Thüringer HC

Der letzte Punkt für den Vizemeister muss noch her

Montag
15.05.2023, 20:31 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Schon übermorgen, am Mittwoch geht für den Thüringer HC der Bundesliga-Alltag mit einem Auswärtsspiel, dem mitteldeutschen Derby gegen den SV Union Halle-Neustadt weiter...

Alles andere als eine Pflichtaufgabe. Nach dem enttäuschenden Wochenende beim Finalturnier in der EHF European League in Graz muss die Mannschaft sich erst selbst wiederfinden.

Rückblick:
Nicht ganz mit leeren Händen ist die Mannschaft aus Graz zurück, unsere Beste, auch die beste THC-Spielerin der Saison, Annika Lott wurde mit der Trophäe für die beste Werferin geehrt: 87 Tore in 14 Spielen, 68 seit der Gruppenphase, wie es die EHF zählt.

Es sollte die große “Rot-weiß-blaue Party” werden, alles war dafür hergerichtet: Über 200 treue THC-Fans waren mit Begeisterung und Zuversicht nach Österreich gereist, die “Rote Wand” bestimmte die Atmosphäre in einer ansonsten eher spärlich gefüllten Halle. Partystimmung auf allen Wegen, aber sie erreichte die Mannschaft nicht. Wo waren Siegeswille und Kämpferherz, das Team hatte sich so viel vorgenommen, war mit viel Zuversicht ins Turnier gegangen und ließ dort fast alles vermissen. Dabei war man mit 3:1 und 4:2 doch ordentlich ins Halbfinale gestartet.

Wie man dann dem Gegner einen 6:0 Lauf zum 4:10 gestatten konnte, bleibt genau so rätselhaft wie die vielen technischen Fehler, die Fehlwürfe an Pfosten und Latte. Es hat nicht nur an der schwedischen Nationaltorhüterin gelegen, dass die Bälle nicht rein gingen. Das Halbfinale hatte der THC bereits nach 20 Minuten verloren, dabei war Ikast Handbold nicht die befürchtete Übermannschaft. Die Niederlage war am Ende deutlich, aber die Mannschaft hatte sie sich zu einem großen Teil selbst zuzuschreiben. Nach diesem vermasselten Auftakt wollte unser Team gegen die BVB-Damen aus Dortmund, die erst nach Siebenmeter-Werfen am Finaleinzug gescheitert sind, im Spiel um die Bronzemedaillen alles besser machen. Im Spiel um Platz drei klappte schon der Auftakt nicht, und selbst wenn die THC-Mannschaft immer wieder auf drei Tore heran eilte, den Bock konnte sie in keiner Phase umstoßen. In dem Spiel war die niederländische Nationaltorhüterin Yara ten Holte im BVB-Tor die Matchwinnerin.

Die Superquote von 53% gehaltener Bälle sagt alles. Die sich häufenden Fehler, das Wurfverhalten im Angriff - beides war an diesem Tag katastrophal. Schluss mit der Kritik: Mannschaft und Trainer werden das Turnier aufarbeiten, die richtigen Schlüsse ziehen, um es zukünftig besser zu machen. Sie bleiben im Großen und Ganzen in der kommenden Saison beisammen, verstärken sich noch und werden erneut angreifen. Zum Sport gehören Siege und Niederlagen, man kann sich an Siege gewöhnen, an Niederlagen eher nicht. Unsere Enttäuschung ist zwar groß, aber der Glaube und die Liebe zu unserem Team sind nicht erschüttert. Das schweißt uns eher zusammen. Zusammen siegen - zusammen verlieren, das spricht für Teamgeist.

Zum Spiel:
Zuerst ist nun Herbert Müller als Psychologe gefragt, als “Frauenversteher”. Nicht so einfach, die Wunden zu heilen, Tränen zu trocknen, das Gewesene schnell zu vergessen, um nach vorn zu schauen. Drei Spiele noch bis Ultimo. Es fehlt ein Pünktchen, um ganz sicher als Vizemeister die Saison zu beenden. Normalerweise wäre da Halle-Neustadt so ein Pflichtspiel.

Doch Vorsicht, der THC ist nach den beiden Niederlagen angeknockt, die Wildkatzen stehen mit dem Rücken zur Wand und kämpfen gegen den Relegationsplatz 13. Unsere Mannschaft muss ganz schnell den Schalter umlegen. Die Reise nach und durch Europa war wunderschön, jetzt hat uns der Bundesligaalltag wieder und da sollten die drei restlichen Spiele gewonnen werden. Gegen Halle-Neustadt, um Platz zwei endgültig zu sichern, gegen den BVB 09, um sich für die Grazer Niederlage zu revanchieren, um das wahre THC-Gesicht zu zeigen, im letzten Heimspiel vor über tausend Fans. Zum Abschluss wird es in Bensheim noch einmal schwer, aber auch da geht es um Wiedergutmachung. Die Mannschaft sollte demonstrieren, dass sie es auswärts besser kann als in Blomberg oder Bietigheim. Das wird eine spannende Schlussphase und mal ehrlich, wir hatten doch eine tolle Saison mit einer tollen Mannschaft und sind am Ende “Vizemeister”!
HaJo Steinbach