Provinz ein bescheidenes Stück Wohlstand für seine Familie zu erarbeiten. Und wie seine älteste Tochter nach dem frühen Tod des Vaters begeistert den Versprechungen der Nationalsozialisten hinterherläuft. So enden die deutschen 20er Jahre turbulent, mit Hoffnungen im Kleinen und im Großen, aber auch – wie wir heute wissen – mit einer düsteren Vorahnung. Diese Veranstaltung ist eine Kooperation mit dem Jazzclub Nordhausen.

In der bildenden Kunst war die Zeit der Weimarer Republik von 1918 bis 1931, die wir in der Ausstellung mit 95 Kunstwerken präsentieren, durch eine Vielzahl von verschiedenen Kunstrichtungen geprägt. Gemeinsam ist allen Stilrichtungen eine besondere Aufbruchsstimmung. Eine der prägendsten Kunstrichtungen dieser Zeit war die Neue Sachlichkeit.

Friedrich G. Einhoff: Frau im roten Kleid (Foto: Kunsthaus Meyenburg) Friedrich G. Einhoff: Frau im roten Kleid (Foto: Kunsthaus Meyenburg)


Sie entstand aus der Erfahrung des Ersten Weltkrieges und des anschließenden gesellschaftlichen Wandels. Viele der Künstlerinnen und Künstler waren politisch engagiert. In den 1920er Jahren befreite sich die Kunst zunehmend aus akademischen Zwängen. Zu den wichtigsten Vertretern dieser Kunst gehören: Max Beckmann, Christian Schad, Käthe Kollwitz und Otto Dix. Von diesen Künstlern sehen Sie Werke in unserer Ausstellung. Neue Themen waren das Leben in der Großstadt, die Kluft zwischen Arm und Reich sowie die neue selbstbewusste Frau.

Auch das Porträt wurde zu einem wichtigen Genre, z.B. bei Otto Dix, Lovis Corinth oder Käthe Kollwitz. Im Zentrum unserer Ausstellung steht die berühmte Grafikfolge von George Grosz „Ecce Homo“ aus den Jahren 1922/23.

Der Künstler Georg Groß, der sich ab 1916 amerikanisierend George Grosz nannte, ist ein Kompendium voll kommentarloser, beißender Bildsatire: Darüber hinaus ist "Ecce Homo" wie jede große Satire von großem Ernst getragen und, wie schon der Titel verrät, voller Anspielungen auf die "ewigen" Menschheitsthemen.

Eine Zeit, die so vielschichtig war und für uns heute noch so wichtig ist, ebenso wie die Kunst der goldenen Zwanziger so viele Unterschiede und Gemeinsamkeiten hat und vielleicht deshalb heute so aktuell wie nie ist.
Öffnungszeiten: Di – So 10 bis 17 Uhr, Ausstellungsende ist der 18. Juni