Ein sportlich-nostalgischer Rückblick

Mann, das waren noch Zeiten…

Dienstag
16.05.2023, 08:00 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Das waren noch Zeiten, da Nordhausen nicht nur in Nordthüringen als eine sportliche Hochburg galt. Wenn alles passte, dann konnte der geneigte Sportfan Regionalliga-Fußball, Bundesliga-Boxen und Championsleague-Handball an einem Wochenende sehen. Was ist davon geblieben?

Klarer Sieg des NSV-Teams gegen Chemnitz im Januar 2017 (Foto: nnz-Archiv: Ch. Keil) Klarer Sieg des NSV-Teams gegen Chemnitz im Januar 2017 (Foto: nnz-Archiv: Ch. Keil)
Die Antwort ist schnell gefunden: Nichts! Im Fußball kämpft Wacker Nordhausen um den Erhalt in der Oberliga, die Handballerinnen des THC haben bei den Final-Four in Graz nicht überzeugt. Nordhausen selbst ist von der Austragung der internationalen Spiele entfernt. Und was ist mit den legendären Boxnächten?

Zweimal wurden die Boxer des NSV Deutscher Meister, die Kämpfe in der Ballspielhalle hatten etwas ganz Besonderes: Charme, Dichte, Spannung und tolle Kämpfe im Seilquadrat. Dann das jähe Ende, der Bruch und im Ergebnis eine Abspaltung und Neubildung eines Vereins, der BSG Altstadt 05.

Es sind immer die persönlichen Befindlichkeiten, die in Nordhausen (und vielleicht auch anderswo) über die Zukunft des Sportes entscheiden. In Nordhausen habe es inzwischen ein Schlichtungsgespräch zwischen dem NSV, unter dessen Dach die Abteilung Boxen zu finden ist, und dem Vorstand der BSG. Man wolle nicht mehr schlecht über den anderen reden, so allgemein könnte man das Ergebnis dieses Gespräches betiteln. Doch gemeinsame Bundesliga-Nächte wird es in Nordhausen wohl nicht mehr geben.

Prof. Philip Heiser, der Präsident des NSV, sieht den Grund für das Nichtstattfinden eines solchen Boxevents nicht in der Situation in Nordhausen, sondern in den Regeln des Deutschen Boxverbandes. Der hatte schon in seiner Ausschreibung zur Deutschen Mannschaftsmeisterschaft eine solche Schranke für regionale Vereine eingebaut, dass hier Hopfen und Malz verloren ist.

Neben der Forderung nach Bundeskaderathleten in den Mannschaften und Kämpfern aus dem eigenen Landesverband, dürfen keine sogenannten “Einflieger” in der Mannschaft eingesetzt werden. Die Zeiten von Kämpfen wie denen mit Balázs Bacskai sind damit endgültig Geschichte. Darüber hinaus gibt es in Thüringen kaum Vereine, die personell so bestückt sind, dass Nordhausen je wieder in der einzig noch existierenden Bundesliga boxen könnte. Das ist Geschichte.

Die Bundesliga und die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft machen vier Vereine - BC Chemnitz, BSK Hannover-Seelze, MBR Hamm und Traktor Schwerin - unter sich aus. Wobei, eigentlich ist aus dem Quartett nur eine Mannschaft - wie einst Velbert - als Meister gesetzt und das sind die Schweriner. Trainingsschwerpunkt, Olympiaschwerpunkt, große Halle, genügend Sponsoren und personell gut in den Gremien des Deutschen Boxsport-Verbandes verankert.

So ist die Situation aktuell für Nordhausen. Wie sie zu ändern sein könnte, bleibt ungewiss. Spitzenhandball der Frauen wird künftig in Bad Langensalza gespielt, die in die Jahre gekommene Wiedigsburghalle lässt Heimspiele des THC nicht mehr zu. Boxen wird in Nordhausen nur als Einzelsportart betrieben und das neue Wacker-Stadion könnte, wenn sich an der Spitze des FSV nichts verändert, als Kulisse für die Thüringen-Liga herhalten. Mehr wird nicht “drin” sein.
Peter-Stefan Greiner